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Politisches Desinteresse: Schwierige Suche nach Kandidaten für Kommunalwahlen

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Die Suche nach Kandidaten für die Kommunalwahlen in der Region Heilbronn und Hohenlohe gestaltet sich schwer - viele Menschen haben Angst vor Anfeindungen oder empfinden politisches Engagement als Zeitverschwendung. Wie es in den einzelnen Kommunen aussieht.

Die Suche nach Kandidaten für die Kommunalwahlen in der Region Heilbronn und Hohenlohe ist nicht einfach. Foto: Robert Kneschke/stock.adobe.com
Die Suche nach Kandidaten für die Kommunalwahlen in der Region Heilbronn und Hohenlohe ist nicht einfach. Foto: Robert Kneschke/stock.adobe.com  Foto: nicht angegeben

Neben der Europawahl am 9. Juni sind die Wahlberechtigten auch aufgerufen, ihre Vertreter für die Kommunalparlamente und den Kreistag bei der Kommunalwahl zu wählen. Bis 28. März müssen die Listen mit den benötigten Unterstützungsunterschriften beim jeweils zuständigen Wahlleiter abgegeben werden.

Wie weit sind die Parteien und Gruppierungen in Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie in Hohenlohe? "Schwierig", ist das meist geäußerte Wort, das von den Befragten zu hören ist. 

Heilbronn: Volle 40er-Bewerbungslisten für Kommunalwahl, außer bei AfD

In Heilbronn haben CDU, Grüne, SPD, FDP, AfD, FW, UfHN, Linke, Pro, Gemeinsam für unser Heilbronn, Die Partei und BIG ihre Nominierungsversammlungen abgehalten. Bis auf die AfD, die nur 38 Kandidaten stellt, haben alle die 40er-Bewerberliste voll bekommen.

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Bad Friedrichshall: Gute Mischung bei Kandidaten für Kommunalwahlen

"Es war schwierig, die Liste für die Grünen zu füllen," sagt Horst Schulz vom Vorstand des Grünen-Ortsverbands in Bad Friedrichshall. Nun habe man 16 von 18 möglichen Kandidaten zusammen.

"Es ist eine sehr gute Durchmischung von Alter und Geschlecht", so Schulz weiter. "Wir haben junge Menschen und auf jedem zweiten Platz in der Liste eine Frau." Es habe einige Absagen gegeben. "Es herrscht Angst vor Anfeindungen in der Öffentlichkeit", berichtet Schulz. "Kürzlich hatten wir einen Werbestand vor dem Rathaus. Einige Autofahrer haben das Fenster heruntergelassen und uns im Vorbeifahren zugerufen, dass wir uns verziehen sollen."

Gundelsheim: Großes politisches Desinteresse angesichts der Kommunalwahl

"Es ist momentan extrem schwierig, Kandidaten zu finden", erklärt Karl-Otto Englert von der Liste unabhängiger Bürger im Gundelsheimer Gemeinderat. "Es herrscht leider ein großes, politisches Desinteresse. Entsprechend schwer ist es, die Leute zu motivieren, ein politisches Amt zu übernehmen. Viele sind der Meinung, es sei Zeitverschwendung", so Englert.

Mit rund zehn Personen habe man aktuell deutlich weniger potentielle Kandidaten. "Wie viele es wirklich sein werden, wird sich erst am heutigen Donnerstag zeigen." Erfreulich sei aber, dass ein breites Altersspektrum vertreten sei. "Ich war positiv überrascht, dass auch einige junge Leute ihr Interesse bekundet haben."

Weinsberg: Engagierte Schülerin bei Kommunalwahl

"Die Liste ist voll", verkündet Dr. Uwe Grobshäuser. 16 Frauen und Männer kandidieren für die CDU in Weinsberg. "Es war mühsam", gibt der Fraktionsvorsitzende zu. Beruflich und privat überlastet, das waren die häufigsten Gründe bei den Absagen. "Wir haben es sehr gut getroffen", ist Grobshäuser nun aber zufrieden mit den Namen auf der Liste.

Vor allem freut ihn, dass eine 17-jährige, "sehr engagierte" Gymnasiastin dabei ist. Überhaupt könne die CDU eine Verjüngung vorweisen. Fünf Frauen konnte die Partei gewinnen. "Wir hätten gerne mehr gehabt", sagt der langjährige Stadtrat.

