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Tagesbetreuung, Gassi gehen oder 14-Tage-Urlaub – Wer passt auf den Hund auf?

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Pensionen für Hunde, Katzen und andere Haustiere erhalten seit der Pandemie noch mehr Anfragen. Das Heilbronner Tierheim ist am Limit – ein Dauerzustand. Tierschützer haben einen Brandbrief an die Politik verfasst.

Alle Hände voll zu tun hat Sabine Bogner vom Tierischen Dienst Heilbronn: Teilweise versorgt sie bis zu 15 Pflegehunde gleichzeitig.
Alle Hände voll zu tun hat Sabine Bogner vom Tierischen Dienst Heilbronn: Teilweise versorgt sie bis zu 15 Pflegehunde gleichzeitig.  Foto: Ralf Seidel

Die schönste Wertschätzung, sagt Hans-Peter Haida, sei für ihn, wenn ein Hund gerne zu ihm in die Tierbetreuung kommt. Wenn das Tier ihn schwanzwedelnd begrüßt und gleich ins Haus wetzt, wo es die anderen Pflegehunde trifft. Weil es wohl ahnt, dass es bei Hundesitting Haida in Heilbronn-Horkheim gut aufgehoben ist, während seine Besitzer im Urlaub sind. Oder weil es Hans-Peter Haida wiedererkennt. Denn in den mehr als 27 Jahren, die Haida Tiere betreut, hat er viele Stammkunden gewonnen.

Anfangs versorgte der 61-Jährige zusammen mit seiner Frau Ingrid noch Hunde aller Größen und Rassen, vom Chihuaha bis zum irischen Wolfshund, außerdem Katzen. Ein Tier blieb schon drei Monate bei ihm, während sein Halter im Ausland arbeitete. Mittlerweile möchte sich Haida aber auf Kleinhunde spezialisieren und überwiegend Tagesbetreuung anbieten.

 


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Unter anderem, weil die Anfragen nach einem Betreuungsplatz - auch außerhalb der klassischen Ferienzeiten an Pfingsten oder im Sommer - über die Jahre gestiegen und durchaus kurzfristiger geworden sind. "Das hat extrem zugenommen", sagt Haida. Ganz besonders seit der Pandemie, in der sich viele Menschen ein Tier zugelegt haben, weil der Alltag im Homeoffice mehr Zeit dafür brachte. Mit Rückkehr in die Büros nimmt der Bedarf zu, das Tier tageweise, fürs Gassi-Gehen oder bei größeren Urlaubsplänen für mehrere Wochen abzugeben. "Ganz klassisch ist der 14-Tage-Urlaub", sagt Haida, gefolgt von Reha- oder Krankenhaus-Aufenthalten.

Tierbetreuung ist gefragter denn je

Dass die Tierbetreuung immer gefragter wird, merkt auch Sabine Bogner vom Tierischen Dienst in Heilbronn. Die offene Frau, die sich seit 1993 mit Tieren beschäftigt, Hunde ausbildete und im Tierschutz aktiv ist, hat das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun. Der Tierbetreuung widmete sie sich vor zehn Jahren hauptberuflich, den "Sprung ins kalte Wasser" bereut sie bis heute nicht. "Durch Corona habe ich erfahren, welches Glück ich mit der Tierbetreuung habe, und durch meine Kunden großen Rückhalt erfahren", sagt Bogner, die neben Hunden auch Katzen, Kleintiere, Pferde oder Reptilien pflegt, teilweise bei den Kunden zu Hause.

Ein fremdes Tier über eine längere Zeit zu versorgen - dafür ist Expertise gefragt. Die Betreuer übernehmen die gesamte Verantwortung, vom Füttern über Gassigehen bis zur Fellpflege, und berücksichtigen dabei individuelle Wünsche. Bis zu 15 Hunde habe sie zeitgleich schon bei sich betreut, erzählt Sabine Bogner. "Es bilden sich richtige Trupps", sagt Hans-Peter Haida. Manchmal treffen sich die Tierbetreuer beim Spazierengehen, etwa am Segelfluggelände.

 


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Pensionsplätze für Hunde gibt es auch im Heilbronner Tierheim - sofern der Platz da ist. Denn dass das Tierheim aus allen Nähten platzt, ist inzwischen Dauerzustand und hat mit der Ferienzeit nur bedingt zu tun. Es werden immer mehr Tiere abgegeben oder von den Tierschützern aufgefunden. Das ist nicht nur in Heilbronn, sondern bundesweit ein Problem. Tierschützer haben deshalb einen Brandbrief an die Politik formuliert, um auf die Zustände aufmerksam zu machen.

Im Heilbronner Tierheim stößt man an seine Grenzen

Das Tierheim Heilbronn ist vor allem mit Katzen überfüllt. Die Lage ist bundesweit dramatisch: Tierschützer haben einen Brandbrief formuliert.
Foto: Tierheim Heilbronn
Das Tierheim Heilbronn ist vor allem mit Katzen überfüllt. Die Lage ist bundesweit dramatisch: Tierschützer haben einen Brandbrief formuliert. Foto: Tierheim Heilbronn  Foto: Alternativer Fotograf

"Im Katzenbereich sind wir am Limit", sagt Anja Fischer, stellvertretende Vorsitzende des Heilbronner Tierschutzvereins. 180 Katzen wohnen derzeit im Tierheim, bei Hunden und Kleintieren sind es jeweils bis zu 70. "Die Boxen sind voll. Wir greifen schon dankbar auf Pflegestellen zurück", sagt Fischer. Ein endgültiges Zuhause haben die Tiere dann noch nicht.

Es müssten langfristige Lösungen her: Stärkere Kontrollen beim illegalem Welpenhandel übers Internet, der Befähigungsnachweis für Neuhundehalter oder die Katzenschutzverordnung mit Kastrationspflicht. Auch künftige Tierhalter seien in der Pflicht, sich die Verantwortung für das Tier vor der Anschaffung bewusst zu machen. "Die Mentalität, sich ein Tier anzuschaffen, um es dann wieder wegzugeben, nimmt in unserer Gesellschaft zu", sagt Anja Fischer. Weshalb bei der Vermittlung darauf geachtet wird, dass alle Faktoren stimmen. "Wir sprechen für die Tiere."

 


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Professionelle Betreuung für Hunde und andere Haustiere

Sein Tier in eine Pension zu bringen oder tageweise betreuen zu lassen, bietet viele Vorteile - Haltern sollte es wert sein, die entsprechenden Kosten aufzubringen, damit ihr Tier fach- und artgerecht betreut wird. Auch aus Versicherungsgründen: Hier wird zwischen professionellem Hundesitter und Freundschaftsdienst unterschieden.

"Der Hund muss sozialverträglich sein", nennt Hans-Peter Haida eine Voraussetzung für die Aufnahme, genauso wie die wichtigsten Impfungen und dass das Tier keine ansteckenden Krankheiten hat. Auch ein ausführliches Vorgespräch und Probe-Gassigehen gehören dazu.

 
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