Keine Vorfahrt für das Fahrrad in der Region
Vorsicht und Stückwerk beim Ausbau der Infrastruktur: Von einer echten Verkehrswende sind Städte wie Heilbronn oder Neckarsulm noch weit entfernt.

In den Städten und Gemeinden der Region ist der Ausbau der Rad-Infrastruktur bestenfalls Stückwerk, wie eine nicht repräsentative Umfrage bei einigen Kommunen ergeben hat. Einfache Maßnahmen wie verbesserte Ampelschaltungen für den Radverkehr werden häufig nicht angegangen, um den motorisierten Verkehr nicht auszubremsen, speziell für den Radverkehr angelegte und baulich von der Fahrbahn getrennte Radwege gibt es kaum. Ein Überblick:
Heilbronn
Die aktuellste Übersicht zur Radinfrastruktur stammt aus dem Jahr 2018, aber seitdem sei "in Heilbronn natürlich viel passiert", heißt es von der Stadt, die Karte solle deshalb bis August aktualisiert werden. Bisher in der Bilanz zur Förderung des Radverkehrs stehen Maßnahmen wie das kostenpflichtige Radhaus am Bahnhof, das augenscheinlich mäßig genutzt wird. Es gibt 122 Stellplätze und 27 Langzeitmietverträge, heißt es. An Radverbindungen wird abschnittsweise gebaut, meist sind einzelne Streckenabschnitte von einigen hundert Metern gelistet, häufig handelt es sich um sogenannte Schutzstreifen, also farbig markierte aber nicht baulich getrennte Streifen für Radfahrer auf der Fahrbahn.
Zur Frage nach einer Optimierung von Ampelschaltungen heißt es: "Bei der Planung von neuer Radinfrastruktur, beispielsweise im Zuge von Radrouten, werden die Ampelschaltungen immer auf die neue Situation angepasst. Auch außerhalb der Radroutenplanungen werden Optimierungsmöglichkeiten bei Ampelschaltungen für Radfahrende geprüft und umgesetzt." Insgesamt seien 2,5 Stellen im Amt für Straßenwesen für die Planung von Radinfrastrukturen vorhanden, die Kapazitäten seien um 0,5 Stellen erhöht worden. Auch andere Abteilungen seien mit dem Thema befasst. Ein perspektivische Umwidmung einer Spur auf der Allee zum Fahrradweg, von der aus dem Rathaus jüngst informell zu hören war, ist in der Übersicht nicht aufgelistet.
Neckarsulm
"Die Stadt Neckarsulm will den Radverkehr als einen Baustein des multimodalen Mobilitätskonzepts stärken", schreibt ein Sprecher. Das Radverkehrsnetz werde in den kommenden Jahren schrittweise ausgebaut, "orientiert an den Bedürfnissen der Nutzer". Es seien priorisierte Routen festgelegt worden, "die besonders wichtig und einfach umzusetzen sind". Baulich getrennte Radwege sind in der Übersicht nicht aufgeführt, stattdessen setzt die Stadt zum Beispiel darauf, Piktogramme − Fahrräder − auf die Straße zu malen, um zu kennzeichnen, dass auch Fahrradfahrer im Mischverkehr unterwegs sind. Im Bereich der Ballei ist das etwa erfolgt. Dazu heißt es von der Stadt: "Aufgrund der geringen Straßenbreiten... sind solche innovativen, niedrigschwelligen Lösungen die einzige Möglichkeit, die Situation für den Radverkehr zu verbessern."
Bei Ampelschaltungen ist von einem "Zielkonflikt" die Rede: "Eine direkte Bevorrechtigung von querenden Radlern und Fußgängern ist aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens auf den klassifizierten Hauptverkehrsstraßen in Neckarsulm bislang noch nicht möglich gewesen." Auf Nachfrage zur Kreuzungssituation im Bereich Wehrbrücke heißt es, "die Wehrbrücke ist ein Hauptverkehrsknoten, den täglich etwa 37 000 Kraftfahrzeuge passieren. An dieser neuralgischen Stelle kann es keine einseitige Bevorrechtigung per Ampelschaltung geben. Die Signalsteuerung muss alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigen."
Bad Rappenau, Bretzfeld, Eppingen
Bad Rappenau weist auf diverse Fahrrad-Abstellmöglichkeiten an verschiedenen Stellen hin. Bretzfeld führt drei Kilometer baulich getrennten Radweg auf. Eppingen antwortet nicht auf die Stimme-Anfrage: Wegen der Gartenschau habe die Fachabteilung zu viel zu tun.