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Heilbronner Original Lothar Hesser ist tot

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Am Donnerstag war er noch in seiner Gaststätte in der Wollhausstraße zu sehen. Inzwischen herrscht traurige Gewissheit: Lothar Hesser, der Wirt des Hessersbeck, ist gestorben.

Von Tobias Wieland
Lothar Hesser mit Notizbuch in seiner Gaststätte. Foto: Veigel

 

Es wirkt alles wie immer. Auf der Terrasse vor dem Hessersbeck spielen die Männer Skat, die Münzen für den Einsatz fein säuberlich aufgereiht. Bisweilen ärgern sie sich über ihre Mitspieler. Die Frauen sitzen beim Vesper daneben. Lothar Hesser kommt ans offene Fenster, wünscht einen guten Appetit. Doch dann Hektik. Auch wenn Hektik, vor allem zu später Stunde, zu diesem Gasthaus gehört hat wie das Tellerschnitzel oder die Halbe ohne Griff - dieses Mal hat sie einen ernsten Grund.

Die Bedienungen, die beim Hesser stets mehr waren als nur Bedienungen, richten ihrem Chef ein Täschchen hin. Ein Taxi holt Lothar Hesser ab. Heiser hört er sich an. Eine Wespe hat den Wirt in den Halsbereich gestochen.

Vor dem Wirtshaus in der Wollhausstraße wurden Blumen abgelegt. Foto: Hoffmann
Vor dem Wirtshaus in der Wollhausstraße wurden Blumen abgelegt. Foto: Hoffmann

Die Stammgäste können sich in diesem Moment nicht vorstellen, dass ihnen ihr Lothar bald keinen guten Appetit mehr wünschen wird. Er, für den die gute Unterhaltung seiner Besucher stets so wichtig war wie gutes Bier, wird auch nicht mehr fragen, was der Gast zum Thema Soß' sagt. Das Unfassbare ist eingetreten. Lothar Hesser ist im Alter von 65 Jahren gestorben. 

Lothar Hesser war kein Gastronom wie jeder andere. Spitzbübisch, hintersinnig, auch charmant behandelte er seine Gäste, selten polternd - selbst wenn sich die zu spülenden Gläser bei vollem Haus manchmal auf der Theke stapelten. Oder wenn an Rosenmontag mal wieder Halligalli herrschte.

Keinem Heilbronner wäre es je eingefallen, zu sagen, dass er heute Abend in die Gaststätte Kernerhöhe geht. Womöglich kennen viele Gäste den offiziellen Namen des Lokals gar nicht. Nein, man ist "zum Hesser" gegangen. Dorthin, wo die Einrichtung einen Charme der 1970er-Jahre versprüht. Daran änderte auch die frisch angeschaffte Gartenbestuhlung nichts. 

Ein Kränzchen und eine Kerze erinnert auf der Außenterrasse an den Hessersbeck-Wirt. Fotos: Hoffmann (links)/Berger
Ein Kränzchen und eine Kerze erinnert auf der Außenterrasse an den Hessersbeck-Wirt. Fotos: Hoffmann (links)/Berger

"Die Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Auch wenn wir uns mal gekabbelt haben, das Wiedersehen mit ihm war immer eine große Freude", erzählt Patrick Simons. Der Musiker zählte zu den Stammgästen, von Hesser wurde er stets nur "Elvis Presley" genannt. Herr Finanzminister, Herr Generaldirektor, Herr Bürgermeister: Seiner Kundschaft Spitznamen zu verpassen, war noch so ein Ding von Lothar Hesser. Auch das wird nun fehlen.  

 

Mehr zum ThemaDieses Interview führten wir mit Lothar Hesser Anfang des Jahres  


Wie es nun in der Kernerhöhe weitergeht:

Der Hessersbeck ohne Lothar Hesser? Unvorstellbar, würden einige sagen. Doch viele Gäste haben die Hoffnung, dass es doch irgendwie weitergeht - im besten Fall ohne Veränderungen am Konzept. Und tatsächlich: Ein Stammgast teilte der Stimme am Freitagabend mit: "Verwandte wollen das Lokal im Sinne Lothars weiterführen, im bewährten Stil, schon ab September."

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