Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Hochwasser in der Region: Erst das Wasser, dann der Schlamm

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Nach Starkregen und Hochwasser am Montagabend kämpfen viele Menschen in der Region noch mit Wasser und Schlamm. Sowohl Privathäuser als auch Stadtwerke und Kitas betroffen. In der Region gab es 250 Feuerwehr-Einsätze.

von Alexander Klug

Sowohl Privathäuser als auch öffentliche Gebäude sind von den Folgen des Hochwassers betroffen, auch der Audi-Standort an der NSU-Straße in Neckarsulm versank teilweise in den Fluten. Die Neckarsulmer Feuerwehr rückte mit Unterstützung von Kameraden aus der Umgebung zu rund 250 Einsätzen aus.

Das Auto von Karin Kuhn hat die Wassermassen an der Schönbuchstraße in Neckarsulm nicht überstanden.
Foto: privat
Das Auto von Karin Kuhn hat die Wassermassen an der Schönbuchstraße in Neckarsulm nicht überstanden. Foto: privat  Foto: Klug, Alexander

Karin Kuhn hat Tränen in den Augen. Fassungslos schaut sie auf das kleine rote Auto in Neckarsulm-Neuberg. "Das Wasser auf der Einfahrt stieg so schnell, wir konnten das Auto nicht mehr aus der Garage holen", sagt sie. "Ein Fachmann hat gesagt, dass das nichts mehr wird." Nicht nur das rote Auto steht auf dem Hof vor dem Vierfamilienhaus. Sämtliche Bewohner räumen Regale und Schränke aus, hängen nasse Kleider auf Wäscheständer, wischen Kellerräume, säubern Wände. Schon zum dritten Mal innerhalb von ein paar Jahren wurde das Geschoss mit den Garagen nun schon überflutet. "Der Frust ist wahnsinnig groß. Auto, Waschmaschine, Trockner. Alles hin."

Auch Christel Wittmann wohnt in dem Haus an der Schönbuchstraße. "Das ist eine Riesensauerei, der ganze Schlamm", sagt die Neckarsulmerin. Manches im Keller habe man bereits quasi auf Stelzen gestellt, bei den Regalen ist viel Platz unter dem untersten Boden. "Trotzdem ist vieles im Wasser gelandet. Vom Dreck überall ganz zu schweigen." Jetzt steht gemeinsames Ausräumen und Wischen auf dem Programm. "Immerhin die Nachbarschaftshilfe funktioniert sehr gut."

Mit einem Meterstab zeigt Christel Wittmann in Neckarsulm, wie hoch das Wasser stand: 80 Zentimeter.
Mit einem Meterstab zeigt Christel Wittmann in Neckarsulm, wie hoch das Wasser stand: 80 Zentimeter.  Foto: Klug, Alexander

Auch das Gebäude, vor dem Thomas Haag steht, haben Regen und Schlammmassen schwer getroffen. Der Leiter der Neckarsulmer Stadtwerke zeigt auf den Hang hinter dem Gebäudekomplex, in dem auch der Bauhof untergebracht ist. "Das Wasser kam in Massen den Hang herunter. Das ging rasend schnell", berichtet der Werksleiter. Wasser und Schlamm ziehen eine Spur der Verwüstung durch Gebäude und Areal. Schlamm läuft durch das Treppenhaus, die Wände herab, tränkt Teppichböden, bedeckt Wege. "Mitarbeiter und Reinigungsunternehmen haben schon viel beseitigt, aber es gibt auch noch einiges zu tun", sagt Thomas Haag, während ein Bagger Schlammmassen auf einem Stück Wiese verteilt. Eine beachtliche Leistung, zumal die Bauhofmitarbeiter während des Hochwassers an vielen Orten in der Stadt im Einsatz waren.

Entsprechend trüb sieht die Bilanz der Stadtverwaltung aus. Während die Schäden an der Pichterichsporthalle wohl nicht so schlimm ausfallen wie zunächst befürchtet, sehe es bei Bauhof und Stadtwerken nicht gut aus, schildert Oberbürgermeister Steffen Hertwig. "Die Schäden dort sind beachtlich." In Mitleidenschaft sind laut Angaben des Oberbürgermeisters auch die Kindertagesstätten an der Danziger und der Pichterichstraße gezogen worden. Insgesamt könne er die Schäden durch Hochwasser und Schlamm noch nicht beziffern. "Da wird einiges zusammenkommen."


Mehr zum Thema

Auf dem Audigelände laufen am Tag nach dem Unwetter die Reinigungsarbeiten. Foto: Alexander Klug
Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen

Nach Hochwasser in Neckarsulm: Produktion bei Audi läuft


An der Bekämpfung des Hochwassers am Montagabend waren 140 Neckarsulmer Feuerwehrleute beteiligt, unterstützt von 50 Helfern des Technischen Hilfswerks, 100 Mitgliedern weiterer Feuerwehren und 50 Angehörigen der Audi-Werksfeuerwehr. Die Feuerwehrleute waren bis in den Dienstag hinein mit Einsätzen im ganzen Neckarsulmer Stadtgebiet beschäftigt. Zahlreiche Keller liefen voll, Straßen und Unterführungen waren überflutet.

Beim Audi-Areal mündet nicht nur die kanalisierte Sulm in den Neckar, sondern auch Amorbach und Hängelbach. An derselben Stelle hatte es bereits im Mai 1970 und im Mai 2016 schwere Hochwasserschäden gegeben. Zwei vor kurzem fertiggestellte Regenrückhaltebecken hätten Schlimmeres verhindert, ist Landrat Detlef Piepenburg sicher.


Mehr zum Thema

Überschwemmung in Neckarsulm
Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen

Meinung: Gefahr am Hang bei Hochwasser


Rückhaltebecken

Der Vorsitzende des Wasserverbands Sulm, Weinsbergs Bürgermeister Stefan Thoma, weist auf die Bedeutung der beiden jüngsten Hochwasserrückhaltebecken Amorbach und Hängelbach hin. Die Becken hätten den ersten großen Test bestanden und seien komplett geflutet. "Hätte der Verband die Becken nicht auf ein 500-jähriges Hochwasserereignis ausgelegt, wäre es jetzt erneut zur Katastrophe gekommen", meint der Vorsitzende. Der Verband betreibt ein System aus 17 Hochwasserrückhaltebecken.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben