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Lernplattform Teams: Datenschützer bremst Schulen aus

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Rektoren in der Region reagieren mit Entsetzen: Sie sollen auf ein beliebtes Microsoft-Paket verzichten.

Gehört stellenweise zum Deutschunterricht der Drittklässler: Grundschüler der Wolf-von-Gemmingen-Schule nutzen Tablets in der Klasse.
Foto: Simon Gajer
Gehört stellenweise zum Deutschunterricht der Drittklässler: Grundschüler der Wolf-von-Gemmingen-Schule nutzen Tablets in der Klasse. Foto: Simon Gajer  Foto: Gajer, Simon

Viele Betriebe setzen wie selbstverständlich auf MS365 von Microsoft, auch Schulen in der Region haben das Paket als Lernplattform für sich zu schätzen gelernt. Damit ist nach Willen des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg, Dr. Stefan Brink, aber bald Schluss. Laut einer Pressemitteilung erwartet er von Schulen, dass sie Schülern bis zu den Sommerferien Alternativen zum Cloud-Dienst MS365 anbieten. Ab Herbst soll die Nutzung beendet werden oder aber ein „datenschutzkonformer Betrieb“ eindeutig nachgewiesen werden. Schulen sind entsetzt.

 


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MS-Paket gilt als stabil und benutzerfreundlich

Microsoft bietet mit dem Paket nicht die einzige Möglichkeit, eine Lernplattform einzurichten. Es war aber eine stabile sowie benutzerfreundliche Lösung während der Pandemie. Eine Schule in der Region, die namentlich nicht genannt werden will, bezeichnet die Datenschutz-Entscheidung als Inquisition. „Es ist ärgerlich.“ Man könne die Diskussion nur mit Humor nehmen. Damit weist die Schulleitung darauf hin, dass der Datenschützer ausdrücklich die Systeme Moodle oder Itslearning empfehle, die den Schulen vom Kultusministerium ohne weitere Kosten angeboten würden. Dazu heißt es aus der Region nur: Itslearning sei auf einer Cloud von Amazon Web Services. Damit hat zwar ein weiterer US-amerikanischer Konzern die Hände im Spiel, die Daten sollen aber immerhin in der Europäischen Union gehostet sein.

Vorzeigeschule bei der Digitalisierung setzt auf Microsoft

Für die Wolf-von-Gemmingen-Schule ist die Entscheidung „sehr ärgerlich“, sagt Rektor Christian Mair. Schon vor Corona hat sich die Schule damit beschäftigt, wie digitale Elemente in den Unterricht integriert werden können. Mittlerweile gilt sie als Referenzschule bei der Digitalisierung. Zwei, drei Jahre Vorarbeit steckten drin, sagt der Rektor. Sollte die Schule ab Herbst ein neues System brauchen, werde die Zeit wohl nicht reichen: Man könne nicht alles so rechtzeitig umstellen, um den gewohnten Unterricht mit den digitalen Bestandteilen zu haben, sagt der Rektor. Außerdem liefe es auf ein Stückwerk hinaus. Man brauche Tools für die Videokonferenzen, andere für die Elternkommunikation. Und: „Das alles muss tablet-fähig sein.“

 


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Berufsschule hofft, datenschutzkonformen Weiterbetrieb hinzubekommen

An vielen Firmen sei MS365 ein Standard, sagt Christoph Franz, der die Peter-Bruckmann-Berufsschule leitet. „Ich will die Jugendlichen auf das Berufsleben vorbereiten.“ Der Schulleiter hofft deshalb, dass Details nachgereicht werden. Bevor er sich von Microsoft verabschiedet, will er wissen: Wie müsse ein datenschutzkonformer Weiterbetrieb aussehen, bekomme man ihn hin? Für ihn wäre es ein Rückschritt, müsste er auf Moodle oder Itslearning wechseln. Welche Plattform er vorzieht? „Ich nehme das kleinere Übel“, sagt er.

Die Entscheidung sei absehbar gewesen, sagt Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Ärgerlich sei aber, dass es vom Land keine „adäquate Ersatzlösung“ gebe. Das Kultusministerium habe den Kopf in den Sand gesteckt, sagt der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn. Es gebe auch kein Bemühen, Schulen beim Wechsel zu unterstützen. Moodle und Itslearning seien nicht benutzerfreundlich.

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Kommentare

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difoni Niedernhall am 27.04.2022 08:40 Uhr

Deutschland im Bereich digitalen lernen hinter Uganda und Zimbabwe. Weit vor uns Albanien.
So können wir weitermachen...

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