Gesundheitszentren als Lösungsansatz gegen den Ärztemangel auf dem Land
Den Ärztemangel spürt beinahe jeder, der einen Termin bei einem Facharzt benötigt. Was tun Gemeinde und Städte in der Region, um Ärzte zu gewinnen? Ein Blick in die Gemeinden im Landkreis.

Den Ärztemangel spürt beinahe jeder, der einen Termin bei einem Facharzt benötigt. Die Lage habe sich verschlimmert, berichtet die Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Gabriele Kiunke. "Es finden sich immer weniger junge Ärzte, die sich niederlassen wollen." Zudem gingen mehr Mediziner in Ruhestand, als neue nachkommen. Rund 60 bis 70 Prozent der Medizinstudenten seien Frauen, sagt Dr. Norbert Smetak, stellvertretender Vorsitzender des Medi Verbunds Baden-Württemberg. "Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Das Problem dabei ist, dass Frauen aufgrund von Familiengründung sich häufig für eine Teilzeitlösung entscheiden." Viele Mediziner suchten "ein attraktives Arbeitsumfeld mit Teilzeitmodellen und festen Arbeitszeiten", so Smetak. Wie wirkt sich das auf die ärztliche Versorgung in einzelnen Gemeinden und Städten der Region aus?
Bürgermeisterin hält schon die Augen nach einem Nachfolger offen
In Sulzfeld sind nach Auskunft von Bürgermeisterin Sarina Pfründer die drei vorhandenen Kassensitze belegt. "Die nächsten fünf Jahre müssen wir uns noch keine Sorgen machen", so die Bürgermeisterin. Der ansässige Allgemeinmediziner sei 60 Jahre alt. Dennoch halte sie die Augen bereits offen. Das seit zehn Jahren bestehende Gesundheitszentrum sei "ein Prototyp" gewesen. Nahe bei Rathaus, Apotheke und Seniorenheim biete es eine "langfristige, attraktive Infrastruktur", sagt Pfründer.
"Einen Hausarzt vom alten Schlag" hat Pfaffenhofen, berichtet Bürgermeisterin Carmen Kieninger. Bisher müsse nach keinem Arzt gesucht werden. Werde ein Nachfolger in der Gemeinde nötig, könne die bestehende Praxis übernommen werden. Anderenfalls unterstütze die Gemeinde bei der Suche nach Räumlichkeiten, so Kieninger.
Planungen für Gesundheitszentrum in Mulfingen
"Ich bin immer auf der Suche nach Ärzten jeglicher Fachrichtung", sagt Robert Böhnel, Bürgermeister in Mulfingen im Hohenlohekreis. Man könne warten, bis sich jemand melde, oder aktiv auf Ärztekammern zugehen. Er habe sich für Letzteres entschieden. Aktuell praktiziert in Mulfingen ein Allgemeinmediziner. Das möchte Böhnel ändern und Fachärzte nach Mulfingen holen. "Bemühungen um ein Gesundheitszentrum gibt es, sogar konkrete Überlegungen und Planungen." Mehr dürfe er dazu derzeit nicht sagen.
Rund 25 Kilometer weiter westlich im Hohenlohekreis bezeichnet Bürgermeister Michael Foss das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Forchtenberg als "außergewöhnlich" und "großes Glück". Es sei eines der größten Zentren im ganzen Kreis − bei nur 5000 Einwohnern. "Wir haben sogar eine Versorgungsfunktion für unsere Nachbargemeinden", so Foss. Im MVZ Hohenlohe sind eine gynäkologische Praxis, ein Kinderarzt, eine Praxis für innere Medizin und eine Hausarztpraxis mit zehn Allgemeinmedizinern angesiedelt.
Gleich zwei gut ausgestattete Gesundheitszentren hat die Gemeinde Ilsfeld, eines davon im Teilort Auenstein. "Wir haben unseren Teil zur Infrastruktur beigetragen", sagt Bürgermeister Bernd Bordon. Ein Vorteil solcher Zentren seien die kalkulierbaren Mieten. Dennoch weist er darauf hin: "Es ist immer wieder eine Momentaufnahme." Innerhalb weniger Monate könne es auch in Ilsfeld anders aussehen. Denn die Arztsuche habe viel mit Glück zu tun.
Die Versorgung in Möckmühl ist durch ein vom Landkreis gebautes Ärztehaus gesichert. Dort findet sich unter anderem eine Frauenarztpraxis und ein Kinderarzt. Bürgermeister Ulrich Stammer beklagt etwas anderes: "Ich würde mir in erster Linie ein funktionierendes Krankenhaus wünschen." Außerdem würde er sich über einen Augenarzt im Ort freuen.
Viele Kommunen setzten auf Ärztehäuser und Gesundheitszentren. Das kann Erfolg haben. Laut Norbert Smetak vom Medi Verbund spielt auch die übrige Infrastruktur eine Rolle wie Schulen oder Verkehrsanbindung. Gabriele Kiunke von der KVBW betont indes, dass Gesundheitszentren das grundlegende Problem von zu wenig Nachwuchs nicht lösen würden.