Unter dem Dach der BWKG sind im Südwesten Hunderte von Trägern mit Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie Pflegeeinrichtungen zusammengeschlossen.
Krankenhäuser im Land mit Rekord-Defizit – SLK-Kliniken stehen gut da
Immer mehr Kliniken in Baden-Württemberg haben finanzielle Schwierigkeiten. Das setzt auch die Landkreise unter Druck, die für die Daseinsvorsorge einspringen müssen.
Die Krankenhäuser im Land werden 2025 ein Defizit von rund 1 Milliarde Euro anhäufen. Das ist ein neuer Rekordwert. Laut einer Umfrage der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft BWKG schreiben mindestens 73 Prozent der Kliniken im Land rote Zahlen, das Problem betrifft alle Träger. Die Zahl der Häuser in finanzieller Schieflage wächst von Jahr zu Jahr.
Zusammen mit den Defiziten aus den beiden Vorjahren summiert sich das Minus laut BWKG auf 2,6 Milliarden Euro, wie der Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold jetzt in Stuttgart sagte. Schuld an der Misere sei vor allem eine Unterfinanzierung durch den Bund.
SLK-Kliniken Heilbronn erwarten für 2025 schwarze Null
In der Region zeigt sich ein geteiltes Bild. Die SLK-Kliniken befinden sich in einer vergleichsweise guten finanziellen Situation. Sie rechnen für 2025 mit einer schwarzen Null, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Der Jahresabschluss für 2024 sei noch nicht verabschiedet, werde aber „positiv“ ausfallen, hieß es weiter. Das Jahr 2023 hatte SLK mit einem Überschuss von 4,5 Millionen Euro abgeschlossen – damals befanden sich viele Häuser in vergleichbarer Größe schon tief in den roten Zahlen. Die positiven Jahresüberschüsse bei SLK in den Vorjahren seien unter anderem auf Sonderzahlungen von Land und Bund, wie die Coronahilfen, zurückzuführen, begründete der Verbund.
Vom Hohenloher Krankenhaus in Öhringen liegt nach Auskunft einer Sprecherin der BBT-Gruppe ebenfalls noch kein Jahresabschluss für 2024 vor. BBT ist die Mehrheitseignerin der Klinik. Der zweite Gesellschafter ist der Hohenlohekreis, er gleicht das Defizit des Krankenhauses aus. Dafür hat der Kreis für das Jahr 2024 die Summe von 2,5 Millionen Euro und für 2025 insgesamt 4,0 Millionen Euro in seinem Haushalt eingeplant.

Landkreis Schwäbisch Hall hat das Diak-Klinikum übernommen
Im Kreis Schwäbisch Hall zeigt sich die Klinikkrise deutlich. Anfang des Jahres hat der Landkreis Schwäbisch Hall das Diak-Klinikum übernommen. Der kirchliche Träger Diakoneo hatte die Einrichtung nach einem zweistelligen Millionendefizit für das Jahr 2023 zum Verkauf angeboten. Diese Art von zwangsweiser Re-Kommunalisierung, um die Daseinsvorsorge sicherzustellen, werde man künftig noch häufiger sehen, wenn sich die Situation nicht substanziell ändere, warnte Scheffold. Auch die Insolvenzen werden weiter zunehmen, so seine Prognose.
Für öffentliche Träger wie Städte und Landkreise wird es laut BWKG immer schwieriger, die Finanzlücken zu schließen. Meistens gelinge das nur noch auf Kosten von Investitionen in Bereichen wie Nahverkehr, Schulen, Straßen und Radwegen.
Deutliche Kritik an Ampel-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Die BWKG forderte von der neuen Regierung, die Klinikfinanzen zu stabilisieren. „Das ist die Voraussetzung für eine geordnete Klinikreform.“ Die im Bundesvergleich hohen Personal- und Sachkosten müssten berücksichtigt und die Vergütungsmechanismen angeglichen werden. Die Reform hatte Ampel-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg gebracht, viele Details sind aber noch unklar. Im Kern bekenne man sich zu der Reform, sagte Scheffold. Gleichzeitig plädierte er dafür, zunächst Planungssicherheit für die Kliniken zu schaffen. An Lauterbach ließ er auf Nachfrage kein gutes Haar, der Minister habe die Kommunen und andere Partner „nie ernsthaft beteiligt“. Diese Art der Politik „habe ich noch nie erlebt“.
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