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Hilfe bei Integration: Fünf Geflüchtete arbeiten beim Landratsamt Heilbronn

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Man muss auch wollen: Wer als Geflüchteter ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland kommt, braucht Unterstützung. Hausmeister und Integrationsdienst sind ganz nah dran an den Menschen.

Von Stefanie Pfäffle
Setzen sich gemeinsam für Geflüchtete ein (von links): Integrationsmanager Imam Krate, Katharina Fischer, Sachgebietsleiterin Integrationsplanung, Simon Shakra, Teamleiter Integrationsdienst, Integrationsmanagerin Hadeel Mustafa, Hausmeister Majid Minke und Luqman Zangana vom Sozialdienst beim Landratsamt.
Setzen sich gemeinsam für Geflüchtete ein (von links): Integrationsmanager Imam Krate, Katharina Fischer, Sachgebietsleiterin Integrationsplanung, Simon Shakra, Teamleiter Integrationsdienst, Integrationsmanagerin Hadeel Mustafa, Hausmeister Majid Minke und Luqman Zangana vom Sozialdienst beim Landratsamt.  Foto: Pfäffle, Stefanie

Egal, ob als betrunkener Tourist auf Malle oder als Asylbewerber, der sich nicht an die Regeln hält - es sind immer Minderheiten, die den Ruf einer ganzen Gruppe beschädigen. Umso wichtiger ist es, auch die andere Seite zu zeigen, in diesem Fall die von gut integrierten, arbeitenden ehemaligen Geflüchteten. Fünf von ihnen zum Beispiel sind in unterschiedlichen Funktionen beim Landratsamts Heilbronn tätig.

Majid Minke kam bereits 2008 aus dem Iran. Als Angehöriger einer kleinen Christenminderheit war das Leben dort nicht leicht. "Man kann ruhig sein und ein normales Leben führen. Oder man ist halt jung und dumm, dann bekommt man Probleme", erzählt der 32-Jährige, der als Hausmeister in der Unterbringung arbeitet. Seine einzige Chance: Flucht.

Geflüchteter aus dem Iran: "Man muss sich auch integrieren wollen"

In Herrenberg wird er "groß", wie er sagt, zieht dann wegen der Liebe zu seiner Frau erst nach Beilstein, dann nach Widdern. "Es gibt immer noch Leute, die 2008 mit mir kamen, die sind arbeitslos und einfach faul", sagt er kritisch. "Man muss sich auch integrieren wollen, dann kann man ihnen helfen." Er zeige gern den Weg, den Rest müsse jeder selbst machen.


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Einer, bei dem das geklappt hat, ist Sina Mehdiezadeh, 27, 2018 ebenfalls aus dem Iran gekommen. Er lebt inzwischen auch in Widdern und ist in seiner ehemaligen Unterkunft als Hausmeister tätig. "Das gibt mir ein gutes Gefühl, weil ich es geschafft habe", erzählt er. Nicht arbeiten zu dürfen war schwer - erst Ende 2021 wurde entschieden, ob er bleiben darf. Mit Sport und Deutschlernen hat er sich die Zeit vertrieben. "Ich war richtig fit", erzählt er lachend.

Integrationsmanager erzählen ihre Geschichte

Hadeel Mustafa ist eine echte Powerfrau. Eineinhalb Jahre, nachdem ihr Mann Syrien gen Deutschland verlassen hat, konnte sie mit ihrem damals siebenjährigen Sohn nachkommen. Einen Sprachkurs hat die inzwischen zweifache Mutter nie gemacht, sondern sich mit viel Motivation alles selbst beigebracht. "Ich sage den Leuten immer: Wartet nicht auf einen Platz, fangt selbst an", erzählt die Integrationsmanagerin. Nicht, dass das einfach sei. Doch Hadeel Mustafa hat sich durchgebissen, "Ich denke, man sollte den Willen haben, sich zu integrieren, auch wenn nicht alles glattgeht."

Imam Krate, 34, stammt ebenfalls aus Syrien. Er kam Ende 2015 in Bremen an, lebte drei Monate im Zeltlager, bis er mit Hilfe der katholischen Kirche eine Wohnung im Pfarrhaus bekam. Zwei Jahre war er auf ALG II angewiesen, doch er wollte mit Menschen arbeiten, studierte Sozialpädagogik und landete in Baden-Württemberg. "Ich fühle mich angekommen", erzählt der Integrationsmanager. Natürlich gebe es kulturelle Unterschiede, da stelle sich die Frage, ob man jemals zu 100 Prozent integriert sei. Auch, wie der Begriff zu definieren ist. "Die aufnehmende Gesellschaft muss mich akzeptieren. Man muss gegenseitig offen aufeinander zugehen, dann fühle ich mich wohl", versucht es Simon Shakra, Teamleiter Integrationsdienst.


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Eine gute Entscheidung

So geht es Luqman Zangana. Der 36-Jährige hat im Irak BWL studiert, doch in Deutschland merkt er: das ist es nicht. Schritt für Schritt arbeitet er seit seiner Flucht 2016 an seinem Ziel, lernt erst Deutsch, arbeitet inzwischen beim Sozialdienst und studiert nebenher Soziale Arbeit. "Das war eine gute Entscheidung." All das klappt auch dank netter Menschen in Bad Wimpfen.

"Ich kam hierher ohne Führerschein, Auto, Sprachkenntnisse. Jetzt habe ich einen guten Beruf und eine Perspektive." 2022 wurde Luqman Zangana eingebürgert. "Ich bin dankbar, in Deutschland leben zu dürfen. Jetzt bin ich ein freier Mensch."

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