Das wünschen sich Eltern vom digitalen Unterricht
Digitaler Unterricht und die Familien: Was ist zu leisten, wo sind die Grenzen? Elternvertreter erzählen, wo es ihrer Meinung nach hakt und was man verbessern könnte.

Dominik Kovacic-Voß, Eppingen: "Im Grunde wäre mir am wichtigsten, dass es eine einheitliche Form des Unterrichts gibt und dass nicht jede Schule und im schlimmsten Fall sogar jeder Lehrer ein eigenes Ding macht. Eine einheitliche Plattform, die einfach für Eltern und Schüler zu verstehen und zu nutzen ist, Lehrer nicht vor zusätzliche Herausforderungen stellt und mit möglichst allen Endgeräten zu erreichen ist. Im Rahmen der Datenschutz-Diskussion, die je nach Anbieter teilweise sehr emotional oder nicht sachlich geführt wird, ist das aber schwierig. Gefunden werden muss auch eine Lösung für die Schüler, die nicht mit einer solchen Lösung arbeiten können und daher offline abgeholt werden müssen. Diese Kinder dürfen nicht die Verlierer des digitalen Unterrichts werden und zu einem Zwei-Klassen-System in einer Klasse führen.
Für mich sind alle Kinder, die sich im letzten Schuljahr nicht selbst organisieren konnten oder keine Unterstützung durch die Eltern bekommen haben, schon die ersten Verlierer."
Christoph Eberlein, Heilbronn: "Bei den technischen Anforderungen kommt es darauf an, dass die Endgeräte für den Fernlernunterricht geeignet sind. Dazu gehören Bedienbarkeit, Ausstattung mit Kamera, Mikrofon und Software sowie die Datensicherheit. Sie müssen auf einem deutschen Server liegen, damit der deutsche Datenschutz gilt.
Meiner Meinung nach ist es entscheidend, dass die Software leicht verständlich ist. Es geht ja um eine große Altersgruppe sowie eine sehr heterogene Schülerschaft. Die Programme sollten virtuelle Arbeitsgruppen erlauben. Zudem wäre es gut, wenn mit ihr der Lernstoff geprüft werden könnte. Für den digitalen Fernlernunterricht müssen Lehrer entsprechend geschult werden. Wenn Kinder übers Internet lernen, sind Rückmeldungen der Lehrer notwendig. Wünschenswert ist es, wenn der digitale Unterricht entsprechend der Stundentafel stattfindet. Schön wäre es zudem, wenn es digitale Tafeln gibt, damit Lehrer den Stoff den Schüler gut erklären können."
Zarah Abendschön-Sawall, Schwaigern: "Wir von der Initiative "Familien in der Krise" halten eine Nutzung von neuen Medien als Unterstützung zum Präsenzunterricht mit pädagogischen und didaktischen Konzept als erstrebenswert. Die Vermittlung von Medienkompetenz und fachpraktischem Anwenden dieser Kompetenz sollte unbedingt Teil des Lehrstoffes sein. Fernlernunterricht oder digitaler Unterricht außerhalb der Schule kann allein schon aufgrund der fehlenden Kontakte keinen Präsenzunterricht ersetzten. Je jünger die Kinder sind, desto weniger ist ein digitaler Unterricht angemessen.
Faktisch gibt es heute an den allermeisten Schulen keinen digitalen Unterricht - weder als eine Methode im Präsenzunterricht noch als digitaler ortsunabhängiger Unterricht und schon gar nicht durchgängig nach Stundenplan, wie es das Kultusministerium vorsieht. Es fehlen Endgeräte, Software sowie Verantwortliche für die notwendige Infrastruktur. Leider berücksichtigen die heutigen Regelungen des Fernlernen die vielfältigen Lebensrealitäten der Familien nicht."
Michaela Schädel, Neckarsulm: "Zum einen wäre ein digitaler Stundenplan sehr wichtig, damit ganz klar geregelt ist, wann welcher Unterricht stattfindet. Somit bleibt eine gewisse Struktur erhalten, und das ist enorm wichtig für die Kinder. Außerdem sollte die Stundenzahl für jedes Fach annähernd die selbe sein wie beim Präsenzunterricht. Einen hohen Stellenwert hat für mich aber, dass die Lehrer, zumindest die Klassenlehrer, auch persönlichen, digitalen Kontakt zu jedem einzelnen Schüler haben sollten. Die Schüler dürfen nicht wieder allein gelassen werden mit dem Homeschooling und ihren Sorgen."