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Flüchtlingsunterkünfte in Reserve halten? Bürgermeister sind skeptisch

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will Flüchtlingsunterkünfte auf Vorrat vorhalten. Dabei sehen Bürgermeister die Kommunen jetzt schon am Limit. Welche Risiken und Vorteile die Rathauschefs aus der Region sehen.

Wohnen im Möbelhaus: Die Stadt Heilbronn hat das ehemalige Möbelhaus Veigel zu einer Unterkunft für Flüchtlinge hergerichtet.
Wohnen im Möbelhaus: Die Stadt Heilbronn hat das ehemalige Möbelhaus Veigel zu einer Unterkunft für Flüchtlinge hergerichtet.  Foto: Berger, Mario

Bürgermeister in der Region äußern sich grundsätzlich zustimmend, im Detail aber skeptisch zur Forderung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Die hatte gefordert, Flüchtlingsunterkünfte in den Kommunen auf Vorrat zu halten. Die Bad Rappenauer Integrationsbeauftragte hält hochwertige Container für einen Lösungsweg.

"Grundsätzlich ist es natürlich für die Kommunen wünschenswert, flexibel auf die Zuweisung von Geflüchteten reagieren zu können", meint Heilbronns OB Harry Mergel. Die Vorhaltung von Flüchtlingsunterkünften in größerem Maßstab sei jedoch aus finanziellen, personellen und sachlichen Gründen kompliziert. "Wohnraum ist in der sich dynamisch entwickelnden Stadt Heilbronn ein knappes Gut und kann daher nicht dem normalen Markt entzogen werden", so das Statement des Rathauschefs.

Welches Konzept Heilbronn verfolgt

Die Stadt Heilbronn verfolgt ein dezentrales Konzept, das heißt neben mehreren großen Unterkünften, die dauerhaft in Betrieb sind, mietet die Stadt Heilbronn nach Bedarf weitere Wohnungen an. "Mit diesem Konzept konnten wir auch auf den erneuten Anstieg der Geflüchtetenzahlen im vergangenen Jahr gut reagieren", so Mergel. Mittlerweile sei es aber "schwierig" geworden, weiteren Wohnraum anzumieten. Daher habe sich die Stadt entschlossen, eine weitere Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine im Altbau des SLK-Klinikums temporär einzurichten.



Tafelsilber nicht veräußert: So profitiert Forchtenberg jetzt davon

Michael Foss, Bürgermeister von Forchtenberg und Vorsitzender des hohenlohischen Kreisverbands des Gemeindetags, hält den Zeitpunkt, Kapazitäten auf Vorrat aufzubauen, für ungeeignet. Die Gemeinden müssten aktuell alles belegen, was vorhanden ist. Zur Schaffung von Vorräten hätten die Gemeinden keine Möglichkeit. Die Stadt Forchtenberg sei in der glücklichen Lage, noch mehrere Häuser und Wohnungen im kommunalen Bestand zu haben. "Die haben wir angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen bewusst zurückgehalten und nicht mehr neu vermietet."

In Forchtenberg sind derzeit 65 ukrainische Flüchtlinge untergebracht, bis auf wenige Ausnahmen alle bei Privatleuten. Darüber hinaus gebe es etwa 20 Flüchtlinge und Asylbewerber aus Ländern wie Syrien, Afghanistan und afrikanischen Staaten. "Wir hätten momentan noch die Kapazität, etwa 30 weiter Menschen bei uns aufzunehmen", so Foss.


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Wie die Flüchtlingsbeauftragte Unterkünfte in modernen Wohncontainern beurteilt

Jeanette Renk-Mulder, Flüchtlingsbeauftragte in Bad Rappenau, hält die Vorratshaltung von Unterkünften "generell für sinnvoll". Es sei abzusehen, dass noch mehr Menschen kommen, und dann sei es gut, wenn Landkreise und Kommunen vorbereitet sind. Container könnten dabei eine Lösung sein, da diese nicht in Konkurrenz zum Wohnungsmarkt stehen, so die Flüchtlingsbeauftragte.

Renk-Mulder plädiert dafür, hochwertige Container einzusetzen, mit Schall- und Temperaturisolierung. "Wenn man jedes Geräusch der Nachbarn dauernd mitbekommt, ist das für die Menschen ein Stressfaktor."

Auf eine bessere Verteilung kommt es an

Die Flüchtlinge in vorläufiger Unterbringung sollten besser auf den Landkreis verteilt werden, fordert sie. Bisher gebe es Kommunen, wie Bad Rappenau oder Möckmühl, die sehr viele Menschen versorgen und andere, die keine Flüchtlinge in vorläufiger Unterbringung, sondern nur Menschen in Anschluss-Unterbringung hätten. In Bad Rappenau gibt es eine Containersiedlung der Stadt in Fürfeld und eine des Landkreises in der Heinsheimer Straße. Aktuell leben in der Kurstadt etwa 800 Flüchtlinge, davon sind 230 in vorläufiger Unterbringung. Die meisten Geflüchteten sind in Wohnungen untergebracht.

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