Wie es im Heilbronner Unverpackt-Laden Liva weitergeht
Die Zukunft des Unverpackt-Laden an der Heilbronner Allee war monatelang ungewiss. Jetzt hat das Gründer-Paar eine Lösung gefunden.

Monatelang war unklar, wie es mit dem ersten Heilbronner Unverpackt-Laden Liva weitergeht. Die beiden Gründer Linda Tiedemann und Patrick Wimmer standen jeden Tag selbst in dem Laden an der Allee – von Montag bis Samstag, bis auf den Ruhetag am Mittwoch. Lediglich zehn Tage Urlaub im August seien drin gewesen, "der längste Urlaub, den wir bisher hatten", schrieb das Paar auf Facebook.
Deshalb haben sich die beiden im März auf die Suche nach Mitstreitern gemacht und sind jetzt fündig geworden: Seit Anfang Oktober verstärken Lisa Hahn-Woernle und Jochen Peschke aus Stuttgart das Team. "Wir haben uns auf Anhieb ziemlich gut verstanden", sagt Linda Tiedemann im Gespräch mit unserer Redaktion. Es habe menschlich einfach gepasst, und den beiden läge das Thema Nachhaltigkeit genauso am Herzen. Peschke hat bereits Erfahrung im Vertrieb und Einzelhandel und steigt Vollzeit bei Liva ein, Hahn-Woernle arbeitet hauptberuflich weiter bei der Landesanstalt für Umwelt (LUBW). Im neuen Jahr soll dann die Umfirmierung stattfinden, bei der das Unternehmen rechtlich neu aufgestellt wird. In welcher Form, stehe noch nicht fest. "Darüber sprechen wir gerade."
Bei den Kunden sei die Nachricht sehr gut angekommen, berichtet Tiedemann. "Viele waren schon traurig, weil wir eigentlich davon ausgegangen sind, dass wir nicht weitermachen." Ohne die beiden neuen Mitstreiter hätte der Laden zum Jahresende definitiv vor dem Aus gestanden, betont sie.
Wie die Arbeit im Unverpackt-Laden Liva aufgeteilt wird
"Wir sind jetzt schon ein Stück entlastet, weil wir bei Krankheit gegenseitig besser einspringen können", erzählt Tiedemann. Auch etwas mehr Urlaub solle künftig möglich sein. Momentan werden die beiden Neuen im Unternehmen eingearbeitet. Es gebe viele Prozesse und Strukturen, die über die Jahre mit den beiden Gründern gewachsen sind. "Da müssen die zwei noch reinkommen. Das ist erst mal ein Stück Arbeit."
Künftig verkaufen die Vier abwechselnd unverpackte Ware im Laden. Linda Tiedemann hat aber auch mehr Zeit für Marketing, Social Media und die Webseite. Ihr Partner kann sich jetzt verstärkt darum kümmern, Kooperationen mit anderen Unternehmen aufzubauen. Der Unverpackt-Laden beliefert zum Beispiel Kitas und die Heilbronner Jugendherberge mit plastikfreien Snacks und Lebensmitteln. In Zukunft sollen mehr Unternehmen dazu kommen.
Gestiegene Lebensmittel-Preise sind kein Problem für Unverpackt-Laden
Die zuletzt stark gestiegenenen Preise bereiten den Unverpackt-Ladenbesitzern keine allzu großen Sorgen. Das Sortiment besteht fast nur aus Bio-Lebensmitteln. In diesem Bereich seien die Preise weniger stark gestiegen, sagt Tiedemann. "Das ist kein riesiges Thema bei uns."
Allerdings hätten viele Großhändler die Mindestbestellmengen erhöht. "Da wir ein kleiner Laden sind, können wir keine großen Mengen abnehmen." Deshalb könne es sein, dass die Vier bei manchen Waren länger warten müssen, bis sie die entsprechenden Stückzahlen bestellen können.
Jahresmitgliedschaft und Kooperationen sollen Geld in die Kasse spülen
Eine zusätzliche Finanzspritze erhoffen sich die Gründer durch die Jahresmitgliedschaft. Diese können Interessierte für 149 Euro abschließen und bekommen dann beim Einkauf im Unverpackt-Laden und weiteren Betrieben Rabatt. Partner sind unter anderem das vegane Restaurant Velo, der Upcycling-Laden Reanimiert oder der Secondhand-Laden Ewigneu. Weitere Kooperationspartner für das Jahr 2024 sollen bald veröffentlicht werden.
In nächster Zeit wollen Tiedemann und ihre Mitstreiter auf Messen und bei Unternehmen für sich und das Thema Nachhaltigkeit werben und mehr Kooperationen aufbauen. "Es ist unser Ziel, die Unternehmen davon zu überzeugen, dass sie im Bereich Nachhaltigkeit ganz einfach noch mehr machen können", sagt Tiedemann. Das sei neben dem Verzicht auf Plastik und gesunden Snacks auch ein Benefit für Mitarbeiter.
Hintergrund
Den Unverpackt-Laden Liva an der Heilbronner Allee haben Linda Tiedemann und Patrick Wimmer im September 2019 eröffnet. Zu Beginn hatten die beiden noch eine festangestellte Einzelhändlerin, später standen sie alleine hinter der Ladentheke, um Personalkosten zu sparen. Seit Juli 2022 ist der Laden außerdem mittwochs geschlossen, im Sommer und Winter wird er jeweils kurze Zeit geschlossen. Der Mietvertrag wäre eigentlich im September ausgelaufen, die beiden Gründer hatten ihn im Frühjahr jedoch verlängert.