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Gymnasien fehlen Nachwuchslehrer: Mit Werbung die Trendwende schaffen

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Immer weniger Studenten wollen als Lehrer an Gymnasien unterrichten. Die Region Heilbronn versucht mit einer besonderen Kooperation, auf sich aufmerksam zu machen.

Viele Gymnasien brauchen händeringend Referendare in Fächern wie Physik, Bio oder Sport. Aber einige Bildungsstätten gehen leer aus, wenn am Montag der neue Jahrgang in Heilbronn seinen Dienst antritt. Nur noch knapp über 80 neue Referendare erwartet das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte an Gymnasium.

Der Lehrerberuf gilt als unattraktiv

Der Lehrerberuf gilt für viele Jugendliche als nicht mehr attraktiv. Marco Haaf hofft, dass die Politik die Rahmenbedingungen ändert. Der Stundenschlüssel müsse sich ändern, sagt der Sprecher der Direktoren an Gymnasien: Nach der Jahrtausendwende sei das Deputat in zwei Stufen von 23 auf 25 Wochenstunden erhöht worden - "nur temporär", erinnert sich Marco Haaf an damalige Zusagen. Zurückgenommen worden sei bis heute nichts. Auch die Studienordnung hinterfragt der Direktoren-Sprecher: Warum müssten Personen, die Lehrer werden wollen, so lange studieren? Fächer wie Sport könnte man zudem noch stärker für Quereinsteiger öffnen.

Das ist eine Ursache für den Rückgang

Dass die Anzahl an Junglehrern zuletzt stark zurückgegangen ist, führen viele unter anderem auf Änderungen beim Studium zurück. Dazu gehört Martina Geiger, die in Heilbronn das Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte an Gymnasium leitet, die die Situation so beschreibt: Vor einigen Jahren war für Studenten mit dem ersten Tag an der Uni klar, dass sie aufs Lehramt studieren. Mit der Änderung auf die Abschlüsse Bachelor und Master hat sich das geändert: Bei Studienbeginn ist alles offen. Um den Sprung ans Gymnasium zu schaffen, sind dann beide Abschlüsse erforderlich. Viele, die mit dem Ziel Lehrer ins Studium einstiegen, verließen mit dem Bachelor die Hochschulen und gingen in die freie Wirtschaft, anstatt den Master in Richtung Schuldienst zu machen.

 


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Nachwuchslehrer fehlen: Weniger Referendare wollen an die Gymnasien


Die Region Heilbronn ist für junge Lehrer unattraktiv

Landesweit gibt es weniger Referendare für Gymnasien, für die Region Heilbronn kommt ein zweites Problem hinzu: Nach wie vor ist die Gegend bei Studenten nicht beliebt. Beispiele dafür gibt Martina Geiger: Bei ihr hätten sich angehende Referendare beschwert, weil sie in Heilbronn ausgebildet werden sollen. Die Forderung: Sie wollen in Stuttgart bleiben, oder sie kommen gar nicht. Martina Geiger wundert sich darüber, denn es fänden zwar die Kurse in Heilbronn statt, die Praxiszeit ist aber an Schulen, die bis in den Ludwigsburger Raum hinein reichen.

Neu ist die Kooperation mit dem KIT

Eine besondere Kooperation gibt es zwischen dem Seminar und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), und davon wollen beide profitieren. Sogenannte Studienbotschafter werben an Gymnasien in der Region für das KIT. Das Seminar hofft, die Jugendlichen nach dem Studium wieder zurückzugewinnen. Martina Geiger: Die Chance sei groß, dass Referendare, die die Region aus der Kindheit kennen, "wieder zurückkommen".

Der Lehrermangel wirkt sich auf die Arbeit von Junglehrern aus. Davon berichtet Karsten Wiese, der am Seminar den Bereich Naturwissenschaften leitet. Nach dem Referendariat würden die Pädagogen mit vollem Deputat übernommen, "weil Lehrer fehlen". Zudem müssten sie manchmal sofort Kursstufen übernehmen, also Jugendliche in den letzten zwei Schuljahren aufs Abitur vorbereiten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gibt keine Entwarnung

Harald Schröder von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) tröstet es nicht, dass es für viele andere Schularten laut Kultusministerium ein Plus beim Vorbereitungsdienst gibt. Als Beispiel dafür nennt er die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren, wo das zweite Jahr in Folge die Anzahl der Personen im Vorbereitungsdienst steigt, dieses Jahr auf 392: "Mit leicht gestiegenen Zahlen wird man die Probleme nicht lösen", sagt der GEW-Sprecher im Kreis Heilbronn.

 


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Generell seien an vielen Schulen zahlreiche Lehrer krank, sagt Harald Schröder. Pflichtunterricht könne zwar stattfinden, allerdings unter veränderten Vorzeichen: Mal würden Klassen nach Hause zum Fernunterricht geschickt, mal übernähmen Kollegen zwei Gruppen parallel. Kinder seien zwar in der Schule, würden manchmal nur beaufsichtigt. "Die Schüler lernen mehr oder weniger auch dazu." Er bezweifelt, dass der Unterricht in dieser Form "qualitätsvoll und nachhaltig" ist.

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