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Heilbronner Wochenmarkt: Von der Region in die Stofftasche

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Kurze Lieferwege, transparent und saisonal: Doch ist der Wochenmarkt auf dem Marktplatz tatsächlich so nachhaltig? Ein Gespräch mit Beschickern, Organisatoren und Kunden.

Morgens um halb sieben richtet Dagmar von Olnhausen die Backwaren im Verkaufswagen der Kirchheimer "Brotschmiede", dann geht es los nach Heilbronn.
Morgens um halb sieben richtet Dagmar von Olnhausen die Backwaren im Verkaufswagen der Kirchheimer "Brotschmiede", dann geht es los nach Heilbronn.  Foto: Möllers, Linda

Der Donnerstag wird ein langer Arbeitstag für Dagmar von Olnhausen. Seit 5 Uhr bereitet die Bäckereifachverkäuferin den Verkaufswagen der "Brotschmiede" in Kirchheim für den Heilbronner Wochenmarkt vor. Sie richtet Brote, Backwaren, süße Teilchen und Kuchen. Um kurz nach 7 Uhr ist von Olnhausen unterwegs zum Marktplatz. Rund zwölf Kilometer von Kirchheim nach Heilbronn haben die Backwaren an diesem Morgen dann zurückgelegt. Gegen 7.30 Uhr öffnet sie den Verkaufsstand.

"In Heilbronn sind die Leute früher dran", erklärt von Olnhausen, anders als auf den Märkten in Leingarten oder Bad Rappenau. Bis 13 Uhr verkauft sie vor dem Rathaus. Ihr Tag endet gegen 14.30 Uhr.


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Der Verkauf auf dem Heilbronner Wochenmarkt, bei dem sich von Olnhausen mit ihren Kolleginnen abwechselt, mache ihr vor allem wegen des direkten Kundenkontakts Freude, sagt sie. Die Leute ließen sich mehr Zeit als bei dem schnellen Stopp in der Kirchheimer Backstube. Und sie erkundigten sich direkt nach dem Bio-Backwaren-Sortiment.

"Als Bio-Hersteller finden wir uns auf dem Wochenmarkt wieder", erklärt Inhaber Benjamin Schrempf, warum die Brotschmiede seit gut eineinhalb Jahren in Heilbronn mitmacht.

Auskunft zu den Produkten

Biologische, in der Region produzierte Lebensmittel, saisonal angeboten, in Kisten appetitlich aufgebahrt, direkt vom Erzeuger: Wochenmärkte erfüllen die Erwartungen vieler Menschen, die direkt, klimabewusst und gesund einkaufen wollen. In Zeiten von intransparenten Lieferketten oder Lebensmittel-Herkunftsbezeichnungen ist der Wochenmarkt als nachhaltige Einkaufalternative gefragt.

Der Bedarf besteht offensichtlich: Die Regionalität, sagt eine Wochenmarkt-Besucherin, ist für sie das schlagende Argument, warum sie vor der Arbeit regelmäßig auf dem Wochenmarkt Obst und Gemüse kauft. "Hier weiß ich, was ich bekomme", sagt die Frau am Stand von Dieter Alt und verstaut die gekauften Lebensmittel in einer von ihr mitgebrachten Baumwolltasche. Seine Produkte stammen zum Großteil aus der eigenen Erzeugung in Nordheim-Nordhausen, erklärt Dieter Alt, sowie von Betrieben in Weinsberg oder Lauffen. Ein anderer Teil stammt aus Freiburg von einem Großhändler.


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Der Vorzug beim Wochenmarkt ist seine Transparenz: Wer die Lieferwege oder Herkunft der Produkte nachvollziehen möchte, kann die Marktbeschicker direkt fragen - und erfährt unter anderem, dass ein Klingenberger Standbetreiber seine Oliven eigens von der Plantage in Griechenland nach Deutschland bringt.

Wochenmärkte sind gefragt

Das gestiegene Bewusstsein für Lebensmittel und deren Herkunft sorgt nicht erst seit der Corona-Pandemie für ein positives Image von Wochenmärkten. Nach einer Flaute in den 60ern ging es für den Heilbronner Markt seit den 70ern bergauf. "Die Nachfrage nach Regionalität ist gestiegen", weiß Sara Furtwängler von der Heilbronn Marketing GmbH über die inzwischen 50-jährige Geschichte des Heilbronner Wochenmarkts Bescheid.

Der unmittelbare Verkauf regionaler Produkte − wie am Stand von Obstbau Böhringer − spricht die Besucher des Heilbronner Wochenmarkts an.
Der unmittelbare Verkauf regionaler Produkte − wie am Stand von Obstbau Böhringer − spricht die Besucher des Heilbronner Wochenmarkts an.  Foto: Veigel, Andreas

Der Großteil der Wochenmarkt-Verkäufer - rund 70 bis 80 Prozent - kommen aus der Region, schätzt Alexander Ghassemi, andere reisen aus einem Umkreis von maximal 100 Kilometern an. Insgesamt werden rund 20 Prozent der Waren in Bio-Qualität angeboten.

Wie nachhaltig schätzen die Organisatoren den Wochenmarkt ein? Es kommt darauf an, sagt Furtwängler, beim Thema Nachhaltigkeit muss schließlich alles, von Produktion bis Lieferwege berücksichtigt werden. Vorteile beim Heilbronner Wochenmarkt seien, dass die Produkte in der Region angebaut werden, kurze Lieferwege hinter sich haben und saisonal verkauft werden - das kann sich schon sehen lassen.

Zur Nachhaltigkeit der Produkte oder zum Umkreis der Marktbeschicker beim Heilbronner Wochenmarkt macht die Marktordnung keine Vorgaben. Während der Corona-Hochphase gab es eine höhere Nachfrage seitens der Anbieter, beim Wochenmarkt zu verkaufen. Neu im 50. Geburtstagsjahr des Wochenmarkts: An den Ständen sollen Papiertüten für die Einkäufe verfügbar sein. Eine Wochenmarkt-Baumwolltasche gibt es bereits. Dabei gilt: Je öfter Behältnisse genutzt werden, desto mehr verbessert sich ihre Ökobilanz.

 
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