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Heilbronner Neckarbogen wird zur Fahrradzone

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Das Verkehrsschild wurde bundesweit erst Ende April eingeführt. Die Stadt Heilbronn weist als eine der ersten Städte in Deutschland fast ein komplettes Wohngebiet als Fahrradzone aus, den Buga-Stadtteil Neckarbogen. Autos sind nur für Anlieger erlaubt.

Die Theodor-Fischer-Straße mit ihren Querspangen wird zur Fahrradzone − und im Zuge der weiteren Bebauung fast der komplette Stadtteile Neckarbogen. Ausgenommen ist die Paula-Fuchs-Allee als Durchgangsstraße.
Foto: Andreas Veigel
Die Theodor-Fischer-Straße mit ihren Querspangen wird zur Fahrradzone − und im Zuge der weiteren Bebauung fast der komplette Stadtteile Neckarbogen. Ausgenommen ist die Paula-Fuchs-Allee als Durchgangsstraße. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Die Autostadt Heilbronn schaltet auf ihrem oft holprigen Weg zur Fahrrad-Tauglichkeit einen Gang höher. Seit Ende April macht eine Novelle der Straßenverkehrsordnung in Anlehnung an Fußgängerzonen auch Fahrradzonen möglich. Hier sind Radler gegenüber Autos bevorrechtigt. Fußgänger sollen wie üblich möglichst auf dem Gehweg bleiben. Als eine der ersten Städte im Bundesgebiet weist Heilbronn fast ein komplettes Wohngebiet als eine solche Zone aus: den aus der Bundesgartenschau 2019 hervorgegangenen Stadtteil Neckarbogen. Dies beschloss am Dienstag der Bauausschuss des Gemeinderates.

Paula-Fuchs-Allee bleibt frei

Die neuen Schilder werden zunächst an der Theodor-Fischer-Straße und ihren Querachsen aufgestellt, deren Quartiere bereits mit 22 großen Wohn- und Geschäftshäusern bebaut sind. Zwischen Parks und zwei Seen werden in den nächsten Jahren weitere Gebäude für insgesamt 3500 Bewohner sowie eine von der Dieter-Schwarz-Stiftung gebaute Schule folgen. Ausgenommen von der Zonenregelung ist die breite Paula-Fuchs-Allee, die bald vom Europaplatz über die Bleichinselbrücke bis zur Hafenstraße verlängert wird und damit auch für den überörtlichen Verkehr wichtig ist.

Stadt will Umweltverbund stärken

Die neue Zone ist laut Baubürgermeister Wilfried Hajek und Jens Boysen vom Amt für Straßenwesen nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen sich Heilbronn zu einer "Stadt der kurzen Wege" entwickeln will, in der der "Umweltverbund" gestärkt wird, also die Verknüpfung aller Verkehre. Politische Basis dafür ist die Stadtkonzeption 2030 mit ihrem Handlungsfeld "Mobilität und Netze". Danach soll mit dem Stadtquartier Neckarbogen ein "zukunftsfähiger, autoarmer" Stadtteil entstehen, in dem die Mobilitäts- und Verkehrsangebote vernetzt sind, um so eine "multimodale Mobilität für Bewohner und Besucher zu ermöglichen", erklärt Boysen.

 


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Konkret bestehe für den Neckarbogen das Ziel, 70 Prozent aller Verkehre zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem ÖPNV zurückzulegen, aber nur 30 Prozent mit dem Kfz. Deshalb wurde bereits der Straßenraum so gestaltet, dass er laut Boysen "zum Gehen und Verweilen einlädt". Wie bereits an der Theodor-Fischer-Straße seien überall Gehwege vorgesehen, die niveaugleich zur Fahrbahn ausgebaut werden. "Somit verschmelzen die beiden Bereiche optisch ineinander." Fußgänger hätten keine Barrieren, müssten aber in der Regel auf dem Gehweg bleiben.

Rege Rad-Debatte im Ratsrund

Stadträte aller Fraktionen begrüßten in der Sitzung die neue Zone. Mancher legte auch den Finger auf wunde Punkte. Karl-Heinz Kübler (CDU) regte sich sehr über rasende Radler im ganzen Stadtgebiet auf und pochte darauf, "dafür zu sorgen, dass auch solche Leute Bußgelder bekommen". Gleichzeitg erfuhr der Böckinger, dass auch Radler in den neuen Zonen an Tempo 30 gebunden sind und E-Bikes in der Regel gar nicht schneller als 25 km/h fahren können. "Die Theodor-Fischer-Straße ist eh zu kurz für große Beschleunigungen", meinte Holger Kimmerle (Grüne). Gleichzeitig mahnte er, "bei Verkehr nicht wie früher nur an Autos zu denken. Radler und Fußgänger gehören heute dazu." Im Neckarbogen könne man nun Erfahrungen für ein möglichst gutes Miteinander sammeln.

Ähnlich sahen es Gottfried Friz (FDP) und Tanja Sagasser-Beil (SPD), die über oft zugeparkte Straßenränder im Neckarbogen klagten: wochenends durch Besucher, aber auch werktags durch Anwohner, die die Tiefgaragen meiden würden. Darin sah Thomas Randecker (CDU) einen Beweis für deren Notwendigkeit. Hätte sich bei der Planung die "Kurz-Park-Ideologie" durchgesetzt, sähe es noch schlimmer aus. Demonstrativ lobte Ulrike Morschheuser (Grüne) das Amt für Straßenwesen für die schnelle Umsetzung der neuen Zone. Polizist Harald Pfeiffer (SPD) gab zu bedenken, dass die Einführung von einer "intensiven Öffentlichkeitsarbeit" begleitet werden müsse.

 

Verkehrsregeln für Fahrradzone

In einer reinen Fahrradzone dürfen nur Fahrräder oder Pedelecs/E-Bikes fahren. Kfz sind nur erlaubt, wenn Zusatzschilder wie "Anlieger frei" darauf hinweisen. Im Neckarbogen soll dies der Fall sein. Höchstgeschwindigkeit für alle: 30 km/h. Wenn nötig, muss ein Kfz die Geschwindigkeit weiter verringern, einen Sicherheitsabstand muss es sowieso halten. Das Nebeneinanderfahren von Rädern oder E-Bikes ist erlaubt. Im Prinzip gelten also dieselben Regeln wie in einer Fahrradstraße, nur eben auf einer größeren Fläche. Schilder sind nur an den Zonengrenzen notwendig. 

 


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Kommentare

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am 18.06.2020 18:39 Uhr

Ich habe es ja auch schon oft so gemacht.
Um Kleinigkeiten zu erliegen oder mal geschwind was zu besorgen, steigt man einfach halt ohne nachzudenken in’s Auto, legt 15 km einfach zurück und wird dich nicht bewusst, für wir wenig Bedarf man einfach mal zwei Liter Treibstoff verbrennt, weil man ja rund eine Tonne Gegenstand bewegt, der einen transportiert. Da müssen wir umdenken und es einfach lassen und weniger tun, oder es anders machen.
Arbeitsplätze hin oder her,
erst wenn wir den letzten Tropfen Erdöl in zehn Jahren Sichtweite haben, werden wir einsehen, daß unsere tollen Autos, unser enormer Komfort, unsere Lebensgrundlage aufgezehrt haben.
Da helfen auch keine Elektroautos. Auch die brauchen Energie.
Fahren wir weniger und kaufen wir kleinere Autos !!!

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