Stimme+
Landwirte aus Region Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Bauern halten an Protesten fest: Es geht um mehr als Agrardiesel

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Landwirte des Kreisbauernverbands Heilbronn fordern weniger Regeln und mehr Vertrauen von Politik und Öffentlichkeit. Was die Branche in der Region besonders umtreibt und wie die Bauern zu den aktuellen Protesten stehen.

Mitte Februar geht es los: Sobald die Böden befahrbar sind, der Kreisbauernverband rechnet damit in 14 Tagen, werden die ersten Getreidesorten eingesät: Sommerweizen und Sommergerste.
Mitte Februar geht es los: Sobald die Böden befahrbar sind, der Kreisbauernverband rechnet damit in 14 Tagen, werden die ersten Getreidesorten eingesät: Sommerweizen und Sommergerste.  Foto: etfoto/stock.adobe.com

Der Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg kritisiert die neuen EU-Vorgaben zur Bodenbearbeitung. Außerdem fordert er einen besseren finanziellen Ausgleich für Leistungen der Kulturlandschaftspflege. An den Protesten wollen die Bauern einstweilen festhalten. Das sind einige der Kernaussagen des jüngsten Bauerntages, der in Möglingen abgehalten wurde. Die Standesvertreter hatten sich zu ihrer jährlichen Mitgliederversammlung getroffen, um über aktuelle agrarpolitische Herausforderungen zu reden.

Die Bauern fordern unter anderem eine Lockerung der Vorgaben zur Bodenbearbeitung. "Wir appellieren dafür, der guten fachlichen Praxis wieder mehr Vertrauen zu schenken", so Stefan Kerner, Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg. Weiterhin steht die Rücknahme des Abbaus der Agrardiesel-Subvention im Raum. "Wir halten an unseren Kernforderungen fest." Die Maßnahmen zur Pflege der Kulturlandschaft sollen laut den Bauern finanziell besser honoriert werden. "Sonst geht die Kulturlandschaft, so wie wir sie kennen, flöten", fasst Kerner die Forderung zusammen. Besonders die in Württemberg typischen Steillagen im Weinbau seien ohne entsprechende Pflege gefährdet.


Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg will Proteste fortsetzen

Der Verband kündigt eine Fortsetzung der Proteste an. Es gehe längst nicht nur um den Agrardiesel. "Wir protestieren gegen die immer weitergehenden Einschränkungen seitens der Politik." Als Beispiel nennt der Verband die neuen Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen (Glöz). Deren Einhaltung ist seit 2023 Voraussetzung für den Bezug von flächenbezogenen Direktzahlungen.

Im Rahmen der Vorgaben werden zum Beispiel Fristen und Zeitfenster zur Bodenbearbeitung festgeschrieben. Der Bauernverband kritisiert, dass dabei bewährte Erfahrungswerte sowie die aktuellen Wetter- und Bodenbedingungen als Handlungsparameter ausgeklammert werden. Bei nachgewiesenen Verstößen gegen die Regeln droht Betrieben der Wegfall der Direktzahlungen.

Was Bauern an den neuen Regeln zur Bodenarbeiten kritisieren

Laut dem Geschäftsführer des Ludwigsburger Landschaftserhaltungsverbands, Andreas Fallert, steht die Glöz-Regelung in Konkurrenz zu bestehenden bewährten Programmen des Landes, wie dem "Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl" (Fakt) oder der Landschaftspflegerichtlinie (RPL). Diese seien für den Erhalt extrem bedrohter Feldvogelarten besser geeignet, als das europaweit eingeführte Glöz-System.

Laut dieser Richtlinie müssen vier Prozent der Ackerfläche aus der Produktion genommen werden, um die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen anzukurbeln. Die Flächen werden anschließend dauerhaft begrünt oder mit einer Blühmischung versehen. Experten, wie Fallert, befürchten, dass sich auf diesen Flächen bereits nach wenigen Jahren die durchsetzungsstärksten Pflanzen etablieren, was der Idee der Artenvielfalt widerspräche.

Professor: Kleinbauern sind unverzichtbar

Im Rahmen des Kreisbauerntags referierte Professor Peter Breunig von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf über "Konflikte und Klimawandel – Herausforderungen und Lösungsansätze für die Landwirtschaft in der Zeitenwende". Eine Kernthese: Mit Ökolandbau allein gelingt es nicht, den Ernährungsbedarf der Weltbevölkerung zu sichern. Bei der Bereitstellung von Nahrungsmittel seien auch die kleinteiligen Flächen, wie sie in Süddeutschland häufig anzutreffen sind, unverzichtbar.

Im Kreisbauernverband (KBV) Heilbronn-Ludwigsburg sind 2900 Betriebe organisiert, die etwa 60.000 Hektar Fläche bewirtschaften. Vorsitzender ist seit 2022 der Erlenbacher Landwirt Stefan Kerner. Der KBV entstand im Jahr 2007 aus der Fusion der beiden Verbände Heilbronn und Ludwigsburg.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben