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Frankenbahn: Nach SWEG-Deal überwiegt die Zuversicht

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Nach der angekündigten Übernahme der Abellio-Landessparte durch die SWEG zeigen sich Kommunen und Bahnfachleute zuversichtlich, dass sich der Verkehr auf der chronisch störungsanfälligen Frankenbahn stabilisieren könnte. Experten weisen aber auch darauf hin, dass der mehrheitlich landeseigene Betreiber sich einen großen Brocken vornimmt.

Zug mit Abellio-Aufschrift im Heilbronner Hauptbahnhof: Im kommenden Jahr wird auf den Zügen aller Voraussicht nach der Schriftzug der SWEG pranken. Das landeseigene Unternehmen will Abellio Baden-Württemberg übernehmen.
Foto: Archiv/Veigel
Zug mit Abellio-Aufschrift im Heilbronner Hauptbahnhof: Im kommenden Jahr wird auf den Zügen aller Voraussicht nach der Schriftzug der SWEG pranken. Das landeseigene Unternehmen will Abellio Baden-Württemberg übernehmen. Foto: Archiv/Veigel  Foto: Berger, Mario

Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) soll zum Jahresanfang die Abellio Rail Baden-Württemberg, die sich im Insolvenzverfahren befindet, zunächst für zwei Jahre übernehmen. Dann ist eine erneute Ausschreibung geplant. Abellio, Tochter der niederländischen Staatsbahn, bestreitet einen Teil des Verkehrs auf der Frankenbahn zwischen Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Osterburken. Zweites Unternehmen ist Go Ahead, das seinen Service weiterbetreibt und von der Pleite des Konkurrenten nicht tangiert ist. Die SWEG soll das Personal von Abellio übernehmen, die Züge gehören ohnehin dem Land.

VCD: Schlimmes Szenario abgewendet

Optimistisch zeigt sich Hans-Martin Sauter von der Initiative Frankenbahn. Es habe die realistische Gefahr bestanden, dass der Bahnbetrieb auf der Strecke für einige Monate stark eingeschränkt wird, erinnert der Regionalsprecher des ökologisch orientierten Verkehrsclubs VCD. "Das hing wie ein Damoklesschwert über der Frankenbahn." Jetzt spricht Sauter von einem "guten Ergebnis", die SWEG sei als zuverlässig bekannt.


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Auch aus der Kommunalpolitik kommen vorsichtig optimistische Reaktionen. Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel zeigt sich "sehr erleichtert, dass das Land den Zugverkehr auf der Frankenbahn übernimmt". Er erwarte, "dass die SWEG alles daransetzt, verlässliche Verbindungen und einen attraktiven Bahnbetrieb sicherzustellen".

Stadt und Landkreis Heilbronn hoffen auf Stabilisierung

Lutz Mai, Erster Landesbeamter im Landkreis Heilbronn, kann dem Deal ebenfalls Positives abgewinnen: "Wir gehen davon aus, dass der Betrieb mit der SWEG auf solide Beine gestellt ist, und hoffen, dass damit die Bedienung der Strecke in ruhigere Fahrwasser gerät." Wer jeden Tag auf die Verbindung angewiesen sei, müsse sich auf die Bahn verlassen können, betont Mai.


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Für Gerhard Schnaitmann, Bahnexperte und früher im Dienst der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), ist der Plan mit der SWEG "eine Notwendigkeit, um den Bahnbetrieb aufrechtzuerhalten". Es habe nicht viele Optionen gegeben. Seiner Ansicht nach zieht sich das Unternehmen mit der Übernahme der Abellio-Leistungen "sehr große Schuhe an. Das ist ein Sprung von Größe 40 auf 45". Bisherige Übernahmen wie zuletzt im Regionalverkehr rund um Ulm habe die SWEG aber zuverlässig gemeistert, unterstreicht Schnaitmann, der den Deal noch nicht für hundertprozentig sicher hält. Sechs Millionen Euro soll die Übernahme kosten. Dem müsse der Gläubigerausschuss der insolventen Abellio Baden-Württemberg aber erst noch zustimmen.

Neue Ausschreibung nach zwei Jahren

In der zweijährigen Übergangszeit sollen die bisher von Abellio betriebenen Strecken europaweit ausgeschrieben werden. Wer dann den Hut in den Ring wirft, ist für Fachleute Spekulation. Heiße Kandidaten dürften aber die SWEG oder die Deutsche Bahn sein, die Regionalstrecken wegen eines Formfehlers an die Konkurrenten Abellio und Go-Ahead hatte abgeben müssen.

Private Betreiber aus dem Ausland tun sich schwer auf dem deutschen Markt. Wie Abellio hatte auch Keolis, in Nordrhein-Westfalen aktive Tochter der französischen Bahn, zuletzt über hohe Kosten geklagt und Nachzahlungen von den öffentlichen Auftraggebern gefordert. Keolis hat angekündigt, sich aus dem Regionalbahnverkehr in Deutschland zurückzuziehen.

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