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Krise an der HHN
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Schlechte Einschreibezahlen: Hochschule Heilbronn kämpft um Studenten

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Die Einschreibezahlen an der HHN fürs Sommersemester 2023 waren nicht gut. Die Hochschule Heilbronn will mit einer Orientierungswoche in Sontheim mehr Interessierte anlocken. Viele hätten falsche Vorstellungen.

Der Tech-Campus in Sontheim ist Sitz der Hochschule, die mehrere Standorte hat: Bildungscampus in Heilbronn, Reinhold-Würth-Hochschule Künzelsau und Campus Schwäbisch Hall.
Der Tech-Campus in Sontheim ist Sitz der Hochschule, die mehrere Standorte hat: Bildungscampus in Heilbronn, Reinhold-Würth-Hochschule Künzelsau und Campus Schwäbisch Hall.  Foto: Berger

Die Stimmung im Senat der Hochschule Heilbronn (HHN) muss vor über einem Jahr nicht gut gewesen sein. Die Einschreibezahlen fürs Sommersemester 2023 waren für manchen ernüchternd, und mindestens ein Mitglied hatte damals Sorgenfalten auf der Stirn. Die Hochschule stecke in einer Krise, soll unseren Informationen nach das Senatsmitglied damals gesagt haben. Dem Vernehmen nach haben weitere Vertreter aus diesem höchsten Entscheidungsgremium der HHN einen Vorschlag begrüßt, sogenannte Taskforces ins Leben zu rufen, um wieder mehr Studenten zu gewinnen. Zu diesen Arbeitsgruppen zieht Rektor Oliver Lenzen ein erstes Zwischenfazit. Wie genau es um die Studenten bestellt ist, sagt er nicht. "Wir haben noch Luft nach oben." Zuletzt war von insgesamt 8000 Studenten die Rede.

Krise an der Hochschule Heilbronn: Deshalb gehen Studentenzahlen an der HHN zurück

Das Land bekennt sich zur Hochschule Heilbronn. Sichtbares Zeichen dafür sind jüngste größere Investitionen in den Campus Sontheim, der intern bereits Tech-Campus genannt wird und zur Marke wie Garching werden soll. Kürzlich ist in kleiner Runde der D-Bau im Campus Sontheim bezogen worden. Darauf weist Oliver Lenzen genauso hin wie auf eine besondere Mentalität im Land: Häufig werde von Krisen gesprochen. Die HHN ist im schwierigen Umfeld. Das verdeutlicht der Rektor im Gespräch. Sie hänge gerade bei den automobiltechnischen Studiengängen stark an der Wirtschaft. Gehe es Audi und den Zulieferern gut, stiegen die Einschreibezahlen.

Aufgrund des demografischen Wandels gingen vielerorts die Studentenzahlen zurück. Hinzu komme der deutschlandweite Trend, dass überall die technischen Studiengänge weniger stark nachgefragt würden. Das habe mit Corona begonnen, erinnert sich Oliver Lenzen. Hinzu kommt noch ein Missverständnis: Bei Automobilindustrie dächten viele Jugendliche noch immer an einen klassische Antrieb mit Benzin oder Diesel, und darin sähen sie keine Zukunft.


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Automobiltechnik: Wenn Jugendliche nur an klassische Antriebe denken

Von wegen klassischer  Antrieb: In Sontheim gibt es einen Prüfstand für Wasserstoffmotoren.
Von wegen klassischer  Antrieb: In Sontheim gibt es einen Prüfstand für Wasserstoffmotoren.  Foto: Berger Mario

Die Verantwortlichen an der Hochschule können sich das Missverständnis nicht erklären: E-Mobilität ist an der HHN ein großes Thema, das autonome Fahren ebenfalls, die Künstliche Intelligenz (KI) sowieso. Und vor wenigen Monaten ging sogar am Campus Sontheim ein Prüfstand für Wasserstoffmotoren in Betrieb. "Wir sind nicht die, die an Verbrennern arbeiten", betont Rektor Oliver Lenzen.

Am späteren Gehalt kann es auch nicht liegen. Umfragen unter Absolventen zeigten, dass es im technischen Bereich bei Einstiegsgehältern im mittleren fünfstelligen Bereich losgehe, sagt er. Die Jugendlichen wollen trotzdem nicht ins Technische - oder trauen sich das nicht zu. "Wir müssen schauen, wie wir sie ansprechen." Über die Taskforces sollen alle Hochschul-Mitarbeiter einbezogen werden. "Es ist für uns eine Möglichkeit, die Studiengänge zu vernetzen", sagt Prorektor Ulrich Brecht, der an der HHN den Geschäftsbereich Studium und Lehre leitet.

Mit Marketing befasst sich eine Arbeitsgruppe, um beispielsweise die Aktivitäten einzelner Fakultäten besser zu verzahnen. Als eine Maßnahme davon wurde die Orientierungswoche, die erfolgreich in Künzelsau stattfindet, nach Sontheim gebracht. Als Erfolg gilt das Orientierungssemester, in dem Interessierte in mehrere Studiengänge reinschnuppern und erste Vorlesungen besuchen können. Diese werden anerkannt, wenn es zum eigentlichen Studium kommt. Es sei gut, dass die Jugendlichen so die Professoren und die familiäre Atmosphäre der HHN erleben, sagt Ulrich Brecht.

Die Hochschule Heilbronn will mehr ausländische Studenten gewinnen

Mit der Internationalisierung befasst sich eine weitere Taskforce. Die internationale Ausrichtung ist schon lange ein Thema. Derzeit sind Studenten aus 90 Nationen eingeschrieben, sagt der Rektor. Mehr sind gewünscht, die Hochschule war zuletzt in Indonesien unterwegs, um sich dort an Universitäten zu präsentieren - obwohl Heilbronn schon jetzt 300 Kontakte ins Ausland zählt. "Das sind eigentlich zu viel", sagt Oliver Lenzen.

Was ausländische Studenten angeht, so gibt es für viele derzeit eine große Hürde: Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, dass von Studenten aus dem nichteuropäischen Ausland eine Studiengebühr verlangt und deshalb oft unattraktiver ist als ein Nachbarbundesland. Dennoch sollen die Studienangebote englischsprachiger werden. Teilweise findet bereits das Grundstudium auf Englisch statt, in anderen Bereichen (etwa International Business) das ganze Studium. Für Ulrich Brecht bedeutet Internationalisierung viel mehr als das Studienangebot. Interne Strukturen müssten stimmen. Dazu gehört etwa ein Lotse, der Interessierte durchs Bewerbungsverfahren begleitet.

 

Rektor erwartet, dass Studentenzahlen erst später ansteigen werden

Mit positiven Effekten bei den Studentenzahlen rechnet Oliver Lenzen erst im Laufe der Zeit. Wichtig ist es dennoch, an Maßnahmen zu arbeiten. "Wir müssen den Jugendlichen Orientierung bieten", sagt er. Es gehe zugleich um einen Imagewandel. "In diesem Prozess stecken wir."

 
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