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Heilbronner Haushalt 2021/2022 beschlossen: Defizit von 47,8 Millionen Euro

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Für das laufende Jahr weist der Etat ein Defizit von 13,2 Millionen Euro aus, für 2022 von 34,6 Millionen Euro. Einbußen muss die Stadt vor allem bei den Gewerbesteuereinnahmen verkraften. In der Summe fehlen 23 Millionen Euro. Ende des nächsten Jahres liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 592 Euro.

Erstmals seit vielen Jahrzehnten muss die Heilbronner Stadtverwaltung in den kommenden beiden Jahren mit einem Haushalt arbeiten, in dem wegen der Corona-Pandemie die Einnahmen nicht die Ausgaben decken. So weist der Doppelhaushalt, der am Donnerstagnachmittag im Gemeinderat bei sechs Enthaltungen (AfD, Linke) verabschiedet wurde, für 2021 ein Defizit von 13,2 Millionen Euro und für 2022 von 34,6 Millionen Euro aus. Innerhalb des Finanzplanungszeitraums bis 2025 wird lediglich 2024 ein Überschuss von 5,1 Millionen Euro prognostiziert. Die Jahre 2023 und 2025 schließen dann wieder mit einem Fehlbetrag von 5,3 Millionen beziehungsweise 7,3 Millionen Euro ab.

Trotz dieser roten Zahlen machte Finanzbürgermeister Martin Diepgen auch einen positiven Aspekt aus: "Erfreulich ist, dass das vorausgesagte Defizit von 60,4 Millionen Euro durch Entnahmen aus den Rücklagen erfolgen kann. Ende 2025 werden sie dann immer noch bei rund 82 Millionen Euro liegen." Für Oberbürgermeister Harry Mergel ist es wichtig, die Stadt trotz aller Widrigkeiten zukunftsfähig zu halten: "Der Haushalt zeigt, dass wir weiter ungebremst in zahlreiche Projekte investieren."

Die Gewerbesteuereinnahmen gehen zurück

Einbußen muss Heilbronn bei der Gewerbesteuer verkraften. War man im Rathaus bei der Aufstellung des Doppelhaushalts noch davon ausgegangen, 90 Prozent des Jahresniveaus von 2019 (103 Millionen Euro) zu erreichen, musste dieser Betrag nun auf 95 Millionen Euro beziehungsweise 90 Millionen Euro in 2022 korrigiert werden. Diesem Rückgang gegenüber stehen wachsende Ausgaben durch Tarifsteigerungen, gestiegene Sozialleistungen und höhere Abschreibungen.

Gerade aus diesen Gründen hat Heilbronn auch ohne die Corona-Folgen ein strukturelles Defizit in der Größenordnung von 20 bis 30 Millionen Euro zu bewältigen. "Um die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Stadt auch künftig garantieren zu können, wird uns die Aufgabe der Haushaltskonsolidierung auch in den nächsten Jahren begleiten", legte Diepgen den Finger in die städtischen Finanzwunden.


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Um die geplanten Investitionen im Zeitraum 2021 bis 2025 im Straßenbau (158 Millionen Euro), in Schulen (59 Millionen Euro), in Kindergärten und Kindertagesstätten (19 Millionen Euro) oder in das Sonderprojekt SLK-Klinikum (43,9 Millionen Euro) finanzieren zu können, muss Heilbronn rund 119 Millionen Euro neue Kredite aufnehmen. Zu Beginn der Etatplanungen war die Kämmerei noch von Kreditaufnahmen in Höhe von 86,5 Millionen Euro ausgegangen.

Verschuldung steigt auf 120 Millionen Euro

Somit steigt die Verschuldung der Stadt ohne die Eigenbetriebe Theater und Entsorgungsbetriebe auf 119,8 Millionen Euro. "Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung Ende 2025 von 940 Euro je Einwohner", rechnete Martin Diepgen im Theodor-Heuss-Saal der Festhalle Harmonie hoch. Ende des vergangenen Jahres waren es noch 460 Euro gewesen.

In seinem Schlussplädoyer zum Doppelhaushalt 2021/2022 wählte der Finanzbürgermeister dann markante Worte: "Diese Pandemie führt möglicherweise auch für die Finanzen unserer Stadt zum tiefsten Einschnitt seit Weltkriegsende." Die Konsequenz daraus ist für ihn: "Es drohen enorme Belastungen für unsere Kinder und Kindeskinder. Das Geld, um steuernd einzugreifen, wird immer weniger."

