Pro & Contra: Sollte man bei uns Halloween feiern?
Kürbis-Unkultur oder schaurig-schöner Brauch? Passt das aus den USA importierte Treiben in unseren deutschen Festkalender? Die Meinungen darüber gehen auch in der Stimme-Redaktion auseinander.

Pro
von Julia Haaga
Schöne Bescherung! Ein klares Ja zum Fest, das vor über zwanzig Jahren von Geschäftsleuten in Deutschland adaptiert wurde. Weil der Karneval 1991 wegen des Irakkriegs nicht stattfand und die Kostümlager vom Fasching noch voll waren, war es der Konsum, der uns den gruseligen Feiertag am Reformationstag und am Vorabend von Allerheiligen bescherte. Seither tanzen Hexen und Vampire an Halloween und Kinder freuen sich schon Wochen zuvor mit aufwendigen Verkleidungen auf "Trick or Treat".
Halloween bietet die Gelegenheit, hinter die historische Fassade zu blicken. Zu erkennen, dass die Ängste der Menschen mit den Jahreszeiten zusammenhingen, eine gute Ernte nicht selbstverständlich war, und das Vergängliche präsenter war als heute. Die Rückbesinnung am Vorabend von Allerheiligen – eine Adaption dieser ursprünglichen Feier – in der sich die Menschen verkleideten, um das Böse zu vertreiben, macht Halloween für mich zu einem außergewöhnlichen Fest.
Auch Fasching hat seinen Ursprung in vergangenen Zeiten. Welcher Fan der "Fünften Jahreszeit" würde seine Feier in Abrede stellen aufgrund seines jahrtausendalten mesopotamischen Ursprungs? Ich jedenfalls stehe hinter beiden Feiertagen. Um den verstorbenen Angehörigen zu gedenken, dafür ist im Herzen täglich Zeit.
Contra
von Kilian Krauth
Damit eines klar ist: Nichts gegen Nachbarskinder, die um Süßis betteln. Nichts gegen Partys. Aber warum ausgerechnet am Reformationstag und am Vorabend von Allerheiligen? Ausgerechnet an dem Tag, an dem Luther zur Rückbesinnung auf den Kern des Christlichen aufruft und allerhand Auswüchse über Bord wirft. Ausgerechnet am Vorabend eines stillen Feiertages, an dem Katholiken ihrer Toten gedenken.
Ganz schön hohl, diese Kürbis-Unkultur unserer Spaßgesellschaft. Wo bleibt der Inhalt, der Sinn? Die Wurzeln bei den Kelten zu suchen oder sie mit Allerheiligen in Verbindung zu bringen, ist lächerlich. Das oberflächliche Halligalli schwappte erst vor ein paar Jahren aus Amerika herüber.
Bleiben wir auf dem Boden des Abendlandes. In der jüdisch-christlichen Kultur gibt es genug Feste. Fasching etwa. Oder Dreikönig, wo Kinder für andere sammeln und nebenbei selbst was abbekommen. Das macht Sinn. Ebenso Luthers Namenspatron Sankt Martin, der den Mantel mit einem Bettler teilt. Daran erinnern am 11.11. kleine Menschen und ziehen mit Laternen durch die Gassen. Nicht Kürbisköpfe sind heute gefragt, sondern echte Vorbilder. Die sollte man hochhalten oder zumindest die, die uns den Sinn fürs Wesentliche schärfen: Luther zum Beispiel, aber auch verstorbene Verwandte und Freunde.