Verkauf von Feuerwerk gestartet – Run auf Silvesterböller in Heilbronn?
2022 hatte die Branche beim Verkauf von Feuerwerkskörpern einen Rekordumsatz. Seit Donnerstag sind Böller wieder zu erwerben. Ein Händler aus dem Landkreis Heilbronn zeigt sich zum Start sehr zufrieden.

Zwischen den Bildern aus Berlin und Heilbronn liegen Welten: Während die Pyro-Fans in der Hauptstadt mit Campingstühlen sechs Stunden auf den Start des Feuerwerksverkaufs warteten, herrscht in der Heilbronner Innenstadt bescheidene Ruhe. So gut wie niemand ist am Donnerstagmittag mit Raketen unterm Arm zu erspähen.
Einige, die neugierig in die Regale luken, winken peinlich berührt auf die Frage ab, womit sie sich zudecken wollen. Wunderkerzen? Batterien? Raketen? "Es ist peinlich, mit Feuerwerkskörpern rumzulaufen, man spürt schon Blicke", sagt ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Man hat das Gefühl, die Menschen böllern gern, aber sie haben ein schlechtes Gewissen." Der Kauf von Feuerwerkskörpern scheint verpönt.
Wie lief der Verkaufsstart von Feuerwerk in Heilbronn?
2022 hatte die Branche einen Rekordumsatz. Dabei blickt der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) in diesem Jahr optimistisch auf die Silvesternacht: Er rechnet mit einer ähnlich hohen Nachfrage nach Silvesterfeuerwerk wie im vorigen Jahr. 2022 hatte die Branche einen Rekordumsatz von 180 Millionen Euro erzielt. Ob dieser getoppt werden kann?
In der Sopo-Filiale im Erdgeschoss des Wollhauses sorgt Aushilfskraft Jan Hiebert für Nachschub. "140 Euro in drei Minuten, das muss man wollen", sagt er mit Blick auf die Batterien und hievt eine nach der anderen ins Regal. "Aber die verkaufen sich gut."
Beim Thema Böllern scheiden sich die Geister
In einem anderen Supermarkt in der Innenstadt stöbert eine 39-jährige Heilbronnerin im Regal, die Wahl fällt auf Wunderkerzen. "Sie sind schön anzusehen. Von denen haben alle etwas, auch die Kinder", sagt sie. Alles andere sei Geldverschwendung. Für Raketen und Co. sei ihr das Geld zu schade. Anders denkt da Sercan Gürler, der sich mit Anita Moi bei Müller am Kiliansplatz eingedeckt hat. Er sei "schon immer" ein Fan von Böllern gewesen. "Natürlich, so bin ich groß geworden."
Außerdem hat er eine besondere Tradition: die Wunschrakete. Bevor er eine Rakete losschießt, schickt Sercan Gürler automatisch auch einen Wunsch in den Himmel. Erfolg? Mäßig. "Das klappt nie." Einen Ferrari habe er zwar noch keinen, sagt er augenzwinkernd, aber den Brauch will er auch dieses Neujahr wieder fortführen.
Anita Moi verbringt den Silvesterabend bei einer Freundin. Auch ihr Zwergspitz Joy ist dabei. "Sie ist relativ entspannt. Wenn sie merkt, dass ich ruhig bin, ist sie es auch." Persönlich sei sie nicht so der Böller-Fan. Als ihre heute 17-jährige Tochter noch ein Kind war, habe sie hin und wieder was in die Luft geschossen, aber mittlerweile nicht mehr. "Für Kinder gehört das dazu."

Ansturm bei Feuerwerkshersteller Zink aus Cleebronn
Weitaus optimistischer als die Stichprobe am Donnerstagmittag klingt das erste Fazit von Feuerwerkshersteller Zink aus Cleebronn im Landkreis Heilbronn. "Ich kann nicht klagen", sagt Arne von Bötticher, Geschäftsführer der Zink-Feuerwerk GmbH. Am Vormittag habe es bereits einen großen Ansturm gegeben. Trotz sechs Verkäufer im Einsatz mussten die Kunden teilweise eine dreiviertel Stunde an der Kasse warten.
"Die Begeisterung für Feuerwerk ist noch da. Zu uns kommen ja ohnehin die absoluten Pyro-Liebhaber", sagt Arne von Bötticher. Die Nachfrage sei so hoch wie vor Corona. Letztes Jahr sei aber ungeschlagen. Einen gewissen Nachholbedarf habe man gespürt. Die Menschen wollten sich wieder mit Böller-Vorräten eindecken, so der Zink-Chef. "Letztes Jahr war eine Ausnahmesituation." Trotzdem herrscht Vorfreude.
Mehrere Tausend Batterien werden bis Samstag verkauft
Arne von Bötticher geht davon aus, dass bis Samstag mehrere Tausend Batterien über den Tresen gehen werden. Der Verkauf von Feuerwerksartikeln sei jedes Jahr ein "extremes Stoßgeschäft an drei Tagen" - anders als in Läden, in denen sich der Umsatz mit weiteren Produkten aufs ganze Jahr verteilt.
In Ausnahmefällen gebe es Kunden, die sich mit Feuerwerkskörpern im vierstelligen Bereich eindecken. Oftmals seien das aber Gastronomen, die beispielsweise ein Restaurantbesuch mit Silvestermenü bieten.