Public-Viewing zur Fußball-EM: Was in der Region Heilbronn geplant ist
Der Eppinger Stadtteil Rohrbach geht zur Fußball-EM 2024 mit einem Public-Viewing an den Start. Kein großes Fandorf wie in früheren Zeiten, aber dafür Ideen gibt es in Heilbronn.

Es waren die unbeschwerten 2000er Jahre, die die "Kultur" des Public-Viewing hervorbrachten. Beim Sommermärchen 2006, der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland, feierte das Phänomen, die Spiele gemeinsam auf Großbildschirmen anzuschauen, den Durchbruch.
Die Stadt Heilbronn war als Veranstalter ganz vorne mit dabei und schuf auf der Theresienwiese eines der größten Public-Viewing-Stadien in Deutschland. Bis zu 20.000 Fans pilgerten bei Deutschland-Spielen auf die Festwiese, um mit Schwarz-Rot-Goldener-Fahne und Fantrikot mitzufiebern.
Auch andernorts gab es große Fangemeinden wie in Öhringen auf der Herrenwiese, wo über 5000 Fans zu den Spielen kamen. Für alle diese Fandörfer galt, dass die Stimmung ausgelassen und heiter war wie nie. Die Siege wurden anschließend mit Autokorsos durch die Städte ausgiebig gefeiert.
Heilbronn hatte eines der größten Fandörfer
"Wir hatten eines der größten Fandörfer in ganz Deutschland", erinnert sich Bernhard Winkler, früher Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG), noch heute mit leuchtenden Augen an diese Zeit zurück. Winkler, der die Idee zum Heilbronner Fandorf hatte, fand in Stefan Hamann mit seiner Agentur Hamann and friends den kongenialen Ausrichter für das Großereignis. "Die Fans haben aus der Geschichte ein geiles Event gemacht", schwärmt Hamann von der Stimmung, die damals auf der Theresienwiese herrschte.
Doch die Zeit änderte sich wenige Jahre später. "Der Bruch kam eigentlich schon 2014, auch weil die Anstoßzeiten in Brasilien so schlecht waren", erinnert sich Hamann. Damals wurden die Spiele teilweise erst um 22 Uhr angepfiffen. "Dann fiel auch noch die jahrelang herrschende Euphorie weg, weil die deutsche Mannschaft immer erfolgloser spielte", nennt der Agenturchef den zweiten Grund.
Kosten explodiert: Public-Viewing auf der Theresienwiese eingestellt
Schließlich seien auch die Kosten explodiert, weil die Stadt die Auflagen für Sicherheit und Straßensperren verschärfte. "Die Kosten verdreifachten sich innerhalb kürzester Zeit", so Stefan Hamann. 2018 hat der Heilbronner die Reissleine gezogen und das Public-Viewing auf der Theresienwiese eingestellt. Was seither blieb, waren öffentliche Übertragungen in Kneipen und auf kleineren Plätzen.
Für das kommenden Jahr mit der Europameisterschaft im eigenen Land gibt es derzeit noch keine festen Pläne für größere Veranstaltungen. "Grundsätzlich plant die Heilbronn Marketing GmbH kein eigenes Public-Viewing-Event", sagt Steffen Schoch. Sollte die deutsche Mannschaft weiterkommen "könnten wir sehr kurzfristig reagieren", betont der HMG-Chef.
Schoch bringt ein Public-Viewing auf dem Heilbronner Volksfest, das vom 5. bis 14. Juli stattfindet ins Spiel. Denkbar wären für ihn auch Übertragungen der Spiele Spanien gegen Italien und Niederlande gegen Frankreich am 20. und 21. Juni auf dem Lichterfest. Als möglicher Ort käme die Eishalle in Frage.
Stadion an der Heilbronner Neckarbühne denkbar
Stefan Hamann hat andere Ideen. "Ich könnte mir sehr gut die Neckarbühne als Übertragungsort vorstellen", sagt der 55-Jährige. Die Leinwand könnte dann im Neckar oder auf dem Platz vor der Experimenta stehen. "Dort kann man sogar ein kleines Stadion aufbauen", ist sich Hamann sicher. Neben den deutschen Spielen sollten auch ausgewählte internationale Begegnungen übertragen werden: "Mit Blick auf die Hochschulstadt Heilbronn".
Ältestes Public-Viewing in der Region findet in Rohrbach statt

Unabhängig von allen Heilbronner Überlegungen steht fest, dass es das älteste Public-Viewing in der Region wieder geben wird: in der Dreschhalle in Eppingen-Rohrbach. "Wir übertragen wieder alle Deutschlandspiele", unterstreicht Georg Heitlinger. "Das machen wir bereits seit 2004", vermerkt der FDP-Landtagsabgeordnete stolz. "Seitdem läuft es", so Heitlinger der auch Ortschaftsrat im Stadtteil ist und die Veranstaltung mit seinem Kollegen Andreas Rebel organisiert. Auch das Muster ist seither gleich geblieben. Einer der Dorfvereine sorgt für die Bewirtung. "Das geht bei uns nach dem Windhundprinzip", versichert Heitlinger.
Und der Zulauf zu den Spielen habe sich in all den Jahren nie verändert. "Wir haben eine der schönsten Hallen in der Region und konstant 150 bis 250 Fans. "Das schaffen wir auch in diesem Jahr", ist sich der 53-Jährige sicher.