Kein Versorgungsengpass durch einrichtungsbezogene Impfpflicht erwartet
Pflegeheim-Verantwortliche in der Region berichten von einer hohen Zahl an geimpften Mitarbeitern. Ab dem Stichtag am 16. März ändert sich vorerst in den Einrichtungen nur wenig.
Nun ist der Stichtag für die einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht da. Ändern wird sich in den Kliniken und Pflegeheimen in der Region ab 16. März aber zunächst kaum etwas, außer, dass keine Ungeimpften mehr eingestellt werden dürfen. "Wir erfüllen unsere Meldepflicht, dann sind erstmal die Gesundheitsämter dran", erklärt Steffen Kübler, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Heilbronn, der im Stadt- und Landkreis 15 Pflegeeinrichtungen betreibt. Das Melde-Prozedere beschreibt Kübler als sehr bürokratisch und aufwendig.
Das kritisiert auch der Schwaigerner Arzt und Impf-Aufklärer Ulrich Enzel: "Ich weiß nicht, wer sich sowas ausdenkt." Es sei absurd, dass die Gesundheitsämter, die ohnehin überlastet seien, nun noch jeden Einzelfall prüfen müssten. Unter den Kollegen, die einen hohen Einsatz gebracht hätten, um die Impflücke zu schließen, habe sich Frustration breitgemacht, viele Ärzte fühlten sich durch das inkonsequente Agieren der Politik "ins Gesicht geschlagen", sagt Enzel.
"Warum konnten wir das nicht machen wie in Italien?", fragt er. Dort habe jeder Ungeimpfte im Gesundheitswesen ab einem gewissen Datum kein Gehalt mehr bekommen. In Deutschland sei stattdessen auch dieser Beschluss zerredet und aufgeweicht worden. Dasselbe fürchtet Enzel bei der nächsten anstehenden Entscheidung über die allgemeine Impfpflicht: "Die wird kommen, aber höchstens für alle ab 50 Jahre, verwässert und kompliziert und ohne wirkliche Strafen."
"Jeder Mitarbeiter, der fehlt, wäre ein großes Problem"
Wie es weitergeht, wenn einige Mitarbeiter ein Beschäftigungsverbot bekommen, weiß Steffen Kübler derzeit nicht. "Jeder Mitarbeiter, der fehlt, wäre ein großes Problem." Gut sei aber, dass in den ASB-Einrichtung die Impfquote unter den Beschäftigten bei rund 90 Prozent liege. Im 60-köpfigen Team von Silvia Böhringer, die das Seniorenzentrum St. Urban in Erlenbach leitet, ist es lediglich eine Person, die sich nicht impfen lassen möchte. Dürfe diese irgendwann nicht mehr zur Arbeit kommen, sei das natürlich ein Verlust, verursache aber keine Unterversorgung der Bewohner. Auch beim Seniorenstift in Eppingen gehe es "um wenige einzelne", die derzeit eine Corona-Impfung verweigerten, berichtet Geschäftsführer Tobias Fundis.
Im Härtefall soll es Ausnahmeregelungen geben
Wer nicht geimpft ist, ändere seine Meinung vielleicht noch, wenn Post vom Gesundheitsamt kommt. Das sei auch nach Einzelgesprächen mit Mitarbeitern des Seniorenstifts so gewesen, die vor der Einführung der Impfpflicht stattfanden. "Es wird aber nicht so kommen, dass die Versorgung gefährdet ist", betont Fundis. Wenn es hart auf hart kommt, baut der Seniorenstift-Chef auf Ausnahmeregelungen. "Auch ein Gesundheitsamt hat kein Interesse an Versorgungsengpässen."
Tobias Fundis weist zudem darauf hin, dass das Pflegepersonal während der Corona-Pandemie enorm gelitten und viel geleistet habe. Hinzu sei ein hoher bürokratischer Aufwand gekommen. Dass das Melden der ungeimpften Mitarbeiter jetzt wenigstens digital erfolge, sei ein Fortschritt.