Mit dem flotten E-Bike steigt das Unfallrisiko
In Bretzfeld verunglückt der erste Radfahrer in diesem Jahr tödlich. Die Zahlen zeigen, dass Unfälle mit E-Bikes in der Region zunehmen. Die Polizei nennt typische Unfallsituationen.
Frühling, milde Temperaturen, Sonnenschein - das trockene Wetter der vergangenen Tage lädt zum Radfahren ein. Die Unfallzahlen zeigen: In der Region steigt die Zahl der verunglückten E-Bike-Fahrer. Am vergangenen Wochenende kommt der erste Fahrer für dieses Jahr ums Leben. Ein 83 Jahre alter Mann prallt beim Überqueren einer Hauptstraße in Bretzfeld gegen ein Auto. Dass der Senior einen Helm trägt, rettet ihm nicht das Leben.
Ob Pedelec oder nicht - der Radfahrer hätte an der Kreuzung anhalten müssen, sagt Carsten Diemer, Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums, zum derzeitigen Stand der Ermittlungen. Ein Gutachter zur Klärung des Geschehens ist eingeschaltet.
Mehr Unfälle und mehr schwer verletzte Menschen
2021 nehmen innerhalb des Präsidiumsbereichs die Rad-Unfälle insgesamt und die mit Elektro-Rädern gegenüber dem Jahr davor zu. Mit dem Plus der Crashs klettert die Zahl der schwer verletzten Radler in der Region: von 68 im Jahr 2020 auf 115 im vergangenen Jahr.
Nicht selten passiert es, dass sich E-Bike-Fahrer auf dem Neckar-Radweg begegnen, die Geschwindigkeit des jeweils anderen falsch einschätzen und bei der geringsten Berührung stürzen, nennt Diemer ein Beispiel eines typischen Unfalls mit Elektro-Rad. Oder jemand spurtet - statt mit niedrigem Tempo - angetrieben von der Batterie rasant einen Berg nach oben und fliegt aus der Kurve.
Polizei rät zu Sicherheitstraining
Wie schnell ist ein E-Bike? Wie verhält es sich in Kurven? Ein Pedelec sei schwerer als ein normales Rad, sagt Roberto Monaci vom Referat Prävention des Präsidiums. Es besitze außerdem oft einen anderen Schwerpunkt als ein herkömmliches Rad. Monaci rät Besitzern, einen Sicherheitskurs zu absolvieren. Den gebe es zum Beispiel bei der Kreisverkehrswacht in Heilbronn. Radfahr- und Automobilclubs, selbst Fahrradhändler böten Trainings an. "Das Tragen eines Fahrradhelms ist ein wichtiger Aspekt, um sich zu schützen", sagt Monaci. Radfahrer sollten außerdem für andere Verkehrsteilnehmer gut erkennbar sein und reflektierende Kleidung tragen.
Bei vielen Unfällen, gerade auch mit älteren Menschen, spiele das Tempo des E-Bikes mit rein, weiß Monaci. Dies führe zu meist schweren Verletzungen. "Die Folgen sind gravierend." Die Polizei halte Vorträge für Seniorengruppen. Wer sich dafür interessiere, könne sich unter der Nummer 07131 1041042 ans Referat Prävention wenden.
Studie: Mit dem E-Bike steigt das Unfallrisiko
Dass Zweiradfahrer zunehmend gefährlich leben, zeigt die neue Allianz-Studie Zweirad-Verkehrssicherheit. Ihr zufolge sterben in Deutschland aktuell fast 40 Prozent der Verkehrsopfer als Zweiradfahrer. Die Zahl enthält die getöteten Motorradfahrer. Vor 20 Jahren waren es nur 25 Prozent. Der deutliche Anstieg sei auch dem Trend zu Elektro-Rädern geschuldet. Die Studie zeigt außerdem: Das Risiko, getötet zu werden, ist nach Berechnungen des Allianz Zentrums für Technik beim E-Fahrrad gegenüber dem herkömmlichen Rad im langjährigen Mittel dreimal höher.
