Kommentar: Getrieben
Jeder, der dieser Tage keine politische Verantwortung zu tragen hat, sollte sich mit allzu forschen Urteilen zurückhalten. Die Corona-Entscheidungen sind getrieben von weiter deutlich steigenden Infektionszahlen.

Jeder, der dieser Tage keine politische Verantwortung zu tragen hat, sollte sich mit allzu forschen Urteilen zurückhalten. Die Corona-Entscheidungen sind getrieben von weiter deutlich steigenden Infektionszahlen. Alle hätten sich gewünscht, dass der Lockdown light wirkt und dem Land einigermaßen entspannte Weihnachten beschert. Er hat nicht den gewünschten Effekt, und die Reaktionen im Land wirken zunehmend getrieben und hilflos. Heilbronn war ein Hotspot, ist seit Donnerstag ein Extrem-Hotspot. Was kommt als nächstes?
Nun drohen der Stadt ganztägige Ausgangsbeschränkungen. Wenn es so kommt, verläuft wohl eine scharfe Grenze durch die Region. Im Landkreis dürften die Menschen tagsüber die Wohnungen verlassen, in der Stadt nicht. Von Freitag an haben die Friseure in Lauffen geschlossen, jene in Kirchheim am Neckar bleiben geöffnet, weil sie im noch minder heimgesuchten Nachbarlandkreis liegen. Das Verständnis schwindet – nicht nur in Social-Media-Beiträgen, wo manche ohnehin alles schon immer besser wussten.
Heilbronns OB Harry Mergel spricht angesichts der immer unübersichtlicheren Regeln zu Recht von einem "Flickenteppich". Jetzt ist eine einheitliche, verständliche Linie gefordert. Ansonsten geht die Akzeptanz in der Bevölkerung weiter verloren.