Stimme+
"Magie der Stimmen" und Co.
Lesezeichen setzen Merken

Schluss mit verkaufsoffenen Sonntagen in Heilbronn? Stadt mit klarem Statement

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Bleiben die verkaufsoffenen Sonntage in der Heilbronner Innenstadt bestehen? Ein Bericht zieht deren Sinn in Zweifel. Nun melden sich Einzelhandel und Stadt zu Wort.

Gut besucht war die Heilbronner Innenstadt beim ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres am 7. April.
Gut besucht war die Heilbronner Innenstadt beim ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres am 7. April.  Foto: Seidel, Ralf

Bereits seit Jahrzehnten gibt es in Heilbronn verkaufsoffene Sonntage, die die Bürger zum Flanieren, Spazieren, Bummeln und Einkaufen in die Innenstadt einladen. Doch fand das Angebot noch Nachfrage oder ist der weitere Shoppingtag gar veraltetet?

"Nein, ich will die verkaufsoffenen Sonntage nicht abschaffen“, betont Steffen Schoch. „Wenn wir aber sehen, dass an den Tagen nicht mehr so viel Geld im Einzelhandel bleibt wie früher, muss man sich über ihre Zukunft Gedanken machen“, gibt der Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) zu bedenken. Ein Medienbericht hatte der Stadt nach dem vergangenen offenen Sonntag am 7. April unterstellt, sie denke darüber nach, die verkaufsoffenen Sonntage zu streichen. „Das war eine Fehlinterpretation“, sagt Schoch. Den verkaufsoffenen Sonntag in Heilbronn besuchten rund 50.000 Menschen


"Wir waren ja eher auf dem Weg, die verkaufsoffenen Sonntage auszudehnen", stellt Thomas Aurich, Vorstandsvorsitzender der Heilbronner Stadtinitiative klar. So gab es im vergangenen Jahr in der Käthchenstadt sogar an drei Sonntagen im Jahr offene Türen in Einzelhandel und Gastronomie. Neben den traditionellen Veranstaltungen "Magie der Stimmen" und "Jazz und Einkauf" hatte die Stadtinitiative nach zähem Ringen auch einen verkaufsoffenen Sonntag am ersten Wochenende des Weindorfes durchgesetzt, gegen den sich Gewerkschaften und Kirchen immer gewehrt hatten.

Verkaufsoffener Sonntag in Heilbronn: Zusätzlicher Tag während des Weindorfes

Der Tag war als zusätzliches Angebot nach der Corona-Pandemie eingeführt worden. "Im stark katholisch geprägten Land Spanien gibt es 52 verkaufsoffene Sonntage und bei uns macht man Theater um einen dritten Sonntag", hat Aurich kein Verständnis für die Haltung von Kirchen und Gewerkschaften.

Eine Wiederholung des Weindorf-Sonntags in diesem Jahr wird es allerdings nicht geben, auch weil sich der Tag für den Handel eher als Flop erwies. "Wir werden das Thema aber weiter diskutieren. Bis dahin bleibt alles beim Alten", macht Aurich klar. Heißt: Es wird auch im kommenden Jahr auf jeden Fall zwei verkaufsoffene Tage in Heilbronn geben, zumal die Innenstadt am vergangenen Sonntag proppenvoll war.

"Wir lagen bei rund 50.000 Besuchern", schätzt Schoch, "das ist sehr gut". Vor einem Jahr kamen bei Regen und Temperaturen unter zehn Grad geschätzt gut 35.000 Menschen in die Stadt. "Die verkaufsoffenen Sonntage und auch die Kultursamstage funktionieren", unterstreicht Schoch.

Nachlassende Beteiligung bei verkaufsoffenen Sonntagen in Heilbronn

Sorge bereitet den Geschäftsinhabern und der Stadtinitiative, dass im Zeitalter von Internethandel die Umsätze mit den Besucherzahlen nicht mehr Schritt halten. Zudem machten auch aufgrund von Personalmangel nicht mehr alle Einzelhändler bei der Aktion mit.

Doch es werden auch ermutigende Stimmen laut. "Bei uns lief der Tag fantastisch, die Händler und Gastronomen, mit denen ich bisher gesprochen habe, waren sehr zufrieden", zieht Marielena Maltzan eine erste Bilanz. In fünf Stunden hätten knapp 18.000 Besucher die Stadtgalerie besucht, so die Centermanagerin, die sich klar für die Beibehaltung der zwei verkaufsoffenen Sonntage ausspricht.

Positive Signale vom Einzelhandel: Verkaufsoffener Sonntag stirbt nicht aus 

Großer Andrang herrschte auch bei Petra Kern in der Kirchbrunnenstraße. "Die Frequenz war super, natürlich hätte auch das Wetter nicht besser sein können", betont die Geschäftsführerin des Damenmodegeschäfts Viva, die seit Jahren eine Modenschau am verkaufsoffenen Sonntag im April veranstaltet. "Die Leute standen hinterher Schlange im Laden und auch an der Kasse", freut sich Kern. Ein Selbstläufer sei der Einzelhandel aber längst nicht mehr. Die Zeiten, als man den Laden aufmachte und es lief, seien vorbei.

Die Stimmung in der Stadt war bei herrlichen Wetter heiter. Viele Menschen bummelten auf der Suche nach passenden Angeboten durch die Stadt.
Die Stimmung in der Stadt war bei herrlichen Wetter heiter. Viele Menschen bummelten auf der Suche nach passenden Angeboten durch die Stadt.  Foto: Seidel, Ralf

"Man muss etwas bieten und der Einkauf muss zum Erlebnis werden", ist sich die Einzelhändlerin sicher. Verkaufsoffene Sonntage gehören für sie dazu. "Das ist mir lieber als das Nightshopping im Oktober", macht sie klar. Auch für Thomas Aurich steht der Sonntagseinkauf in keiner Weise zur Disposition. "Wir werden aber immer mehr Entertainment machen müssen", so seine Einschätzung.

"Es lief bedingt gut", bilanziert dagegen Suse Zenth. In der Stadt war sehr viel los, aber die Umsätze waren nur halbwegs okay", so die Geschäftsführerin der Lilu-Kinderperle in der Sülmer-City. Gestört hat sie der Imbisswagen direkt vor ihrem Geschäft. Auch der Termin unmittelbar vor Schulbeginn sei nicht optimal. "Vor Ostern oder deutlich später wäre der bessere Termin gewesen", ist sich Zenth sicher. Stuttgart plant verkaufsoffene Sonntage während der Fußball-WM, doch nicht jedem gefällt das.

 

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben