Heilbronn-Sontheim bekommt neues Gesundheitszentrum
In der Sontheimer Heinrich-Hertz-Staße beginnen die Bauarbeiten. In dem Fachärztezentrum sind gleich vier Arztpraxen und eine Tagespflegeeinheit geplant.

Eine moderne Arztpraxis muss heutzutage mehr bieten, als nur einen einzigen behandelnden Allgemeinmediziner. Der Trend der Zeit geht immer mehr hin zu sogenannten Gesundheitszentren, die nicht nur eine konventionelle Hausarztpraxis beherbergen, sondern wo den Patienten gleich mehrere verschiedene Fachärzte auf kurzem Weg zur Verfügung stehen. Das spart Zeit und Ressourcen. Auf solch ein Ärztezentrum darf man sich in Heilbronn-Sontheim jetzt freuen, denn in der Heinrich-Hertz-Straße entsteht auf dem Grundstück mit der Hausnummer zwei ein Gebäude, das in Zukunft die medizinische Versorgung der Menschen hier ergänzen soll.
In der Nachbarschaft einiger mittelständischer Unternehmen und rund 450 Meter vom Campus der Hochschule Heilbronn entfernt, kamen am vergangenen Freitag die verantwortlichen Initiatoren mit den Bauträgern und den zukünftigen Mietern für den symbolträchtigen ersten Spatenstich zusammen. Das Gebäude soll Ende 2023 fertig gestellt sein, so die aktuelle Planung.
Ambulant ist Trend
"Es werden einmal zehn Ärzte und insgesamt 50 Menschen hier arbeiten", sagt Dr. Raimund Preidl der Heilbronner Stimme am Rande des Baugrundstücks, auf dem der Bagger schon bereitsteht. Der Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist zusammen mit seinem Vater, der ebenfalls Zahnmediziner ist, einer der Initiatoren des Projektes und wird nach Fertigstellung des Gebäudes auch dort praktizieren.
Gleich vier medizinische Fachpraxen werden in dem geplanten Neubau ihren Betrieb aufnehmen. Eine Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit ambulanten OP-Räumen, eine Zahnarzt-Praxis mit dazugehörigem Labor, eine gynäkologische Praxis mit Hebammenbereich sowie eine allgemeinmedizinische Praxis werden in dem Gebäude integriert. Zusätzlich wird es noch eine Einrichtung zur Tagespflege geben, in der pflegebedürftige Menschen tagsüber fachgerecht betreut werden können.
"Es gibt hier in Sontheim einen sehr hohen Bedarf für diese medizinischen Angebote. Außerdem bin ich ein Heilbronner und kehre mit diesem Projekt in meine Heimat zurück", erklärt Preidl die Wahl des Standortes. Bei der Suche nach Mitarbeitern und willigen Medizinern habe es keine Probleme gegeben. "Es sind bereits alle Bereiche belegt. Die gesamte Planung hat etwa vier Jahre in Anspruch genommen."
Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Dem Trend zu Gesundheitszentren und weg von großen Krankenhäusern oder Einzelpraxen folgt auch Preidl. "Heute wünschen sich die Patienten verstärkt ambulante Behandlungen und möchten nicht in großen Krankenhausbetrieben vielleicht unter die Räder kommen", sagt er. "Wir werden hier die jüngsten und die ältesten Patienten gleichermaßen behandeln."
Dass einmal eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit in dem Gebäude herrscht, wünscht sich Anne Schellenberger. Die Hebamme soll ebenfalls einmal in dem Gebäude praktizieren. "In dieser Gegend gibt es kaum mehr Hebammen und somit einen Versorgungsmangel", sagt sie. Das geplante Gebäude soll sich zukunftsträchtig durch Solarmodule auf dem Dach autark mit Elektrizität versorgen können. "Das Zentrum wird entsprechend der Arbeitsstättenrichtlinien geplant und auch komplett barrierefrei gebaut", sagt Jürgen Mayer, der mit seiner gleichnamigen Firmengruppe für die Projektplanung, Koordinierung der Ausbauleistung sowie Design und Einrichtung verantwortlich ist. Die Brüder Jürgen und Frank Mayer haben mit ihrem Unternehmen bereits mehrere medizinische Zentren fertig gestellt. Für die Realisierung des Rohbaus hat man sich die Sinsheimer Firma Zapf-Gewerbebau (ZGB) an die Seite geholt.
Eckgebäude mit klaren Formen
"Das Gesundheitszentrum wird über eine Nutzfläche von ungefähr 2650 m² verfügen und eine moderne Lichtleitanlage bieten, mit deren Hilfe sich die Patienten im Inneren des Gebäudes orientieren können", so Mayer. "Es wird ein ganz besonderes Eckgebäude mit klaren Formen", sagt der Architekt Gerardo De Gioia. Eine Ladenzeile mit Geschäften wird es nicht geben. Dafür soll das Gebäude so angelegt sein, dass es im Fall einer pandemischen Notlage maximale Praktikabilität bietet.
Ärztemangel
Unter einem Gesundheitszentrum wird in der Regel ein Fachärztezentrum verstanden. Dabei handelt es sich um einen gemeinsamen Standort von Arztpraxen verschiedener Fachrichtungen. Der Vorteil liegt in der gemeinsam genutzten Infrastruktur und den kurzen Wegen für die Patienten. Durch gemeinschaftliche Nutzung teurer Ausstattung können darüber hinaus Kosten gesenkt werden. Fachärztezentren sind oft im ländlichen Raum angesiedelt, um so dem Ärztemangel entgegenzuwirken.