Was tun gegen Starkregen und Hochwasser?
Der Leiter des Heilbronner Planungs- und Baurechtsamts, Dr. Christoph Böhmer, spricht im Stimme-Interview darüber, wie man sich gegen Starkregen und Hochwasser schützen kann.

Hochwasser flutet Keller und Straßen, Schlammmassen wälzen sich durch Gebäude. Vielen Menschen in Neckarsulm, aber auch in Teilen von Heilbronn setzten Wasser und Schlamm in den vergangenen Tagen stark zu - private wie öffentliche Gebäude wurden beschädigt. Warum das so ist und was man tun kann, erläutert der Leiter des Heilbronner Planungs- und Baurechtsamts Dr. Christoph Böhmer.
Wohnen Sie am Hang, Herr Böhmer?
Christoph Böhmer: Ich wohne tatsächlich an einem leicht geneigten Hang, mein Haus ist jedoch bisher verschont geblieben. Dabei hat mir auch die Rückstauklappe im Keller geholfen.
Das letzte große Hochwasser ist gerade Mal fünf Jahre her, trotzdem wirken viele überrascht und überfordert, auch in den Rathäusern.
Böhmer: Man muss zwischen Hochwasser und Starkregenereignissen unterscheiden. Hochwasser aus Gewässern ist Gegenstand von Landes- und Bundesgesetzgebung. Es ist in den vergangenen Jahren viel getan worden, vor allem, was neue Regenrückhaltebecken betrifft. Starkregen, der Hänge zu Sturzbächen werden lässt, ist erst in den vergangenen Jahren in den Fokus gerückt, auch in den Verwaltungen. Es gibt keine gesetzliche Regelung.
Es gibt keine Vorgaben, wie man zum Beispiel eine Tiefgarage bauen muss, um sicherer zu sein?
Böhmer: Nein, das kann der Bauherr frei entscheiden. Aber es gibt Möglichkeiten, das eigene Gebäude gegen Hochwasser abzusichern.
An welche denken Sie?
Böhmer: Es gibt Rückstauklappen, wie ich eine installiert habe. Eine solche Klappe hält zurückdrückendes Abwasser außerhalb des Hauses. Für Untergeschosse, zum Beispiel Tiefgaragen, kann man einen besonderen Beton verwenden, der wasserundurchlässig ist. Denkbar ist außerdem, die Geländeoberfläche so zu modellieren, dass bei Starkregen das Wasser ferngehalten wird.
Wäre es nicht gut, wenn in gefährdeten Gegenden nicht gebaut werden dürfte?
Böhmer: Im Fall von Hochwasser ist das bereits so, es gibt gesetzlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete. In solchen Gebieten genehmigen wir keine Bauvorhaben. Da sind wir rigoros, auch wenn der Druck sehr groß ist. Denn jedes Verbot kostet ohnehin knappe Baufläche. Das Interesse, auch an solchen Flächen, ist aber trotz der Risiken groß. Derjenige, der baut, ist ja nicht unbedingt der, der im Haus wohnt. Am Ende wird dann so mancher Käufer vom Thema Hochwasser überrascht.
Wozu raten Sie?
Böhmer: Ich kann nur empfehlen, alles zu machen, um das Wasser aus dem Haus herauszuhalten. Das Wasser ist ja nur das eine. Aber es bringt alles mögliche mit ins Haus, Schlamm, Dreck, Öl und Gestank. Um die Schäden zu beseitigen, muss man im schlimmsten Fall den Rohbauzustand wiederherstellen. Das ist allemal teurer als im Vorfeld Schutzmaßnahmen.
Zur Person
Christoph Böhmer wurde am 18. Januar 1959 in Sigmaringen geboren. Nach dem Abschluss des Architekturstudiums an der Universität Stuttgart 1985 absolviert er vier Jahre lang ein städtebauliches Aufbaustudium in Paris. Im Anschluss an Forschung, Lehre und Autorentätigkeit übernimmt er im Jahr 1996 die Leitung des Planungs- und Baurechtsamts der Stadt Heilbronn. Christoph Böhmer ist verheiratet und hat zwei Söhne.