Bretzfeld: Liste für Kommunalwahl wird jünger und weiblicher

"Wir haben die Liste voll", sagt Jürgen Kienzle, Sprecher der Freien Wähler im Bretzfelder Rund. Es habe sogar mehr Interessenten als verfügbare Plätze gegeben. Und: "Die Liste ist dieses Mal deutlich jünger und weiblicher." Im aktuellen Gemeinderat sind drei FWV-Rätinnen. Auch Sabine Kübler, Sprecherin der SPD, hat ausreichend Kandidaten.

Bernd Weibler (CDU) blickt noch auf Dienstag und hofft, dann bei der Nachnominierung die letzten beiden Plätze gefüllt zu haben. Auch er freut sich über sehr junge Bewerber auf der 22 Plätze umfassenden Liste. Zwei sind knapp über 20 Jahre alt. Zudem treten alle amtierenden Räte seiner Fraktion wieder an.

Ilsfeld: Nur drei Kandidaten bei Kommunalwahl 

"Wir treten wie beim letzten Mal mit nur drei Kandidaten an", sagt Dennis Klecker, der die AfD seit 2019 im Ilsfelder Ratsrund vertritt. Gerade für die Gemeinderatswahl sei es schwierig, Leute zu finden. "Als Partei ist es noch schwieriger als für eine freie Liste", meint der 33-Jährige.

Lauffen: Am Anfang gab es Skepsis bei der Kandidatensuche

Keine Probleme, ihre Liste voll zu bekommen hatten die Freien Wähler (FW) in Lauffen. "Wir sind skeptisch an die Kandidatensuche gegangen", sagt Dagmar Zoller-Lang. Es waren neun Kandidaten zu ersetzen, die wegen Umzugs, Aufnahme eines Studiums oder altersbedingt aufgehört hatten. Doch nun ist die Fraktionsvorsitzende begeistert von der 22-köpfigen Liste: "Wir haben eine gute Mischung von Frauen, Männern, jüngeren und älteren Kandidaten." Die Motivation der 30- bis 35-Jährigen, glaubt sie, liege in ihrem Demokratieverständnis: "Sie wollen mitgestalten."

Brackenheim: Altersspanne von  Anfang 20 bis Ende 70 bei Kandidaten

Ihre 20 von 22 Listenplätze zur Gemeinderatswahl hat die SPD in Brackenheim besetzen können, teilt Stefan Schwarz, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Zabergäu mit. Die Altersspanne reiche von Anfang 20 bis Ende 70, auch um noch jüngere Kandidaten habe man sich bemüht. Aber: "Man erreicht sie nicht mehr", sagt Stefan Schwarz, genauso wie potenziell neue Bewerber. Und wer sich für das politische Ehrenamt interessiere, dem fehle es oft an der nötigen Zeit. Dringend appelliert der SPD-Vorsitzende an Wähler, bei allen anstehenden Wahlen abzustimmen - nicht ohne sich vorher genau "anzuschauen, wen man wählt".

Eppingen: Erstmals eine eigene Liste für Kommunalwahl

Die FDP tritt in Eppingen erstmals mit einer eigenen Liste an. Spitzenkandidat Georg Heitlinger, der als FDP-Mitglied bisher in der Fraktion der Freien Wähler (FBW) aktiv ist, begründet den Schritt so: "Wir wollen eine kritischere Haltung gegenüber dem Handeln der Verwaltung einnehmen." Elf Kandidaten haben die Newcomer in Eppingen aufgestellt. Bis auf Adelshofen verfügen alle Stadtteile über Kandidaten der FDP. Heitlinger, der einen Geflügelbetrieb leitet, will sich für die Landwirtschaft einsetzen.

Ein weiterer Fokus sei die Bildung. Hier gelte es beispielsweise, den Umstieg von G8 auf G9 konstruktiv zu begleiten. "Wir sind in Sachen Schulen in Eppingen zwar gut aufgestellt, aber wir müssen uns trotzdem weiterbewegen." Laut dem Fraktionsvorsitzenden der FBW in Eppingen, Jörg Haueisen, verlief die Auseinandersetzung mit dem Noch-Fraktionsmitglied Heitlinger sachlich: "Wir haben wie Erwachsene diskutiert." Haueisen räumt allerdings ein, dass sich die Kandidatensuche in der Heitlinger-Hochburg Rohrbach schwierig gestaltet.

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