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Förderung aller Schüler: In den Schulen kommt der Rückenwind gut an

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Das Land finanziert ein weiteres Jahr "Lernen mit Rückenwind". So reagieren Schulleiter in der Region darauf.

Foto: contrastwerkstatt/stock.adobe.com
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Das Land will Schüler stärker unterstützen. Dazu hat es das Programm "Lernen mit Rückenwind", das während der Corona-Pandemie ins Leben gerufen, um ein Schuljahr bis Sommer 2024 verlängert. Außerdem soll an Grundschulen intensiver gelesen werden. Beide Maßnahmen sind auf den Weg gebracht worden, noch bevor eine weitere Studie den großen Bedarf an Grundschulen aufgezeigt hat: Immer mehr Viertklässler in Deutschland können laut der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) nicht richtig lesen. Jedem vierten Kind fehlt das Mindestniveau beim Textverständnis. Es tut sich aber noch mehr im Grundschulbereich.

Das sind die beiden Bausteine, auf die es bei Rückenwind ankommt

"Lernen mit Rückenwind" entstand während der Pandemie und fußt auf zwei Bausteinen. Einerseits sollen damit Lücken beim Stoff geschlossen werden. Andererseits geht es darum, die Schüler im sozialen und emotionalen Bereich zu stärken. Aus vielen Schulen ist noch immer zu hören: Selbst wenn Corona in der Gesellschaft keine Rolle mehr spielt, so seien nach wie vor viele Kinder auffällig. Die Kinder durch gemeinsame Aktionen zu stärken, darauf greifen Schulen in der Region gern zurück.

Rückenwind mit negativen Seiten: Doch das Positive überwiegt

"Wir nutzen gern alles, was unseren Schülerinnen und Schülern hilft", betont Antje Kerdels, die als Geschäftsführende Schulleiterin in Heilbronn die Gymnasien vertritt. Rückenwind steht sie deshalb grundsätzlich positiv gegenüber, auch wenn sie die Schattenseiten kennt: Der Aufwand sei teilweise sehr hoch, um Personal zu gewinnen und das Programm abzuwickeln. Zudem würden Eltern ihre Kinder zu Programmen anmelden, doch der Nachwuchs erscheine nicht. "Das ist sehr schade."


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Außerdem würde die Schule nicht immer jene Kinder und Jugendlichen erreichen, die am meisten davon profitieren könnten. Unterm Strich überwiegen bei der Schulleiterin die positiven Seiten. Das Land habe die Möglichkeiten immer weiter angepasst, "so dass wir jetzt wirklich sinnvolle Angebote machen können".

Gern in Anspruch genommen würden Bildungsgutscheine für externe Nachhilfeinstitute, weiß Antje Kerdels. Letztendlich zähle jeder einzelne Erfolg - eben wenn ein Schüler, der sich nicht mehr aufraffen konnte, doch noch einmal durchstarte. "Natürlich wäre es besser, grundsätzlich mehr Lehrpersonen an den Schulen zu haben, die als Puffer für solche Aufgaben vorhanden wären, aber die sind tatsächlich nicht verfügbar", sagt sie.

Auch Eltern sind glücklich darüber

Lob für die Rückenwind-Verlängerung kommt ebenfalls aus Reihen der Eltern. Viviane Kalisch, Vorsitzende des Heilbronner Gesamtelternbeirats, sagt: Schulische Defizite aufzufangen sei genauso wichtig, wie Kinder im sozialen und emotionalen Bereich zu stärken. "Man sieht doch, wie stark die Schulsozialarbeit nachgefragt wird."

Rektorin spricht von besserer Chancengleichheit

Gute Erfahrungen gemacht hat auch die Verbundschule in Bad Rappenau, zu der ein Gemeinschaftsschul- und ein Realschulzweig gehört. Rektorin Yvonne Geier sagt: "Ich bin froh, dass es in die Verlängerung geht." An ihrer Schule bekämen über das Programm angehende Lehrer mehr Praxiserfahrung, die Kinder erhielten Hilfe. Für Yvonne Geier ist es deshalb ein Gewinn für alle. Zudem kann sie dank Rückenwind Gutscheine verteilen, damit Kinder Nachhilfe in Anspruch nehmen können. "Das erhöht die Chancengleichheit."


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Ein Junge geht am 05.09.2013 in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) mit seiner Schultüte über den Schulhof einer Grundschule. Einen Tag nach dem offiziellem Schulanfang machen sich rund 151 000 i-Dötzchen in NRW erstmals auf den Weg in ihre Klassen. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
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Für Grundschüler kommen weitere Fördermaßnahmen


Schon jetzt gibt es Leseförderung an Grundschulen

"Das ist ein tolles Angebot", sagt Peter Wetter, Rektor der Georg-Kropp-Schule in Wüstenrot. Mit dem Geld von Rückenwind kann er zwei zusätzliche Personen bezahlen, die an die Schule kommen. Außerdem erhalten Kinder Gutscheine, die sie bei Nachhilfeinstituten einsetzen können. "Ich hatte schon lange die Hoffnung, dass Rückenwind verlängert wird." Die zusätzlichen Kollegen fördern Schüler einzeln oder in kleinen Gruppen. Gern hätte die Schule auch zusätzliche soziale Angebote gestemmt. Dafür hätte es aber andere Kooperationspartner gebraucht, und das habe nicht geklappt. Das Land intensiviert an Grundschulen das Lesetraining. "Jede Leseförderung ist gut", berichtet der Rektor. Seine Grundschulkollegen hätten ein eigenes Konzept. Ob das des Landes oder das eigene besser sei, kann er nicht bewerten. In Wüstenrot kämen beispielsweise Lese-Elemente auch in anderen Fächern als Deutsch zum Einsatz.

Aufs Personal kommt es an

"Rückenwind steht und fällt mit dem Personal", sagt Dirk Schwarz, der die Grundschulen in Roigheim und Widdern leitet. Er kennt beide Seiten: Widdern ohne das Programm, Roigheim mit. Dort sei aber unklar, wie es im Herbst weitergeht. Noch unterstützt eine angehende Lehrerin die Kinder, doch die beginne bald mit ihrem Referendariat und falle daher im Ort weg. Der Organisationsaufwand von Rückenwind sei hoch, die Maßnahme unterstützt er dennoch. "Jede Förderung, die man bekommen kann, ist ein Gewinn fürs Kind." Bislang wird in Klasse drei der Lernstand erhoben, nun kommen solche Analysen in den Stufen zwei und vier hinzu. Dirk Schwarz begrüßt dies: Eine einzige Prüfung sei nur eine Momentaufnahme und habe allein keinen großen Aussagewert. Das ändert sich nun: "Jetzt können wir über drei Jahre die Entwicklung bei den Kindern verfolgen."

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