Glasfaser: Erste Kommunen im Landkreis haben Ausbau-Zusage
Zehn Gemeinden im nördlichen Landkreis Heilbronn bekommen ab Mitte 2022 ein flächendeckendes Glasfasernetz, das die Breitbandversorgung Deutschland realsisiert. Die Vermarktung von Vorverträgen der Deutschen Giganetz läuft ebenfalls vielversprechend.

Ein flächendeckender Glasfaser-Ausbau vor allem in ländlich geprägten Gebieten im Landkreis Heilbronn schien bis vor Kurzem noch in ferner Zukunft zu liegen. Kommunikationsunternehmen hatten kein Interesse daran, auf eigene Kosten tätig zu werden, und für die Kommunen ist der Ausbau schlichtweg zu teuer. Das Blatt hat sich jedoch gewendet, als vor einigen Monaten gleich zwei Anbieter - die Breitbandversorgung Deutschland (BBV) und die Deutsche Giganetz (DGN) - auf den Plan traten. Sie stellen einen privatwirtschaftlichen Glasfaser-Ausbau im Landkreis Heilbronn in Aussicht, wenn ein bestimmter Prozentsatz an Vorverträgen abgeschlossen wird. Diese Quote wurde nun in zehn Gemeinden im nördlichen Landkreis, in denen die BBV aktiv ist, erreicht. Die Bagger sollen Mitte 2022 rollen.
Ein Investor nimmt 50 Millionen Euro für zehn Kommunen in die Hand
"Für uns ist das ein Quantensprung", sagt Roland Halter, Bürgermeister von Jagsthausen, bei einem Pressegespräch. BBV-Geschäftsführer Frank Bonnemeier sprach von einem "historischen Tag", als er zehn Kommunen die Zusage für den Glasfaser-Ausbau gab. Dass das sieben Monate nach den ersten Gesprächen bereits möglich ist, sei ein Rekord und der "hocheffizienten Zusammenarbeit" geschuldet. Die BBV investiert 50 Millionen Euro in Gundelsheim, Hardthausen, Jagsthausen, Langenbrettach, Möckmühl, Neudenau, Neuenstadt, Oedheim, Roigheim und Widdern. Frank Bronnemeier betonte, dass keine Steuergelder dafür fließen.
Damit sich das für die BBV rechnet, gab sie als Ziel vor, dass in jeder Kommune 20 Prozent der Haushalte und Betriebe einen Vorvertrag abschließen müssen. Das entspricht laut BBV insgesamt 4500 Verträgen. Diese Zahl sei bereits in der ersten Augustwoche überschritten worden. Die BBV startete vor rund vier Wochen mit der Vermarktung. "Inzwischen liegen über 6000 Verträge vor", berichtete Bronnemeier.
Ein zweiter Anbieter will Glasfasernetz in der Gibabitregion Heilbronn-Franken ausbauen
Aber auch der restliche Landkreis Heilbronn muss beim Glasfaser-Ausbau nicht in die Röhre schauen. Hier will die DGN als Partner der Gigabitregion Heilbronn-Franken flächendeckend Anschlüsse schaffen. Ziel ist, die gesamte Region mit der Stadt Heilbronn und den Landkreisen Heilbronn, Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis sowie Main-Tauber-Kreis und ihren 111 Kommunen mit einem Glasfasernetz bis zum Kunden zu versorgen, teilt die DGN mit. Das Unternehmen hat etwas später als die BBV mit der Vermarktung begonnen. Damit der Ausbau erfolgen könne, müssten 35 Prozent der Haushalte jeder Kommune einen Vertrag abschließen.
Bisher kann in 18 Städten und Gemeinden im Landkreis (Abstatt, Bad Friedrichshall, Bad Rappenau, Bad Wimpfen, Beilstein, Brackenheim, Erlenbach, Güglingen, Kirchardt, Löwenstein, Massenbachhausen, Neckarsulm, Nordheim, Offenau, Pfaffenhofen, Siegelsbach, Untereisesheim und Untergruppenbach) ein Anschluss gebucht werden. Der Zuspruch ist laut DGN gut. Nach sechs Wochen hätten sich etwa in Brackenheim bereits gut zwei Drittel der notwendigen 35 Prozent für einen Vertrag entschieden. Die Frist ende am 28. November.
Die BBV gibt Unentschlossenen noch bis Mitte September Zeit, sich zu den aktuellen Konditionen einen Glasfaseranschluss bis ins Haus zu sichern. Unabhängig davon werde aber jedes Haus und jede Baulücke in den zehn Kommunen beim Ausbau berücksichtigt, versicherte Frank Bronnemeier. Eine Leitung bis ins Haus bekommen aber nur die, die einen Vertrag abschließen. Wer sich später entscheidet, müsse um einiges höhere Kosten in Kauf nehmen und das erneute Aufreißen der Straße, verdeutlichte Pressesprecher Thomas Fuchs. "Deshalb möchten wir in der Bauphase möglichst viele Haushalte anschließen", fügte Bronnemeier hinzu. Er versicherte den Rathauschefs, bestehende Leerrohre sowie Arbeiten der Kommune oder anderer Bauträger zu berücksichtigen und Synergieeffekte zu nutzen, damit Straßen nicht unnötig doppelt aufgegraben werden müssten.
Der Ausbau soll parallel ablaufen
Die Bauarbeiten in den zehn Kommunen sollen laut BBV ab Mitte 2022 möglichst parallel stattfinden. Hierfür müsse aber erst noch ein Generalunternehmer gefunden werden, der den Ausbau umsetze. Die Ausschreibung werde derzeit vorbereitet. Bis der letzte Kunde das neue Netz nutzen könne, vergehen zwei bis drei Jahre, so Fuchs.
Zwei Anbieter werben im Landkreis Heilbronn um Kunden
Als die BBV bereits im nördlichen Landkreis Heilbronn ihr Angebot zum Glasfaserausbau vorgestellt hatte, kam auch die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken mit dem Projekt "Gigabitregion" und dem Partner DGN auf die Kommunen zu. Zehn Bürgermeister gingen trotzdem den Weg mit der BBV weiter. "Ich hoffe, wir haben damit alles richtig gemacht", gab Manfred Hebeiß, Bürgermeister von Neudenau, den BBV-Verantwortlichen mit auf den Weg. Die Rathauschefs waren sich einig, dass die Chance historisch sei, wie Matthias Schmitt, Bürgermeister in Oedheim, es formulierte: "Wir wären sicher bei den letzten gewesen und sind jetzt vorne mit dabei." Die Quote von 20 Prozent zu erreichen, sei zwar "ein Pfund", aber dennoch realistisch.
Man wolle sich nicht gegenseitig kannibalisieren, sagte BBV-Sprecher Thomas Fuchs mit Blick auf die Konkurrenz-Situation. Einen weiteren Ausbau im Landkreis Heilbronn schloss Geschäftsführer Frank Bronnemeier aber nicht aus. Um das zu koordinieren sei das Gigabit-Kompetenzzentrum Heilbronn-Franken gegründet worden, gab Thomas Einfalt, Bürgermeister von Hardthausen, zu bedenken.
Links zu den beiden Anbietern: www.glasfaser-heilbronn.de und www.bbv-deutschland.de