Heilbronn plant Windräder im Wald, aus Kirchhausen gibt es Kritik
Heilbronn prüft, ob im Waldgebiet Stöckach bei Kirchhausen bis zu fünf Windräder gebaut werden können. Vorher muss sich die Stadt mit Schwaigern einigen. In Kirchhausen sorgte das Bekanntwerden der Pläne für Unruhe, die Rede ist von "zwei Lagern".

Im Bezirksbeirat Kirchhausen kamen die Windpark-Pläne bislang nur hinter verschlossenen Türen auf den Tisch. Seit die Vorlage für die Heilbronner Gemeinderatssitzung am Montag öffentlich wurde, wird im Stadtteil und in den sozialen Medien diskutiert.
"Das ist emotional, nicht jeder sieht das positiv", sieht Theo Rappold, Sprecher des Bezirksbeirats, zwei Fraktionen im Stadtteil. Für die einen habe der Ausbau der Erneuerbaren Energien oberste Priorität, andere unterstützten ebenfalls die Windkraft, sehen aber den Standort kritisch. Das Waldgebiet Stöckach werde zur Naherholung genutzt, sagt Rappold. Er selbst hat eine klare Meinung: "Ich finde es furchtbar, dass Wald kaputtgemacht wird für Windkraftanlagen."
Heilbronns OB Harry Mergel bekennt sich zu Windrädern im Stadtgebiet
Oberbürgermeister Harry Mergel hatte sich Anfang des Jahres im Stimme-Interview zur Windkraft im Stadtgebiet bekannt, der Gemeinderat fasste den Beschluss, Standorte zu untersuchen. Dabei blieb offenbar nur das Waldgebiet übrig. "Die Stöckach-Flächen sind für einen Windenergieausbau in Heilbronn einmalig, denn sie sind der einzige Standort, auf dem, mit großer Wahrscheinlichkeit, ein Windpark realisierbar ist", heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat.
Dieser soll am Montag grünes Licht dafür geben, den Standort weiter zu untersuchen. In Kooperation mit Zeag und Stadtwerken könnten bis zu fünf Anlagen entstehen. Sie liefern nach Berechnung der Stadtverwaltung bis zu 55 Gigawattstunden Strom im Jahr und würden so 22.000 Tonnen Kohlendioxidausstoß einsparen. Über die Ausmaße der Rotoren steht nichts in der Vorlage.
Windräder bei Heilbronn: Auch bei Massenbach ist ein Windpark geplant
Da sind die Unterlagen detaillierter, die vor der Gemeinderatssitzung in Schwaigern am kommenden Freitag die Runde machen. Hierbei geht es um Windkraft in unmittelbarer Nachbarschaft des Heilbronner Vorhabens. Auf Gelände der Freiherr von Massenbach'sche Waldstiftung treibt die Firma Enerkraft aus Erlenbach Pläne für bis zu neun Windräder voran, sieben im Forst, zwei auf landwirtschaftlichen Flächen. Die Anlagen sollen eine Nabenhöhe von 179 Meter und einen Rotordurchmesser von 175 Meter haben. Sie würden also bis zu 266 Meter hoch aufragen. Das sind 50 Meter mehr, als der Stuttgarter Fernsehturm misst, und das ist etwas höher als die Rotoren im Harthäuser Wald im nordöstlichen Landkreis Heilbronn.
Beide Vorhaben kommen sich am Rand ins Gehege, weil Mindestabstände unterschritten würden. Eine Lösung wäre es, beide Projekt würden jeweils mit einer Anlage weniger auskommen. Darüber gibt es Gespräche. "Wir als Stadt sind daran interessiert, dass man eine gemeinsame Lösung hinbekommt", zeigt sich Schwaigerns Bürgermeisterin Sabine Rotermund zuversichtlich. Sollte es keine Einigung geben, kommt derjenige zum Zug, der sein Projekt früher genehmigungsreif geplant hat. Das Massenbacher Projekt ist weiter fortgeschritten. Die Karte zeigt nur mögliche Standorte auf Kirchhausener Gemarkung.
Gemeinden müssen Fläche für Windkraft vorsehen
Für Aufsehen in der Region sorgte zuletzt ein anderes Windparkprojekt am Heuchelberg, das Brackenheim, Leingarten, Nordheim und Schwaigern sowie ein Privatwaldbesitzer gemeinsam vorantreiben. Dort sollen 13 Anlagen entstehen. Eine Bürgerinitiative Pro Heuchelberg wendet sich dagegen. Landesweit müssen Kommunen dafür sorgen, dass 1,8 Prozent der Fläche mit Windkraft bestückt werden. Wird dieses Ziel verfehlt, werden die Anlagen baurechtlich privilegiert, so dass sie in der Regel zu genehmigen sind. Die Kommunen hätten dann kaum noch Einfluss auf die Standorte.


Stimme.de
Kommentare
Rudolf Kohler am 04.11.2023 08:59 Uhr
Schön, dass Heilbronn jetzt auch Grabkreuze für die gescheiterte grüne Energiepolitik aufstellen will. Aber warum nicht an prestigeträchtigenen Orten wie der Waldheide oder auf dem Gaffenberg? Damit der Bürger wenigstens jederzeit vor Augen hat, dass die Industrieanlagen auf seine Kosten meist nutzlos herumstehen.