Immobilienpreise in Heilbronn steigen deutlich
Wer eine Eigentumswohnung in Heilbronn kaufen möchte, zahlt mittlerweile das doppelte als noch vor zehn Jahren. Auch die Preise für Häuser und Grundstücke steigen stetig. Baubürgermeister Hajek sieht einen der Gründe dafür in der Geldmarktpolitik der EU.
"Man reibt sich die Augen, wenn man heutzutage eine Immobilie kaufen will", sagt der Heilbronner Baubürgermeister Wilfried Hajek bei der Vorstellung des städtischen Immobilienmarktberichts 2021. Seit zehn Jahren ist die Preisentwicklung pro Quadratmeter auf dem Markt stetig steigend.
Aus dem neuesten Bericht der Stadt lässt sich, kurz zusammengefasst, herauslesen: Es werden weniger Objekte verkauft, aber mehr für sie gezahlt. "Man kann sagen, dass wir im Moment einen ziemlich erhitzten Immobilienmarkt haben und, dass er immer exklusiver wird", berichtet Wilfried Hajek. Und die "Spitze des Bergs", glaubt er, ist noch nicht erreicht.
Quadratmeterpreise bei Wohnungen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 15 Prozent gestiegen
Marisa Röder-Sorge erläutert die Entwicklung zunächst am Beispiel der Preise von Eigentumswohnungen: "Im Vergleich zum Vorjahr ist hier ein enormer Anstieg zu verzeichnen", sagt die Leiterin der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses. 2019 lag der Preis pro Quadratmeter bei Neubaueigentumswohnungen im Schnitt bei 4567 Euro, voriges Jahr bei 5253 Euro - also bei rund 15 Prozent mehr.
Zum Vergleich: Von 2018 auf 2019 stieg der Quadratmeterpreis bei neuen Wohnungen nur um 4,2 Prozent. Schaut man zehn Jahre zurück, hat sich der Quadratmeterpreis aber verdoppelt.
Ähnlich sieht es bei gebrauchten Eigentumswohnungen aus. Der durchschnittliche Preis pro Quadratmeter lag 2020 mit 3165 Euro 15,5 Prozent höher als noch 2019. "In den vergangenen zehn Jahren gibt es hier also sogar mehr als eine Verdopplung", sagt Röder-Sorge. Denn 2010 lag der Preis bei gebrauchten Wohnungen noch bei etwa 1265 Euro pro Quadratmeter.
Weniger Kaufverträge, aber mehr Umsatz
Auch Ein- und Zweifamilienhäuser in der Stadt werden seit 2016 kontinuierlich teurer. In der Heilbronner Kernstadt kostete ein freistehendes Ein- oder Zweifamilienhaus 2020 im Schnitt 4194 Euro pro Quadratmeter, bei Doppel- oder Reiheneckhäusern waren es 3701 Euro. In den Stadtteilen lagen diese Zahlen bei 3240 Euro pro Quadratmeter bei Doppel- oder Reiheneckhäusern und 3166 Euro bei freistehenden Häusern.
Zu beachten, sagt Röder-Sorge, sei hier, dass die Zahlen unbereinigt seien, also unabhängig von guter oder schlechter Lage ermittelt wurden. Bereinigt liege der Anstieg der Preise bei zehn Prozent in der Kernstadt und 14 Prozent bei freistehenden, beziehungsweise neun Prozent bei Doppel- und Reihenhäusern.
Insgesamt wurden 2020 auf dem Immobilienmarkt 1520 Kaufverträge abgeschlossen, das sind fünf Prozent weniger als 2019. Die Umsätze sind allerdings mit 588,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gestiegen.
Grundstücke im Hawaii-Viertel billiger als in anderen Teilen der Kernstadt
Auch Grundstücke sind von der Entwicklung nicht ausgenommen. Seit 2014, berichtet Marisa Röder-Sorge, sei der Anstieg des Bodenrichtwerts beim Wohnen besonders deutlich zu sehen. In zwei Jahren ist er von durchschnittlich 470 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2018 um 17 Prozent gestiegen. Voriges Jahr lag er so im Schnitt bei 550 Euro pro Quadratmeter.
Um die ganze Spanne bei den Bodenrichtwerten aufzuzeigen, gibt Röder-Sorge ein paar Beispiele: In der Kernstadt liege das Minimum bei etwa 280 Euro pro Quadratmeter im Hawaii-Viertel, das Maximum bei 1040 Euro pro Quadratmeter im östlichen Bereich der Kernstadt. In den Stadtteilen sei der Minimalbodenpreis bei rund 240 Euro pro Quadratmeter in Klingenberg entlang der Theodor-Heuss-Straße zu finden, das Maximum mit etwa 730 Euro pro Quadratmeter im Bereich des Böckinger Wasserturms.
Marktpolitik der EU als einer der Gründe
Dass Heilbronn eine "Boomtown" ist, sich also städtebaulich sehr schnell entwickelt, ist für Baubürgermeister Hajek nicht verwunderlich. Die wirtschaftliche Lage in der Region sei sehr gut, Heilbronn werde immer mehr zur Bildungsstadt. Der Immobilienmarktbericht spiegele zudem auch die Entwicklung in ganz Deutschland wider.
Einen der Gründe für die stetig steigende Preisentwicklung sieht Hajek in der Geldpolitik der EU. "Solange die Marktpolitik der Europäischen Zentralbank so bleibt, wird der Druck auf den Immobilienmarkt nicht nachlassen", glaubt er. Viele würden sich bei günstigen Finanzierungsbedingungen zweimal überlegen, ob ein Kauf nicht vorteilhafter wäre als in Miete zu bleiben. Irgendwann, so Hajek, werde die Kurve erfahrungsgemäß aber abflachen.