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Gastronomie verkürzt als Reaktion auf Corona-Verschärfungen Öffnungszeiten

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Die schwache Kundenfrequenz und verschärfte Einlassbedingungen lassen die Umsätze in der Gastronomie einbrechen. Die Sorge vor der Zukunft in der Branche wächst. Die Hoffnung liegt auf dem Frühjahr.

Als Reaktion auf die schwache Kundenfrequenz in der Stadt hat das Restaurant La Girafe im Mercure-Hotel zurzeit mittags geschlossen.
Foto: Archiv
Als Reaktion auf die schwache Kundenfrequenz in der Stadt hat das Restaurant La Girafe im Mercure-Hotel zurzeit mittags geschlossen. Foto: Archiv

Mit der überstürzten Verschärfung der 2G-Plus- Regelung durch die baden-württembergischen Landesregierung am 3. Dezember begann für viele Gastronomiebetriebe und Hotels eine neue Zeitrechnung. Das Chaos-Zeitalter zog in ihren Alltag ein, auch weil die Verschärfungen zunächst teilweise zurückgenommen wurden und dann erneut in Kraft traten. Das Hin und Her führte zu massenhaften Absagen von Weihnachts- und Familienfeiern und einer anhaltende Verunsicherung bei den Gästen.

Verwirrende Auflagen

"Die Auflagen waren plötzlich so hoch, dass die Leute nicht mehr wussten, was sie durften. Und es gab zunehmend Probleme mit den Gästen", blickt Timo Gries auf die nervenaufreibenden Wochen zurück. Der Gastronom, der seit rund zwölf Jahren mit seiner Familie die Gaststätte am Michaelsberg in Cleebronn betreibt, zog schließlich die Reißleine. "Wir sind Gastgeber und keine Zollstation", sagt Gries mit Blick auf die umfangreichen Kontrollvorschriften.


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"Nach dem Weihnachtschaos haben wir uns entschieden, zu schließen", erklärt Gries. Leicht gefallen sei ihm das nicht, aber der Betrieb mit seinen weitläufigen Anlagen am Freizeitpark Tripsdrill, der auch auf Wanderer und Radfahrer angewiesen ist, sei nicht mehr kostendeckend zu führen gewesen. "Mit 500 Euro Umsatz am Tag kann ich nicht mal meine Mitarbeiter bezahlen", sagt der 53-Jährige.

Verkürzte Zeiten

So wie der Gaststätte am Michaelsberg geht es auch anderen Gastronomiebetrieben. Beim Gang durch die Stadt Heilbronn fällt auf, dass Lokale wie die Superbude oder das Pier 58 seit Wochen meist geschlossen sind. Andere wie das Vinum am Marktplatz haben seit Januar die Öffnungszeiten eingeschränkt. "Bis Mitte März werden wir von Montag bis Donnerstag nur noch von 10 bis 16 Uhr öffnen", sagt Michael Postolovski. Am Wochenende hat das Vinum durchgängig bis zur erlaubten Sperrstunde um 22.30 Uhr offen. Die rund zehn Festangestellten hat Postolovski zu 50 Prozent in Kurzarbeit geschickt "Mit dem Besuch am Mittag können wir leben, aber seit Ende November ist abends kaum noch einer gekommen. Die Stadt ist ja auch ziemlich ausgestorben", zieht der Vinum-Chef eine trübe Bilanz.


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Das zeigt auch ein Blick auf das Internet-Portal hystreet.com, das die Besucherzahlen in der Fleiner Straße misst. Sie liegen deutlich niedriger als in normalen Jahren. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für die Innenstadt besorgniserregend", bestätigt Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. Niedrige Frequenz bedeutet auch niedrige Nachfrage bei Einzelhandel und Gastronomie, die auch von der Laufkundschaft lebt.

Personal in Kurzarbeit

Verdammt lang her: Das Team der Gaststätte am Michaelsberg in Cleebronn sehnt sich nach diesen normalen Zeiten zurück.
Foto: privat
Verdammt lang her: Das Team der Gaststätte am Michaelsberg in Cleebronn sehnt sich nach diesen normalen Zeiten zurück. Foto: privat  Foto: privat

Das bekommt auch das Restaurant La Girafe im Heilbronner Mercure Hotel zu spüren. Es geht den umgekehrten Weg wie das Vinum, hat noch morgens und abends geöffnet und mittags geschlossen. "Durch die schwache Frequenz in der Stadt, ist die Nachfrage deutlich gesunken", erläutert Michael Aritsch den Schritt. Auch der Geschäftsführer des Vier-Sterne-Hotels spürt täglich die Verunsicherung der Gäste.

Einen Teil des Personals hat er in Kurzarbeit geschickt: "Das ist für uns der einzige Ausweg." Für Aritsch ist klar, dass in diesem Jahr ein Weg gefunden werden müsse, um mit der Pandemie umzugehen. "Wir können ja nicht so weitermachen, sonst steuern wir in vielen Branchen in den Abgrund", betont der Geschäftsführer. Seinen Optimismus will sich Aritsch trotzdem nicht nehmen lassen. "Das Geschäft wird zurückkommen, wir sitzen alle im selben Boot und wollen ans Ufer", unterstreicht er.

Hoffen auf einen Neustart

"Mit Blick auf das Frühjahr bleibe ich optimistisch", betont auch Michael Postolovski. "Ich hoffe dann nur, dass im Oktober nicht wieder Beschränkungen kommen", so der Vinum-Chef, der zumindest etwas mehr Zeit für sein Hobby hat. Der leidenschaftliche Fußballer trainiert die U-11- und U-14-Jugendmannschaften des VfR Heilbronn.

Auch Timo Gries hofft auf einen guten Neustart. Am 19. März will er wieder öffnen. "Es muss das ganze Jahr über eine klare Linie geben", appelliert er an Bund und Land. "Dann können wir auch wieder durchstarten", so der Gastronom.

 
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