Streit um Windräder auf dem Heuchelberg: So lief die Diskussion im Stimme-Forum
Unterstützer und Gegner des geplanten Windparks auf dem Heuchelberg diskutierten im neuem Stimme-Format über Energiepolitik. Eins waren sie vor allem nicht: Einer Meinung.

Der geplante Windpark auf dem Heuchelberg lässt kaum jemanden in den betroffenen Kommunen kalt. Auch beim neuen Forum der Heilbronner Stimme "Im Fokus" waren alle Plätze belegt, 150 Zuhörer kamen zum Auftakt der neuen Diskussionsrunde in den Brackenheimer Weinkeller.
Am liebsten hätte so manch ein Besucher selbst Fragen gestellt – einige davon waren zuvor an die Redaktion gegangenen und wurden am Ende der 90-minütigen Veranstaltung von den Moderatorinnen gestellt. Vorher fühlten die Stimme-Redakteurinnen Linda Möllers und Susanne Schwarzbürger den geladenen Gästen auf den Zahn.
Debatte um Windpark am Heuchelberg: Gegner und Befürworter diskutieren beim Stimme-Forum
Das Unternehmen Zeag plant mit den Kommunen Brackenheim, Schwaigern, Leingarten und Nordheim sowie einem privaten Waldbesitzer insgesamt 13 Windräder auf dem Heuchelberg.
In ungefähr vier Jahren könnte es losgehen, gab Franc Schütz vom Energieunternehmen einen Ausblick, betonte aber auch, dass man erst die Untersuchungen zu Artenschutz, Windgeschwindigkeit und Co. abwarten müsse. "Wenn nicht ausreichend Wind weht, bin ich der Letzte, der 100 Millionen Euro für dieses Projekt in die Hand nimmt." Auf etwa diesen Betrag bezifferte er das Energieprojekt, über das reichlich diskutiert wurde.
Verbaler Schlagabtausch zwischen Befürwörter und Gegner von Windkraft am Heuchelberg beim Stimme-Forum
Während Nordheims Bürgermeister Volker Schiek klar stellte, sich nicht an einer Diskussion Atomstrom contra Windkraft beteiligen zu wollen, lieferten sich vor allem Yassin Cherid von der Naturschutzorganisation Bund sowie Christoph Canne, Sprecher für den Verein Pro Heuchelberg e. V., einen verbalen Schlagabtausch.
Dass Canne eigentlich aus dem Saarland und nicht aus der Region kommt, tat seinem Eifer keinen Abbruch, sich konsequent gegen den geplanten Windpark auf dem Heuchelberg auszusprechen. Das Abschalten des Kernkraftwerks in Neckarwestheim bezeichnete er als "unglaublichen Vorgang". 900 Windräder sowie zusätzlich vier Gaskraftwerke brauche es, um jenen Energieverlust wieder wettzumachen.
Vorderkanten sehen durch Abrieb aus "wie vom Rottweiler abgenagte Rindsknochen"

Deutschland baue Windräder wie die Weltmeister aus, aber ums Thema Recycling habe man sich hierzulande keine Gedanken gemacht. Man exportiere abgediente Anlagen ins Ausland, nach Namibia oder Kroatien, "aus den Augen, aus den Sinn", so Canne. Dabei fielen Tausende Tonnen Sondermüll an, wenn Windräder nach 20 Jahren unprofitabel würden. Windräder seien Schuld für Flächenfraß. Und durch die Erosion von Rotorblättern würden die Vorderkanten aussehen, wie vom Rottweiler abgenagte Rindsknochen.
Schlimmer noch: Wenn Windräder in Brand geraten, würden sie Carbonfaser verlieren, die in der Landschaft verstreut oder im Grundwasser landen könnten, malte Canne ein Schreckensszenario nach dem anderen.
Viel Wald in Baden-Württemberg: So viele Flächen sind für Windkraftanlagen vorgesehen
Franc Schütz vom Energieunternehmen Zeag betonte, dass die Feuerwehr für jene Notfälle geschult werde und Yassin Cherid erinnerte daran, dass man alles in Relation sehen müsse. Der Reifenabrieb beim Auto oder jener von Fußsohlen würde in Summe schwerer wiegen als von Windkraftanlagen – aber darüber machten sich die wenigsten Gedanken, so Cherid weiter, der sich in einigen Punkten mehr Transparenz vom Vertreter des Vereins Pro Heuchelberg wünschte.
"Wenn Sie mit Zahlen um sich werfen, dann wundere ich mich, dass Sie keine Quellen nennen können." Cherid betonte, dass Baden-Württemberg ein waldreiches Land sei. "Uns bleibt nichts anderes übrig, wenn wir das Flächenziel erreichen wollen", so der Nabu-Vertreter mit Blick auf die Vorgabe vom Land, 1,8 Prozent der Fläche für Windkraftanlagen vorzusehen.
Keine Kommune in der Region Heilbronn habe gesagt: "Hurra, wir wollen Windräder"
Außerdem betonte er, dass Klimawandel und Artensterben beides große Herausforderungen seien und man nicht eine Krise gegen die andere ausspielen dürfe, denn: "Strom wollen wir alle."
Keine Kommune habe gesagt: "Hurra, wir wollen Windräder", gab Nordheims Bürgermeister Volker Schiek zu. Trotzdem seien sie notwendig. Und: "Wir werden nicht die einzigen sein." Es sei normal, dass Veränderungen auch zu Skepsis führten. Außerdem betonte Schiek, dass nicht nur Windräder ein Eingriff in die Natur seien, sondern beispielsweise auch der Bau neuer Wohngebiete.