Junge Nachtschwärmer sparen beim Taxi
Nach Disco, Kneipenbesuch oder Party geht es nachts mit dem Taxi nach Hause, und das zur Hälfte des üblichen Preises: Das ermöglicht der Landkreis Heilbronn 16- bis 25-Jährigen ab den Herbstferien an Wochenenden und Feiertagen.

Tunahan Calkur hat es bereits ausprobiert, beim Probebetrieb rund um Lauffen. "Die App ist leicht zu bedienen, es funktioniert gut", so sein Fazit. Die Rede ist vom Fifty-Fifty-Taxi, das nach mehrmonatiger Verzögerung am 29. Oktober an den Start geht. Es soll, so Landrat Norbert Heuser, "das Mobilitätsangebot für junge Menschen erweitern" und "einen sicheren Nachhauseweg in der Nacht anbieten".
App steht unter "FiftyFifty-Taxi" zum Download
Das funktioniert laut Landratsamt so: Wer seinen Wohnsitz im Landkreis hat und zwischen 16 und 25 Jahre alt ist, kann sich in den gängigen Onlinestores die App namens "FiftyFifty-Taxi" herunterladen. Damit werden an Wochenenden und Feiertagen zwischen 0 und 6 Uhr Taxis der teilnehmenden Unternehmen bestellt, am Ende der Fahrt wird ein QR-Code gescannt. Dann ist nur noch die Hälfte des üblichen Tarifs fällig. Den Rest schießt der Landkreis zu, der zunächst Kosten von 100.000 Euro pro Jahr einkalkuliert hat.
Start oder Ziel müssen im Landkreis sein
Start- oder Zielpunkt müssen im Landkreis Heilbronn sein. Fahrten aus dem Landkreis nach Heilbronn oder zurück sind also möglich, nicht aber kurze Spritztouren innerhalb der Stadtgrenze. Ein subventionierter Ausflug nach Stuttgart oder Heidelberg ist ebenfalls nicht drin. "Das Limit ist fünf Kilometer hinter der Landkreisgrenze", erklärt Johannes Heimberger, Verkehrsplaner im Landratsamt. Das Taxi zum halben Preis gibt es für Fahrten zwischen drei und 50 Kilometer.
Kreisbehörde sieht großes Potenzial
Es fährt "genau dann, wann junge Menschen unterwegs sind", sieht Birgit Böhm-Lemcke, Amtsleiterin Mobilität und Nahverkehr in der Kreisbehörde, einiges Potenzial. Im Kreis gibt es 37.000 junge Menschen im Alter der Zielgruppe. Dank des günstigen Taxis, so ein Ziel, müssen junge Nachtschwärmer sich nicht selbst ans Steuer setzen.
Der Kreis will das Angebot intensiv bewerben, etwa an Schulen oder mit Postkarten in Clubs. Dass Marketing nottut, zeigte das Beispiel des Eppinger Ruftaxis. Es galt als Prestigeprojekt, initiiert vom mittlerweile aufgelösten Jugendgemeinderat, und bringt Jugendliche nachts vom Bahnhof in die Stadtteile. Genutzt wird das Angebot kaum - für den örtlichen Taxiunternehmer eine Folge mangelnder Bekanntheit.
Ostalbkreis gilt als Pionier: Angebot dort sehr gefragt
Derlei Probleme kennt man im Ostalbkreis nicht, der als Pionier in Sachen Fifty-Fifty-Taxi gilt. Im Kreis um die Zentren Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd wurde es bereits 2003 eingeführt, zunächst mit einem Bonsystem, seit 2015 per App. Sie wurde seitdem für mehr als 75.000 Fahrten genutzt. Die Erfahrungen "sind durchweg positiv", berichtet Michaela Conrad, zuständige Fachbereichsleiterin im Landratsamt des Ostalbkreises. Pro Wochenende würden etwa 300 Fahrten registriert. Weil kaum einer alleine unterwegs ist, seien das 600 bis 700 Jugendliche. Auch der Ostalbkreis schießt jährlich 95.000 Euro zu. Wegen des Erfolgs reicht das nicht mehr aus, deswegen setzt der Kreis zusätzlich auf Sponsoren aus der Wirtschaft.
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