Welche Kommunen bei der Wärmeplanung am weitesten sind
Ende des Jahres will die Bundesregierung ein Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung auf den Weg bringen. Etliche Kommunen in der Region Heilbronn haben für sich bereits konkrete Beschlüsse gefasst, die sie alleine oder im Verbund mit anderen umsetzen wollen.

Wenn Ende des Jahres die Bundesregierung ihr Gesetz zur Wärmeplanung beschließen will, haben etliche Kommunen in der Region bereits die Nase vorn: Da Baden-Württemberg schon 2021 die 104 Großen Kreisstädte und Stadtkreise dazu verpflichtet hat, kommunale Wärmepläne zu erarbeiten, sind Heilbronn sowie Eppingen, Neckarsulm und Bad Rappenau hier schon am weitesten.
Dort muss die Planung nach Maßgabe des Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzes bis Ende des Jahres stehen. Doch auch kleinere Kommunen, die auf freiwilliger Basis selbstständig oder in sogenannten Konvois aktiv werden können und dafür vom Land gefördert werden, befassen sich intensiv mit dem Thema.
Acht Kommunen schließen sich unter Führung von Bad Friedrichshall zusammen
So hat sich unter der Federführung von Bad Friedrichshall ein Achter-Konvoi auf den Weg gemacht, dem sich Gundelsheim, Hardthausen, Langenbrettach, Neuenstadt, Offenau, Untereisesheim und Bad Wimpfen angeschlossen haben. "Die Zusammenstellung ergab sich aus vereinbarten Verwaltungsgemeinschaften oder anderen interkommunalen Verknüpfungspunkten, aber auch geografisch liegen die Gemeinden nah beieinander", sagt Janina Schüßler von der Stabstelle Umwelt- und Klimaschutz der Stadtverwaltung Bad Friedrichshall.
Die Stadt ist innerhalb des Zusammenschlusses als Konvoiführer für die Fördermittelabwicklung und die Ausschreibung zuständig. Alles andere, etwa die Datenbeschaffung, müssten die Gemeinden selbst in die Hand nehmen. Die Konzept- und Planerstellung übernehmen externe Dritte. Zurzeit werde in Bad Friedrichshall der Förderantrag vorbereitet, der noch im Sommer beim Land eingereicht werden soll. Nach der Antragstellung hieße es warten auf auf die Rückmeldung des Fördermittelgebers. Schüßler rechnet mit einer Wartezeit von rund sechs Monaten.
Warten auf den Förderbescheid
In Erlenbach stimmte der Gemeinderat kürzlich der kommunalen Planung mit dem Gemeindeverwaltungsverband Weinsberg zu. Ein weiterer Zusammenschluss will bei der Wärmeplanung mit der Energieagentur des Landkreises Heilbronn zusammenarbeiten: "Das haben die Gremien in Nordheim, Neckarwestheim, Flein und Talheim jeweils einstimmig entschieden, der Beschluss in Lauffen steht aktuell noch aus", berichtet Jonathan Wein, Gründungsgeschäftsführer der Energieagentur.
Im September werden weitere Landkreiskommunen darüber entscheiden, wie sie ihre Wärmeplanung angehen, darunter Untergruppenbach. Auch dort habe man sich überlegt, sich einem der aktuell startenden Konvois anzuschließen, sagt Bürgermeister Andreas Vierling. Nach Rücksprache im Kollegenkreis und mit Jonathan Wein sei nun ein eigener Konvoi im Gemeindeverwaltungsverband (GVV) anvisiert. Das sei "aufgrund der gemeinsamen Strukturen, der räumlichen Nähe sowie teilweise vorhandener gemeinsamer Vorarbeit" sinnvoll, so Vierling.
Konkret wollen sich Abstatt, Beilstein und Untergruppenbach zusammentun. Ilsfeld, das vor wenigen Wochen selbstständig in die Wärmeplanung gestartet ist, sei hier außen vor. Derzeit werden laut Vierling "die Rahmenbedingungen im GVV aufgearbeitet und dann im Verwaltungsrat abgestimmt. Anschließend sind die Beschlüsse in unseren Gremien zu fassen - und dann kann es losgehen".
Land Baden-Württemberg übernimmt bei Wärmeplanung 80 Prozent der Planungskosten
Bereits Mitte Juli haben die Gemeinderäte von Brackenheim und Obersulm das Thema Wärmeplanung einstimmig auf den Weg gebracht. Auch dort wird nun im nächsten Schritt der Förderantrag erarbeitet. Da das Land 80 Prozent der Planungskosten übernimmt, müsste Brackenheim bei einer geschätzten Aufwendung von 80.000 Euro am Ende rund 16.000 Euro selbst tragen. In Obersulm geht man die Planung im Kleinen bereits an: Hier hat der Gemeinderat kürzlich zwei Quartiere in den Ortskernen von Willsbach und Eschenau bestimmt, in denen energetische Konzepte sowohl für zu bebauende Flächen als auch für den Altbestand entwickelt werden.
Dass man im Land vielerorts in den Startlöchern steht oder bereits auf dem Weg ist, sieht Jonathan Wein als Vorteil: "Die Zahl der Planungsbüros, die dieses komplexe Thema bearbeiten können, ist nicht allzu hoch. Überall, wo jetzt bereits ein Haken drangemacht werden kann, sind in Sachen Beratung noch Kapazitäten frei." Das könnte sich ändern, wenn der Entwurf für das Bundesgesetz durchgeht und der Beratungsbedarf im kommenden Jahr sprunghaft steigt.
Nächster Schritt: Vorstellung möglicher Varianten
Das sieht man auch in Bad Rappenau so. Für die Große Kreisstadt ermittelt die Agentur Energielenker aus Fellbach derzeit die Grundlagendaten, wie Armin Steeb vom Hochbauamt der Stadt berichtet. Auf Basis der Grundlagendaten sollen in einem nächsten Schritt mehrere Varianten zur Umsetzung vorgeschlagen und diskutiert werden.
Für die Wärmeplanung gibt Bad Rappenau knapp 80.000 Euro aus, "und mit den Zuschüssen kommen wir ganz gut hin", so Steeb. Denn seit 2020 bekommt Bad Rappenau jährlich 12.000 Euro plus einer Pauschale im Centbereich pro Einwohner vom Land überwiesen.
Kommunale Wärmeplanung: 13 Beratungsstellen im Land
In Baden-Württemberg müssen Große Kreisstädte und Stadtkreise ihre Wärmeplanung bis Ende 2023 vorlegen. Auf freiwilliger Basis können Kommunen ab 5000 Einwohner ihre Planung selbstständig oder in einem sogenannten Konvoi mit anderen angehen. Kleinere Kommunen können dies nur im Verbund. Neben der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) bieten 13 regionale Beratungsstellen Unterstützung bei der kommunalen Wärmeplanung an.