Reformationstag, Halloween und Allerheiligen – Feiertage zwischen Besinnung und Halligalli
Von Dienstag auf Mittwoch überschneiden sich ein aus den USA importierter Brauch und zwei christliche Feiertage: Halloween, Reformationstag und Allerheiligen. Was steckt eigentlich dahinter?
Alle Jahre wieder leuchten im Herbst ausgehöhlte Kürbisse mit Kerzen in Schaufenstern, an Kindergärten und vor Privathäusern. Diese früher kaum gekannten, inzwischen aber schwer in Mode gekommene Herbstgestecke sind nur der Vorgeschmack auf den großen Schabernack: An Halloween, also am 31. Oktober, ziehen Jungen und Mädchen, mehr oder weniger gruselig verkleidet, durch die Gassen, klingeln an Haustüren und fordern frech "Saures oder Süßes". Auch kommerzielle Anbieter wissen das Fest zu nutzen. Zunehmend steigen in Clubs und Hallen wilde Partys, die angesichts der skurrilen Kostüme an Fasching erinnern, so auch an diesem Dienstag.
Alle Jahre wieder wird deshalb Kritik laut, vornehmlich von kirchlicher Seite. Denn das aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten importierte Geschäft mit dem Schrecken tangiert zwei wichtige christliche Feiertage. Wobei Allerheiligen mit etwas gutem Willen tatsächlich mit Halloween in Verbindung gebracht werden könnte. Den Reformationstag stellen die ausgehöhlten Kürbisse aber auf den Kopf.
Reformationstag: Feiern in vielen evangelischen Kirchen
Traditionell feiern evangelische Christen am 31. Oktober den Tag der Reformation. Vielerorts finden deshalb an diesem Dienstag in evangelischen Kirchen besondere Feiern statt, so etwa auch in der Heilbronner Kilianskirche.
Der Überlieferung nach hat der Augustinermönch und Theologieprofessor Martin Luther (1483-1546) an genau diesem Tag des Jahres 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt. Gleichzeitig hat er sie in einem Brief dem Mainzer Erzbischof zugeschickt. Luther kritisierte darin etliche Missstände in der katholischen Kirche, vor allem den Ablasshandel und den ausschweifenden Lebenswandel etlicher Kleriker. Außerdem definierte er das Wesen des christlichen Glaubens in Gottes Gnadenzusage und in der Rechtfertigung durch Jesus Christus. Erst im 19. Jahrhundert verfestigte sich der einheitliche Gedenktag, der 31.Oktober, im Kalender.
Reformation und Thesenanschlag sind aber nicht gleichzusetzen. Das Gedankengut breitete sich schon vor 1517 aus. Früh mündeten die Inhalte in unterschiedliche Glaubensordnungen. Mit den Anhängern des lutherischen Bekenntnisses, darunter die Reichsstadt Heilbronn, konkurrierten diejenigen zweier Schweizer: die des Züricher Huldreych Zwingli (1484-1531) und die des Genfer Johann Calvin (1509-1564).
Halloween: Gruselspaß aus den USA
Der Vorabend zum katholischen Totengedenktag Allerheiligen wird im angelsächsischen Raum als Halloween bezeichnet. Das Wort ist vom Englischen "All Hallows" Eve" abgeleitet. Da der Tag somit auch mit Allerheiligen verbunden war, wurde Halloween früher nur in katholischen Gebieten der britischen Inseln gefeiert, vor allem in Irland.
Der Legende nach war ein gewisser Jack O'Lantern durch eine List aus der Hölle entkommen. Als er aber in den Himmel kam, war die Tür dort verschlossen. Jack war verdammt, ewig zwischen Hölle und Himmel zu wandern − stets unterwegs mit einer Kerze in einer ausgehöhlten Rübe. Daher auch der Brauch, Kürbisse auszuhöhlen, ihnen Fratzen zu geben und sie mit Kerzen zum Leuchten zu bringen.
Irische Auswanderer brachten den Brauch im 19. Jahrhundert in die USA. Dort wurde das Spektakel von Kindern anderer Einwanderer übernommen und entwickelte sich schließlich zu einer Art Volksfest. Aus Nordamerika kam das Treiben durch US-Soldaten nach Europa zurück, wo es nun in noch stärker kommerzialisierter, vielfach veränderter Form gefeiert wird. In Deutschland hat es sich in den vergangenen Jahren eingebürgert, dass sich Kinder verkleiden und von der Nachbarschaft "Süßes oder Saures" einfordern. Zudem gibt es Partys, die an Fasching erinnern.
Allerheiligen: Ein Hochfest der katholischen Christen
Der November gilt gemeinhin als Totenmonat. Er steht im Zeichen des Gedenkens und der Trauer. Traditionell am ersten Tag des Monats feiern katholische Christen ihr Hochfest Allerheiligen. Auf vielen Friedhöfen und in Kirchengemeinden finden aus diesem Anlass Gedenkgottesdienste statt. Nicht nur Gläubige nehmen den Tag zum Anlass, Gräber ihrer Verwandten und Freunde zu besuchen.
Dieses Jahr fällt der 1. November, der in Baden-Württemberg auch ein staatlicher Feiertag ist, auf einen Mittwoch. Bereits im Vorfeld schmücken viele die Gräber ihrer Angehörigen mit Blumen, Kränzen sowie Kerzen und machten sie gleichzeitig winterfest. Ursprünglich bekannte die Kirche an Allerheiligen, "dass es eine große Schar von Menschen gibt, deren Leben für immer und ewig geglückt ist". Darunter sind die offiziellen Heiligen zu verstehen. Für "Normalsterbliche" wurde im 11. Jahrhundert der 2. November zum Allerseelentag erhoben.
Weitere Gedenktage in diesem Monat
Am 9. November wird an die 1938 von den Nazis angestiftete Pogromnacht gegen Juden erinnert. Am dritten Sonntag im November wird beim staatlichen Volkstrauertag aller Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Der Totensonntag schließlich wird von evangelischen Christen immer am Sonntag vor dem 1. Advent begangen.