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Investitionsstau an Flüssen: Binnenschiffer schlagen Alarm

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Der Bundesverband der Binnenschifffahrt (BDB) bezeichnet den Zustand deutscher Wasserstraßen als besorgniserregend. "Der Investitionsstau ist gewaltig", sagt BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen vor dem Hintergrund der Debatte um den Schleusenausbau am Neckar.

"Die Infrastruktur ist auf Verschleiß gefahren worden", kritisiert Schwanen im Interview mit der Heilbronner Stimme. Die meisten Schleusen an deutschen Wasserstraßen seien in schlechtem Zustand. Besonders groß sei der Handlungsdruck am Neckar. "Das technische Lebensalter der Schleusen beträgt etwa 80 Jahre, auf dem Neckar ist es überschritten", erklärt der Geschäftsführer des Branchenverbands mit Sitz in Duisburg, der Unternehmen der Fracht- und Personenschifffahrt sowie Hafenbetriebe vertritt.


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Frachtschiff im Heilbronner Kanalhafen: Der Umschlagplatz Heilbronn konnte zuletzt entgegen dem Trend zulegen. Das Plus geht aber vor allem auf Schüttgut zurück, Containerschiffe fahren kaum auf dem Fluss.
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Marode Infrastruktur am Neckar: "Der Bund muss handeln"


Branchenverband will längere Schleusen

Bei der Diskussion, ob die 27 Neckarschleusen zwischen Plochingen und Mannheim nur saniert oder auch für 135 Meter lange Schiffe ausgebaut werden, bezieht der BDB klar Position. Bleibe es bei der Sanierung und der bisherigen Schleusenlänge, "trägt man eine veraltete Technik in die Zukunft, ohne die Infrastruktur für zeitgemäße Schiffe anzupassen", so Schwanen.

Wie die Heilbronner Stimme zuletzt exklusiv berichtete, hat sich das Bundesverkehrsministerium deutlich wie nie vom Ausbau distanziert. Die Nutzung längerer Schiffe bringe keine nennenswerte Verlagerung von Verkehr aufs Wasser, so die Position Berlins, deshalb wolle man Alternativen ausloten. Details blieb das Haus von Minister Volker Wissing (FDP) aber schuldig.

Blockade zwischen Land und Bund in Schleusenfrage

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) reagierte verwundert, sprach in einer Mitteilung von "fadenscheinigen Erklärungen" und beharrte auf der Vereinbarung zwischen Bund und Land, die sich seit 17 Jahren zum Ausbau bekennen, ohne dass viel passiert ist. Unterstützung für Hermanns Position kam zuletzt vom Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag und von Landesinneminister Thomas Strobl. Es sei "absolut unseriös, wenn man plötzlich von Vereinbarungen nichts mehr wissen will", sagte der Heilbronner an die Adresse Berlins.

Im Heilbronner Neckarhafen gibt es seit 2012 ein Containerterminal, das für den Warenumschlag auf Wasser, Schiene und Straße ausgelegt ist. Genutzt wird es fast nur als Drehkreuz zwischen Lastwagen und Güterzug, weil kaum Containerschiffe auf dem Neckar unterwegs sind. Für BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen ist das "Ausdruck einer Fehlentwicklung, vor der wir schon lange warnen". Die Menge der auf dem Neckar transportierten Güter stagnierte zuletzt nach BDB-Angaben bei rund fünf Millionen Tonnen, das sind etwa 20 Prozent weniger als noch 2014. Beim Güterumschlag legte Heilbronn im Vorjahr im Gegensatz zu anderen Neckarhäfen kräftig zu. Der Anstieg geht vor allem auf sogenanntes Schütt-gut zurück, darunter Salz und Kohle, die im Zuge des Kraftwerkumbaus in Zukunft kaum noch eine Rolle spielen dürfte.


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Die Neckarschleusen haben nur Platz für bis zu 105 Meter lange Schiffe. Auf dem Rhein sind Transporter üblich, die 30 Meter länger sind. Der Ausbau ist seit 15 Jahren zwischen Bund und Land vereinbart, kommt aber nicht voran.
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Heilbronner Erklärung für Ausbau der Schleusen am Neckar


Stadt setzt auf zweites Hafenforum

Die Stadt Heilbronn hatte sich nach Gesprächen in Berlin offen für Alternativen gezeigt, trat aber dem Eindruck entgegen, man schere aus der Gruppe der Ausbau-Befürworter aus. Ein zweites Hafenforum in Heilbronn soll die "Blockade zwischen Bund und Land" lösen, sagte OB Harry Mergel vergangene Woche im Gemeinderat.

Bedeutung hat in diesem Zusammenhang eine aktuelle Debatte innerhalb der Berliner Ampelkoalition, die Planungen von Verkehrsprojekten beschleunigen will. Die Grünen haben dabei vor allem die Schiene im Fokus. Minister Wissing und die FDP wollen den Ausbau von Straßen und Wasserstraßen ebenfalls beschleunigt wissen.

 

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