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Land warnt vor einer Überlastung der Lernplattform Moodle

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Das Kultusministerium rief Schulleiter in einem Schreiben vom 6. Januar dazu auf, möglichst wenig Daten auf Moodle hochzuladen, weil die Lernplattform überlastet sei. Für die Lehrergewerkschaft ist das ein Armutszeugnis.

Wegen des Lockdowns muss der Unterricht digital vonstatten gehen. Moodle sei deswegen überlastet, heißt es in einem Schreiben des Kultusministeriums. Foto: dpa
Wegen des Lockdowns muss der Unterricht digital vonstatten gehen. Moodle sei deswegen überlastet, heißt es in einem Schreiben des Kultusministeriums. Foto: dpa  Foto: Daniel Naupold (dpa)

Eigentlich enden im Südwesten am Sonntag die Weihnachtsferien für etwa 1,5 Millionen Schüler und rund 130 000 Lehrkräfte. Aber nur eigentlich. Denn de facto werden die Schulen leer bleiben. Höchstens die Abschlussklassen können einige Stunden zur Prüfungsvorbereitung an die Schulen. Und was machen alle anderen?
Das ist die Frage.

Probleme sind nicht behoben

Auf jeden Fall möglichst wenig Betrieb auf der Lernplattform Moodle des Landes. Denn obwohl deren Schwächen schon beim ersten Lockdown bekannt waren, sind die Probleme nicht behoben. Der Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung liegt ein Schreiben vor, das am 6. Januar vom Kultusministerium an die Schulleiter ging. Darin wurden sie aufgefordert, möglichst wenig Daten hochzuladen, damit die Lernplattform stabil läuft. Es sollen möglichst keine Arbeitsblätter eingescannt und nur Dateiformate verwendet werden, die mit wenig Speicherkapazität auskommen.

Nur wenige Schulen in der Region nutzen Moodle

Eine Umfrage unter Schulen in der Region zeigt, dass nur wenige Moodle nutzen. Viele nutzen I-Serve oder MS Teams, um mit ihren Schülern in Kontakt zu sein. Als „neuerliches Armutszeugnis“ der Landesregierung bezeichnet Jana Kolberg, Sprecherin der Gewerkschaft Bildung und Erziehung in Hohenlohe, den Hinweis auf die überlastete Lernplattform. Den Schulen den Hinweis zu geben, hält sie für sinnvoll. Die Landesregierung habe es aber versäumt, hinreichend auf das Homeschooling vorzubereiten. Auch seien Lehrkräfte nicht ausreichend geschult, stellt sie in Frage, welche Pädagogen die EDV-Kenntnisse hätten, um Datenvolumen zu verkleinern. Auch wenn die Kapazitäten von Moodle ausgeweitet worden seien, reichten sie nicht aus.

"Das kann nicht funktionieren" 

Marco Haaf, Schulleiter des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Neckarsulm und Sprecher der Direktorenvereinigung, wundert sich nicht. „Das kann nicht funktionieren“, kritisiert er, dass jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht und eine eigene Plattform aufsetzt. „Wir setzen 30 Millionen Euro ein und erwarten, dass es funktioniert. In der Industrie werden Milliarden investiert, um eine derartige Software zu programmieren.“ Er plädiert dafür, so etwas öffentlich auszuschreiben mit Industriestandard.

Ansonsten ist Haaf von dem Schreiben des Ministeriums positiv überrascht. „Wirklich“, betont er. Dieses Mal hätten die Schulen tatsächlich 24 Stunden nach der Konferenz gewusst, was zu tun sei. „Dass wir Mittwoch wissen, wie es ab Montag weitergeht, gab es das ganze letzte Jahr nicht“, sagt Haaf. Dass Moodle nicht stabil läuft, bereitet ihm kein Kopfzerbrechen.

Auch Sabine Keidel, Schulleiterin der Ludwig-Frohnhäuser-Schule in Bad Wimpfen, bleibt gelassen. „Wir arbeiten mit MS Teams“, erklärt sie. So macht es auch das Wimpfener Gymnasium und damit gäbe es auch in Familien mit mehreren Schulkindern nur ein System. Sie ist froh, schon im  Januar diese Entscheidung so getroffen zu haben. „Es hat sich bewährt, wir haben 1000 Lizenzen und können das jedem Schüler zur Verfügung stellen.“ Auch Online-Unterricht könne damit problemlos realisiert werden. Montag geht es pünktlich los.

Unterricht online nach Stundenplan

„Wir haben Online-Stundenpläne für alle ab Klasse fünf.“ Für die Grundschüler gebe es das Videokonferenzmodul „gotomeeting“. Das sei einfach zu erreichen mit nur einem Link. Und es würden kleine Lernvideos gedreht, um den Kindern neue Inhalte langsam zu erklären. In Wimpfen wird der Unterricht konzentriert auf die Kernfächer. Um 7.45 Uhr startet der Unterricht an der Heinrich-von-Kleist-Realschule Heilbronn, sagt Schulleiterin Melanie Haußmann. Stabil. Auch sie arbeitet mit Teams. Das funktioniere hervorragend. Gruppenarbeit, Stillarbeit, alles sei möglich. „Man muss es nur üben“, sagt die geschäftsführende Schulleiterin der Heilbronner Schulen, die stolz darauf ist, wie schnell ihre Schulen reagiert und alle notwendigen Infos auf den Homepages zusammengestellt haben.

Froh, dass es Spielräume gibt, ist Marcus Mader, Leiter der August-Weygang-Gemeinschaftsschule Öhringen. Er wird die Abschlussklasse zurückholen. „Denn am 18. Januar beginnen schon die Projektarbeiten, Teil der Prüfungen“, erklärt Mader. Auch mit Blick auf die an seiner Schule wichtigen Aktivitäten wie Berufsorientierung hätte er den Wechselunterricht bevorzugt.


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Schulleiter hat nachgerechnet: Trotz Corona fiel wenig Unterricht aus

Wie sollen die Abschlussklassen mit all dem versäumten Stoff ihre Prüfungen schreiben? Was ist mit all den nicht geschriebenen Klausuren für die Halbjahreszeugnisse? Fragen über Fragen. Marco Haaf, Schulleiter vom Albert-Schweitzer-Gymnasium Neckarsulm und Sprecher der Direktorenvereinigung Nord-Württemberg, gibt Entwarnung. Er sagt: Gerade im Corona-Schuljahr ist so wenig Unterricht ausgefallen wie sonst nicht. Im Gegenteil sogar. Es habe an seiner Schule zwischen Sommer und Weihnachten sogar 15 Prozent mehr Unterricht gegeben als sonst.

Das liegt laut Haaf zum einen daran, dass es keine große Grippewelle gegeben habe. Dann hätten all die Schullandheime und Exkursionen nicht stattfinden können, die sonst dazu führen, dass Lehrer dauerhaft fehlen und damit Stoff für die anderen Klassen ausfällt. Außerdem hätten auch all die Festivitäten der Vorweihnachtszeit nicht sein können wie die Weihnachtskonzerte. Und nicht nur, dass kein Unterricht für Proben geopfert werden musste, auch das Auf- und Abbauen und alle sonstigen Vorbereitungen hätten immer Zeit gekostet. Das sei aber kein Plädoyer für diesen Zustand, betont Haaf. Er weiß um die Wichtigkeit der Schule als Ort sozialen Lernens. "Und dahin müssen wir auch wieder zurückkommen", hofft er, bald wieder viele Lehrer und Schüler im Schulgebäude zu sehen.

 


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