Kommunalwahl in Heilbronn: Europaweiter Trend schlägt bis in den Heilbronner Ratssaal durch
Rainer Hinderer (SPD) spricht von einer Niederlage, Holger Kimmerle (Grüne) ist trotz Verlusten noch zufrieden. Und die AfD legt nochmal um zwei Sitze zu. Wie Kandidaten auf das Ergebnis im Heilbronner Rathaus reagieren.

Der Abend der Auszählung im Heilbronner Rathaus ist von sehr unterschiedlichen Stimmungen geprägt. Die Stimme bat Spitzenkandidatinnen und -kandidaten, die da waren, um ihr Fazit.
CDU sieht sich als Taktgeber im Heilbronner Rat
Thomas Randecker (CDU): "Wir verzeichnen zehn Sitze, mit vier Sitzen Abstand zu den Nächstplatzierten. Das ist ein klarer Auftrag an die CDU mit ihrem eindeutigen politischen Kompass. Im Gegensatz zu anderen haben wir ein gutes Wahlprogramm. Das neue Auszählverfahren, das die grüne Landesregierung installiert hat, wird zu einer Zersplitterung führen. Das macht die Arbeit nicht einfacher. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir mit klarem Abstand im Heilbronner Gemeinderat die Richtung vorgeben können."
AfD will Finanzsituation in Heilbronn bewahren
Raphael Benner (AFD): "Das Fazit ist positiv, auch wenn wir zwischendurch Hoffnung auf den siebten Sitz hatten. Jetzt hat es, vor allem durch die Briefwahl, nur für sechs gereicht. Ich konnte meine Stimmen auf über 16.000 verdoppeln. Wir wollen die perfekte Finanzsituation in Heilbronn bewahren, sind gegen Verschuldung und Windkraft und für eine Schulschwimmhalle."
Heilbronner SPD gibt sich trotz Verlusten kämpferisch
Rainer Hinderer (SPD): "Wir haben zwei Sitze verloren. Das ist eine Niederlage für die ganze Fraktion. Die Freude, den Stimmen nach vor den Grünen zu liegen, ist stark eingetrübt davon, hinter der AfD liegen zu müssen. Die Entwicklung ist besorgniserregend, nicht nur in Europa, sondern auch in Heilbronn. Die AfD hat für keine drängende Frage unserer Zeit eine Lösung. Daher gilt für uns weiter: keine Zusammenarbeit mit der AfD. Ich hoffe, dass das für alle Fraktionen so gilt."
UfHN holt aus dem Stand zwei Sitze
Malte Höch (UfHN): "Wir haben aus dem Stand zwei Sitze geholt, damit sind wir zufrieden. Das spricht für eine gute Sachpolitik, die Marion Rathgeber-Roth und ich nach dem Ausscheiden bei den Freien Wählern gemacht haben. Wir wollen nun zurück zu einer realen Politik kommen, wo das, was gesagt, auch zeitnah umgesetzt wird. Wir werden mit anderen Fraktionen ins Gespräch gehen, um Punkte abzusprechen, wo wir zusammenstehen können. Die Bürger wollen wir aus dem Populisten-Lager, das keine Lösung bereithält, herausholen."
Heilbronner FDP verliert einen Sitz und bedauert das
Nico Weinmann (FDP): "Knapp 19.600 Stimmen, über dieses Ergebnis freue ich mich persönlich. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass wir einen Sitz verloren haben. Bedauerlich ist, dass Isabell Dörr-Nill, die ja Nachrückerin für Michael Link war, nicht wieder reingekommen ist. Die Herausforderung wird nun sein, Mehrheiten zu finden. Der Lackmustest wird der Doppelhaushalt sein, den wir im Herbst beraten werden."
Grüne in Heilbronn holen auf der Zielgeraden weiteren Sitz
Holger Kimmerle (Grüne): "Ich bin mit sechs Sitzen zufrieden und nicht überrascht, dass es weniger sind als beim letzten Mal. Die Voraussetzungen waren anders als 2019. Damals hatten wir Rückenwind, jetzt Gegenwind. Es ist gut, dass wir mit Ferdi Filiz einen Mann mit Migrationshintergrund in den Gemeinderat bekommen haben. Wir sind stolz darauf, dass unsere 16-jährige Kandidatin Lotte Käß 7250 Stimmen erhalten hat."
Freie Wählervereinigung in Heilbronn zufrieden
Herbert Burkhardt (FWV): "Ich bin sehr zufrieden. Ziel war, wieder Fraktion zu werden, weil uns zwei Mitglieder verlassen hatten. Zu prognostizieren, wie es weitergeht, war schwierig. Aber wir sind wieder dabei, können Anträge stellen und haben mit Michael Kuhn auch einen jüngeren Hoffnungsträger mit in der Fraktion."
Gemeinsam für unser Heilbronn zum ersten Mal drin
Musab Sarpkaya (Gemeinsam für unser HN): "Dass wir kurz vor Ende der Auszählung den zweiten Sitz verloren haben, ist schade. Sonst wäre auch Sevinc Das reingekommen. Sie sagt, wir haben viel Aufklärungsarbeit in unserer Community geleistet. Für viele war der Gemeinderat abstrakt. Ich möchte, dass die Interessen jüngerer Menschen mehr berücksichtigt werden. Ich bin auch erst 27 Jahre alt."