Erben führen Hessersbeck nicht weiter
Die Erben der Gaststätte Kernerhöhe haben sich erstmals öffentlich über die Zukunft des Lokals geäußert. Nach dem Tod von Wirt Lothar Hesser zeichnen sich zwei Alternativen ab.

An der Tür der Kernerhöhe hängt noch die Aufschrift: "Wegen Trauerfall vorübergehend geschlossen". Die Rollläden sind unten, die Gasträume verlassen. Fast drei Monate sind vergangen, seit Wirt Lothar Hesser unerwartet gestorben ist.
Viele Gerüchte, wie es mit der Gaststätte weitergeht, machen seitdem die Runde. Die Erben des Gebäudes äußerten sich lange nicht − bis jetzt. Jetzt ist klar: Aus dem Kreis der Angehörigen wird niemand das Lokal weiterführen. Ist damit das endgültige Aus für die Wirtschaft besiegelt?
Lokal auf Zustand untersucht
In einer Mitteilung an die Heilbronner Stimme schreibt die Erbengemeinschaft, dass nach Lothar Hessers Beerdigung "die Substanz des Gebäudes in Bezug auf heutige, zeitgemäße Erfordernisse" beleuchtet wurde. Und weiter: "Die Ergebnisse waren ernüchternd."
Konkret geht es etwa um die Situation der Toiletten, die Barrierefreiheit, den Brandschutz. Die nötigen Investitionen dürften sich, so die einhellige Meinung, schnell auf einen sechsstelligen Betrag summieren. Da sich unter den Erben "weder ein erfahrener Gastronom, noch ein Investor" befinde, "kann ein zukünftiger Gaststätten-Betrieb nur durch Kauf des Anwesens erfolgen".
Erben schließen Verkauf der Gaststätte nicht aus
Demnach schließen die Erben, Vetter und Cousinen von Lothar Hesser, einen Verkauf an einen Gastronomen nicht aus. "Die Alternative", so steht es ebenfalls in der Mitteilung, "ist die Erstellung zeitgemäßer Wohnungen − auch in Anbetracht der bestehenden Wohnungsnot".
Der Zustand des Lokals und die Erfordernis, dass eine neue Konzession für den Betrieb nötig wäre, bewirkten also ein Umdenken. Nach Stimme-Recherchen hatte es unter den Hinterbliebenen nämlich anfangs "eine gewisse Euphorie gegeben", die Gaststätte selbst weiterzuführen. Und zwar im Sinne von Lothar Hesser − also ohne Veränderungen an Mobiliar, Speisenangebot und Personal. Die bisherigen Mitarbeiter standen zunächst zur Verfügung. Inzwischen arbeiten sie weitgehend in anderen Lokalen.
Eine solche Gastronomie muss man "leben"
Ob eine Neueröffnung unter einem neuen Inhaber zukunftsfähig wäre, darüber sind sich selbst frühere Stammgäste uneins. Nicht nur wegen der nötigen Investitionen. Die Fläche in den beiden Gasträumen ist klein, rund 50 Sitzplätze gibt es. "Ein Lokal in dieser Größenordnung funktioniert nur, wenn es jemanden gibt, der das Ganze lebt", sagt der Heilbronner Gastronomie-Experte Thomas Aurich. Eben einer wie Lothar Hesser, der mit seiner mal charmanten, mal schroffen Art den Besuch der Kernerhöhe zu einem Erlebnis machte.
"Die Person Lothar Hesser hat 50 Prozent des Marketingkonzepts und des Umsatzes ausgemacht." So formuliert es jemand aus dem Umfeld der Familie.
Die Entwicklung in der Gastroszene macht Freunden einer Wiedereröffnung wenig Hoffnung: Öffnen heute neue Lokale, so sind es oft Systemgastronomien mit schicker Einrichtung und getakteten Abläufen. Der Hessersbeck war das Gegenteil davon, vielleicht die individuellste unter der Heilbronner Individualgastronomie. "In der Gastronomie geht es immer anonymer zu", bedauert Thomas Aurich. Einem wie Lothar Hesser hätte diese Entwicklung nicht gefallen.
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