Zum Schmunzeln oder zum Ärgern: Diese Maistreiche beschäftigten die Region Heilbronn
Das Motto "Mainacht ist Freinacht" lädt dazu ein, Schabernack zu treiben. Auch in der Region Heilbronn gab es in den letzten Jahren immer wieder kreative Maistreiche – andere schossen über das Ziel hinaus.

In der Nacht auf den 1. Mai passiert mancherorts Merkwürdiges. Abgesägte Bäume, umgedrehte Ortsschilder oder mit Klopapier umwickelte Autos geben Rätsel auf: Wer wohl dahinter stecken mag? Haben Hexen und Dämonen Schabernack getrieben, wie es die langjährige Tradition der Walpurgisnacht verlangt? Auch in der Region Heilbronn-Franken sind in den letzten Jahren immer wieder ein paar skurrile Maistreiche aufgefallen.
Manche kennen die traditionelle Walpurgisnacht auch unter dem Begriff Hexennacht oder gar Freinacht. Gemäß dem Motto "Mainacht ist Freinacht" finden dann im ganzen Land oftmals lustige und originelle, leider aber auch dumme und gefährliche Streiche statt. Zu den beliebtesten Aktionen zählt zum Beispiel das Fällen der Maibäume. Doch es geht auch kreativer.
Hexen-Bad in Neckarsulm? Brunnen wird in Mainacht zum Schaumbad
In der Nacht auf den 1. Mai 2022 haben Unbekannte den Brunnen auf dem Neckarsulmer Marktplatz in ein Schaumbad verwandelt. Wahrscheinlich wurde hierfür Duschbad oder Waschpulver verwendet, wie die Polizei schon damals mutmaßte. Eine Gefahr für die Umwelt hatte damals nicht bestanden, da der Brunnen ein in sich geschlossenes System „wie bei einer Waschmaschine“ sei, wie Feuerwehr-Kommandant Wolfgang Rauh der Heilbronner Stimme erklärte. Das Wasser wurde lediglich abgelassen und neues eingefüllt.
Unbekannte erlauben sich Maistreich: Leingarten wird zu "Paulanergarten"

Am Tag nach der Walpurgisnacht lohnt sich auch immer wieder ein Blick auf die Ortsschilder in der Region. Das Örtchen Leingarten hatten Unbekannte beispielsweise nach einer kultigen Bierwerbung umbenannt. Demnach war dort im Jahr 2022 "Paulanergarten" zu lesen.

Einen ähnlichen Streich erlaubt sich auch Unbekannte in Lauffen am Neckar. Hier bekamen die Ortsschilder allerdings nur Zusatzinformationen – ähnlich dem Verdienst, den Dieter Schwarz an Heilbronn leistete, wurde Lauffen kurzfristig nach dem gleichnamigen Unternehmer "Friedrich-Schunk-Stadt" gekürt.
Einen aktuellen Streich haben sich Unbekannte am diesjährigen 1. Mai erlaubt. Das Ortsschild von Neckarwestheim stand am Feiertag plötzlich an der Ortseinfahrt der Nachbarkommune Talheim.

Missglückter Maistreich in Pfedelbach: Sand in fünf Traktor-Motoren gefüllt – hoher Sachschaden
Einen missglückten Maischerz erlaubten sich Täter in Pfedelbach. Landwirt Friedrich Stengel musste hier feststellen, dass Unbekannte Sand in die Motoren von fünf seiner Traktoren gefüllt hatten. Für den Bauern bedeutete dies einen Sachschaden von rund 150.000 Euro. Dass sich Jugendliche den Scherz erlaubt hatten und dabei deutlich über das Ziel hinausgeschossen waren, glaubte zunächst niemand. Stengel vermutete hinter der Aktion vielmehr eine Sabotage-Aktion eines Kollegen.
Hohenlohe statt Hollywood

Ein etwas besseres Beispiel für einen Maischerz gab es in Oberkessach. In der Mainacht im Jahr 2015 wurde hier ein besonderer Schriftzug errichtet: Die sechs Buchstaben "KESCHI" waren dort zu lesen – einen liebevollen Namen, den die Bewohner ihren Heimatort gegeben hatten. Damals noch mit einfachen Spanplatten errichtet, hielt das provisorische Bauwerk nur wenige Wochen. Viele Anwohner hatten die Kurzlebigkeit bedauert, weshalb 2020 der nächste Maistreich folgte. Seitdem liegt in Oberkessach ein Hauch von Hollywood in der Luft.
Politischer Maistreich in Schwäbisch Hall: Historische Bücke beschädigt
Ebenfalls mit einem Sachschaden endete eine Aktion im vergangenen Jahr in Schwäbisch Hall. Wie die Polizei mitteilte hatten hier Unbekannte einen Propeller mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Metern am First des Sulferstegs angebracht. Durch die Verschraubung in den Holzbalken des historischen Bauwerks entstand ein Sachschaden. Außerdem wurde eine Stoffpuppe als Modell eines getöteten Schwarzstorchs angebracht. Der Maistreich sei hier vermutlich politischer Natur gewesen. Aufgrund mehrerer Aufkleber, die in der Umgebung angebracht waren, war darauf zu schließen, dass die Unbekannten gegen die Errichtung weiterer Windräder demonstrieren wollten. Da kein Verantwortlicher ausgemacht werden konnte, wurde der Propeller durch den Bauhof der Stadt Schwäbisch Hall abmontiert.
Streiche in der Mainacht: Welche Konsequenzen drohen?
Natürlich darf in der Mainacht nicht völlig konsequenenzlos Unfug getrieben werden. Genau wie an allen anderen Tagen im Jahr wird die Polizei bei Vergehen die Ermittlungen einleiten. Selbst bei den beliebtesten Streichen kann somit eine Strafe drohen:
- Maibaum klauen: Gilt nach Paragraf 242 im Strafgesetzbuch (StGB) als Diebstahl und ist strafbar.
- Ortsschilder abschrauben: Kann laut Paragraf 315 b StGB einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr bedeuten.
- Hauswände, Autos und Co. mit Substanzen beschmieren: Wenn die Reinigung einen größeren Aufwand erfordert, kann dies gemäß Paragraf 303 StGB als Sachbeschädigung geahndet werden.
- Gegenstände mit Toilettenpapier umwickeln: Gegebenenfalls kann dies als illegale Müllentsorgung geahndet werden – es handelt sich dann um eine Ordnungswidrigkeit, für die ein Bußgeld fällig wird.
Letztendlich sollte also jeder selbst entscheiden, ob er sich einen Streich in der Mainacht erlaubt. Solange niemand verletzt oder finanziell geschädigt wird, werden kleinere Streiche jedoch oftmals toleriert. Generell gilt aber: Vandalismus und Sachbeschädigungen sind kein Spaß und können strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.