"Heilbronn geht mit dem Doppelhaushalt den richtigen Weg und tritt nicht auf die Bremse", würdigte Thomas Randecker (CDU) das Zahlenwerk. "Wir haben einen Haushalt, der die großen Herausforderungen im Blick hat", sagte Susanne Bay (Grüne). "Der Haushalt ist auskömmlich und erlaubt, optimistisch in die Zukunft zu schauen", zeigte sich Rainer Hinderer (SPD) zuversichtlich.

Der Doppelhaushalt gibt der Stadt eine Perspektive

"Die Weichen für eine demokratische Zukunftsgestaltung sind gestellt", merkte Michael Seher (AfD) an. Im positiven Duktus blieb auch Herbert Burkhardt (FWV): "Der Doppelhaushalt gibt Heilbronn eine Perspektive." "Der Haushalt ist in einem vertretbaren Rahmen, zeigt Möglichkeiten auf und wird die Stadt gut durch die Pandemie führen", wertete Nico Weinmann (FDP). Konrad Wanner (Linke) lobte, dass der Haushalt ohne sozialpolitischen Kahlschlag auskommt, bemängelte aber, dass die Mobilitätswende nicht berücksichtigt wurde.


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Foto: Tina Schulze
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Kommentar zum Heilbronner Doppelhaushalt: Handlungsfähig


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Kommentare

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am 30.04.2021 08:42 Uhr

die markigen Worte von unserem ansonsten sehr feinfühligen Finanzbürgermeister Diepgen lassen alle Alarmglocken schrillen. Unbestritten: Die Stadtentwicklung, fast ausschließlich die in der Kernstadt, kann sich auch Dank der Stiftungen eines großzügigen Multimilliardärs sehen lassen. Moderate Einlassungen zur weiteren Finanzaussicht des Oberbürgermeisters und der Gemeinderatsmitglieder kann man getrost als Schönrederei bezeichnen. Waren doch die meisten der handelnden Personen daran beteiligt, dass man in Zeiten höchster Steuereinnahmen das Geld mit beiden Händen ausgegeben, böse formuliert geradezu rausgeschmissen, hatte.

Haushaltskonsolidierung und noch mehr Schulden machen soll die Lösung sein. Konsolidierung ist eine schöne Umschreibung für die bösen Worte, Sparmaßnahmen ,Steuer- und Abgabenerhöhungen. Wären die öffentlichen Haushalte Bilanzen von Unternehmen würden die Insolvenzen über uns hereinkrachen. Sind sie aber gottseidank nicht, den eine Kommune geht nicht Bankrott. Nein im Gegenteil, denjenigen die sich am höchsten verschulden wird am meisten geholfen und stehen am Ende besser da.

Funktioniert aber leider nicht mehr, wenn alle Kommunen, Länder, Bund und sogar die EU Schulden machen wie die Schweinetreiber und die Gelddruckmaschinen glühen. Dies nun alleine auf die Pandemie zu schieben wäre zu kurz gesprungen. Anzeichen dafür gab es schon 2019.

Niemals werden verantwortliche Politiker begreifen, dass man nicht in Wahlzyklen handeln sollte. Wären Politiker Förster hätten wir schon lange keine Bäume mehr im Wald - aber Berge von Schulden. Scheinbar geht es nur noch um ständiges Wachstum auf einem begrenzten Planeten.

Den Luxus der Pandemie mit brutalen Lockdowns und Entzug der Grundrechte und immer noch freien Intensivbetten entgegentreten zu können, tragen wir auf dem Rücken von Milliarden von Menschen aus die mit deren Armut für unser schönes Leben sorgen. Länder in denen es Gesundheitswesen, Altersvorsorge und Menschenrechte ohnehin nicht gibt.

Noch vor zwei Jahren feierte die Stadt mit der BUGA einen kurzen Sommer lang sich selbst und ihre Maßlosigkeit. Ich habe damals keinen Fuß darauf gesetzt. Die Welt hat sich rasant verändert und um uns herum toben Kriege , Hunger und Elend. Ich konnte und wollte keine kurzfristig gepflanzten Blumen und Grün sehen wo wir doch inmitten eines gewachsenen Paradieses leben. Mir war klar, dass die Party ein Ende haben wird, dass es dann so schnell kam, ahnte niemand aber es war absehbar. Das was uns noch bevorsteht möchte keiner wissen.

Jürgen Mosthaf

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