Blitzeis droht: Tipps und Tricks zum Verhalten auf glatten Straßen
Zahlreiche Unfälle in kurzer Zeit – und es könnte noch schlimmer kommen. Für Mittwoch ist Blitzeis angesagt, auch in und um Heilbronn. Vorsicht ist geboten: zu Fuß, im Auto und vor allem auf Zweirädern.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wird es in der Nacht zum Mittwoch sternenklar und damit sehr kalt. Am Morgen ziehen nach derzeitigen Prognosen Wolken auf, die vor allem zu gefrierendem Regen führen können: "Vormittags könnte ganz Baden-Württemberg von Glatteis-Regen überdeckt sein", sagt DWD-Meteorologe Marco Puckert. Wie soll man sich bei Glatteis verhalten?
Mit festen Schuhen und guten Sohlen ist es nicht getan. Zum Pinguin-Gang rät die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Dabei wird der Körperschwerpunkt stets auf den vorderen Fuß verlagert, so dass Bein und Oberkörper leicht nach vorne gebeugt eine Linie ergeben. Vorwärts geht es mit kleinen, langsamen Schritten, dabei setzen die Fußsohlen komplett auf. Laut DGOU gewinnt man so an Stabilität. Das Risiko, das Gleichgewicht zu verlieren, sinkt.
Für Fußgänger: Einfache Tricks und Tipps bei Rutschgefahr
Auch das kann helfen: Alte Socken über die Schuhe ziehen, Schiefe Ebenen meiden, lieber Umweg in Kauf nehmen. Auf frischem Schnee laufen. Beide Hände frei halten. Nicht an anderen Personen festhalten
Beim Fahrradfahren gilt – wie mit dem Auto – Abstand halten, Tempo reduzieren. Und: in Kurven weder treten noch bremsen. Insbesondere bei fester Schneedecke und Glätte frühzeitig und maßvoll bremsen, Lenkbewegungen vermeiden und ohne bremsen ausrollen.
E-Roller und Fahrrad fahren im Winter? Das gilt es zu beachten
Mehr Halt auf der Fahrbahn ergibt ein etwas geringerer Luftdruck im Reifen. "Wem es zu kippelig wird", so ein ADFC-Sprecher, kann auch den Sattel etwas absenken, aber nicht für zu lange Zeit, sonst drohen Knieproblem.
E-Roller bergen im Winter ein erhöhtes Gefahrenpotenzial. Besonders riskant wird es bei Glätte. So sprach sich der TÜV schon 2019 dafür aus, die Nutzung von E-Scootern bei extremen Wetterbedingungen zu sperren. Dies liegt natürlich nicht im Interesse der Verleihfirmen. Die auch in Heilbronn aktive Firma Tier verweist auf ein Modell, das speziell auf ungünstige Witterungen ausgerichtet ist: mit größerem Vorderrad, extra Hinterradantrieb, höherem Gewicht für bessere Bodenhaftung und verstärkter Bremsleistung.
Kurzfassung für Autofahrer: Sechs knackige Faustregeln bei Eis und Schnee
Autofahrer sollten bei Eis und Schnee folgendes beachten: Sicherheitsabstand, nicht zu schnell fahren, auf Brücken und am Wald besonders langsam, sanft bremsen, nicht hektisch lenken. Zur Not Auto rechts ran und den Wagen abstellen – und auf Streu- und Räumdienst warten.
Vor dem Start über die aktuellen Straßenverhältnisse informieren, etwa auf Stimme.de. "Wird vor Blitzeis oder Eisregen gewarnt, ist es besser, das Auto stehen zu lassen und die Fahrt zu verschieben", sagt ADAC-Redakteurin Petra Zollner. Denn Winterreifen, aber auch Antiblockiersystem (ABS), Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) oder auch Ketten helfen nicht mehr, wenn Blitzeis die Straße zur Rutschbahn macht.
Sommerreifen sind bei glatten Straßen absolut tabu
Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte auf keinen Fall mit Sommerreifen fahren. Gesetzlich erlaubt sind winters nur Reifen, die gemäß der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) gekennzeichnet sind. M+S-Reifen können jedoch mit Übergangsfristen weiterverwendet werden. Bis Ende September 2024 gelten auch Reifen mit M+S-Kennzeichnung noch als wintertauglich, wenn sie vor 2018 hergestellt worden sind.
Die sogenannte Winterreifen-Pflicht ist laut ADAC nicht an eine bestimmte Jahreszeit oder an bestimmte Monate gebunden. Sie gilt situativ. Ein Verstoß wird mit einer Geldbuße in Höhe von 60 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet. Bei einer Behinderung des Verkehrs aufgrund falscher Reifen bei winterlichen Wetterverhältnissen erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro und einen Punkt. Kommt es zu einem Unfall, droht eine Kürzung der Versicherungsleistungen.
Gerade bergab gilt: piano, piano, kleinen Gang wählen, auch bei Automatik, rät die GTÜ, also die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH, Stuttgart. Im Ernstfall passende Lücke ansteuern, etwa einen Feldweg oder eine leichte Böschung am Rand, auch ein hoher Bordstein kann bremsen: das ist immer noch besser als auf den Vordermann auffahren.
Wie siehts im Winter mit dem Motorrad aus?
Die meisten Motorradbesitzer motten ihr Bike über den Winter ein. Eine gesetzliche Winterreifenpflicht für Motorräder gibt es laut Achim Penisch von Michelin nicht. Zum einen gebe es solche Biker-Winterreifen nicht, die den gesetzlichen Anforderungen – die Kennzeichnung mit dem Alpine-Symbol – genügen. Reifen mit M+S-Kennung gebe es zwar vereinzelt. Sie seien im Sinne des Gesetzgebers aber keine Winterreifen.
Andererseits seien bei Eis und Schnee sowieso nur wenige Biker oder Mopedfahrer unterwegs. Wer nicht darauf verzichten kann, sollte unbedingt einen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug von mindestens der Hälfte der gefahrenen Geschwindigkeit in Meter einhalten. Außerdem darf er laut Experte Penisch nicht schneller als 50 km/h fahren, sofern nicht eine geringere Geschwindigkeit angemessen ist.