Heilbronner Innenstadt soll mit Maßnahmen-Mix noch stärker belebt werden
Weinstand, neues Magazin, neues Leitsystem, Blumenoffensive, Heilbronn-App: Mit einem Bündel an Maßnahmen wollen Stadt und Händler die City stärken. Dies ist auch nötig: Im Sommer lagen die Umsätze noch deutlich unter der Vor-Corona-Zeit.

Es soll ein zweiter Aufbruch in eine neu belebte Innenstadt und ein Startschuss in die Herbst- und Weihnachtssaison sein. Nach der harten Zeit der Corona-Pandemie, die Oberbürgermeister Harry Mergel vor allem auch für die Innenstadt als "Zeit der Herzschwäche" bezeichnete, ziehen Verwaltung, Heilbronn Marketing und der Händlervereinigung Stadtinitiative (SI) an einem Strang.
Re-Start-Magazin zeigt Produkte und Veranstaltungstermine für einen Monat
Am Dienstag stellten Stadtinitiative-Vorstandsmitglied Eva Schnepf, Harry Mergel und Finanzbürgermeister Martin Diepgen das neue Magazin "Re-Start - Heilbronn erwartet Sie" vor. Es liegt der Heilbronner Stimme bei, wird auch in Geschäften ausgelegt. Es sei eine tolle Handelszeitung mit vielen schönen Fotos entstanden, die die Heilbronner Innenstadt "wie ein großes Kaufhaus" erscheinen lasse. Mit Terminen und Veranstaltungshinweisen über einen Monat in der Stadt soll "Re-Start" zum längeren Begleiter für Heilbronn-Besucher werden.
Noch ist die Talsohle nicht durchschritten. Trotz einer gefühlt lebhaften Innenstadt im Sommer lägen die Umsatzzahlen weiter rund 20 Prozent unter dem Sommer im Vor-Corona-Jahr, überschlägt Eva Schnepf. Beim Schulbedarf ziehe es mittlerweile aber wieder deutlich an.
Freie Fahrt in Bus und Bahn an Adventssamstagen wird geprüft
Schnepf lobt die neuen Blumeninseln auf dem Kiliansplatz. Auch der neue Weinpavillon im Kiliansgarten sei eine tolle Idee, eine, die man schon länger angeregt habe. Wenn alles klappt, soll es in der Adventszeit wieder ein Angebot geben, an Adventssamstagen kostenfrei mit Bus und Bahn nach Heilbronn zu kommen. Bürgermeister Martin Diepgen ist zuversichtlich, dass es nach der Absage im Vorjahr erneut klappt. Die Entscheidung trifft der Nahverkehrsverband HNV.
Zu Kulturveranstaltungen im Deutschhof kamen im Sommer rund 7000 Besucher
Harry Mergel ist optimistisch, dass es nun im Schulterschluss mit Händlern und Gastronomen gelingt, das Herz der Stadt wieder kräftiger zum Schlagen zu bringen. Die Stadt hat die Gastronomen unterstützt, ihnen mehr Raum für Außenflächen genehmigt, Sperrzeiten in der Kernstadt verkürzt, Gebühren erlassen. Der Deutschhof sei zur Kulturbühne geworden, zu rund 90 Veranstaltungen im Sommer seien gut 7000 Besucher gekommen, so der OB. Die Innenstadt sei durch die Blumenoffensive mit 66 Blumenschiffen, 85 Blumenkästen und 16 Blumenampeln "ein stimmungsvoller Ort" geworden.
Auf einer Digital-App sollen ab Herbst die Angebote in der Stadt Heilbronn gebündelt werden - für Veranstaltungen, Einkauf, Nahverkehr, Parkflächen. Ein neues Park- und Verkehrsleitsystem soll im Frühjahr fertig sein und Besuchern Suchverkehr ersparen.
Vier-Millionen-Euro-Förderprogramm wird umgesetzt

"Es gibt viele Hoffnungszeichen", ist Harry Mergel überzeugt. Bewusst sprechen die Stadtoberen von einer Zwischenbilanz, nachdem der Gemeinderat im März einen Fünf-Punkte-Plan zur Belebung der Innenstadt beschlossen hatte und vier Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt wurden - 1,4 Millionen Euro für kurzfristige, 2,6 Millionen für mittelfristige Maßnahmen.
Aus einem eine Million Euro schweren Corona-Hilfspaket erhofft sich die Stadt zudem pfiffige neue Ansätze. Vereine hatten sich mit Ideen beworben, auch innovative Geschäftsideen gingen ein. Bis Oktober sollen die Anträge bewertet werden, der Gemeinderat entscheidet, was gefördert werden soll. Aus dem Fundus erwartet der OB "eine Bereicherung für die Innenstadt".
In Sachen Sauberkeit in der Innenstadt - ein häufiger Kritikpunkt - ist das Rathaus auf rund 50 Unternehmen zugegangen, hat sie bestärkt, von To-go-Einwegware auf Mehrwegbehälter umzustellen.
Ob die Pandemie den Leerstand in der Innenstadt markant erhöht hat? Das kann Finanzbürgermeister Martin Diepgen nicht erkennen. Es gelte nach wie vor die Aussage, dass Heilbronn "unterdurchschnittliche Werte" aufweise. Man gehe auch verstärkt auf Vermieter zu und wolle damit erreichen, dass manche ihre "völlig überzogenen Pachterwartungen" herunterschrauben.
Kommt bald eine Lösung fürs Wollhaus-Zentrum?
Eine Neuigkeit vermeldete OB Harry Mergel am Rande stolz: Anfang Dezember wird die Stadt mit dem Verein Wissensstadt auf dem Bildungscampus in Heilbronn einen Kongress zur Zukunft der Innenstädte ausrichten. Zukunftsforscher Matthias Horx soll die Veranstaltung mit eröffnen.
Zur Zukunft des in die Jahre gekommenen Wollhaus-Zentrums sagte Rathauschef Mergel, "wir waren noch nie so nahe dran, eine Verbesserung der traurigen Situation zu erreichen".