Energiepreisbremse: Die Entlastung für Verbraucher kommt, allerdings etwas später
Energieversorger wie die Heilbronner Versorgungs GmbH verschicken ihre Abschlagszahlungen später als geplant. Die Umsetzung der Energiepreisbremse ist komplex und dauert länger. Kunden werden ihre Entlastung aber auf jeden Fall erhalten.

Seit Mittwoch, 1. März, gilt in Deutschland die Strom-, Gas- und Wärmepreisbremse. Sie entlastet die Haushalte von den aktuell hohen Energiekosten und gilt rückwirkend auch für die Monate Januar und Februar 2023. Dabei wird der Preis für 80 Prozent der Verbrauchsmenge, die im September 2022 prognostiziert wurde, gedeckelt auf 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Strom, 12 Cent/kWh für Gas und 9,5 Cent/kWh für Fernwärme. Die Angaben sind Bruttopreise. Für den darüber hinausgehenden Verbrauch gilt der mit dem jeweiligen Energieversorger vertraglich vereinbarte Preis.
Preisbremse läuft offiziell bis Ende 2023
Bei Großkunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 1,5 Millionen Kilowattstunden liegt die Deckelung bei Gas bei 7,0 Cent je Kilowattstunde netto und bei Wärme bei 5,5 Cent netto bezogen auf 70 Prozent der Verbrauchsmenge, die 2021 bezogen wurde. Die Gaspreisbremse hat eine Laufzeit bis Ende 2023 mit der Option auf Verlängerung bis 31. März 2024.
Mit Hochdruck wird an der Umsetzung gearbeitet
"Die vom Bund erlassenen Energiepreisbremsengesetze sind sehr komplex, und die IT-Umsetzung für die Versorger und ihre IT-Dienstleister ist entsprechend herausfordernd", spricht Frank Schupp, Geschäftsführer der Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG), von einer Mammutaufgabe. Die Abschlagsinformationsschreiben an die Kunden gehen deshalb erst ab 6. März raus. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung, doch der Zeitraum von zwei Monaten für die Entwicklung, Tests und die Behebung von Fehlern war sehr knapp bemessen", begründet Schupp die Verzögerung.
Keine Abbuchung im März
Bei den Stadtwerken Eppingen wird nach Angaben einer Rathaussprecherin ebenfalls auf Hochtouren daran gearbeitet, um alles in die Wege zu leiten. Nun würden die Kunden informiert, so Vanessa Heitz. "Die Abschlagszahlung März wird nicht abgebucht, sondern mit den Vormonaten Februar und Januar rückwirkend vergütet." Falls ein Guthaben übrig wäre, käme dies auf ein Vertragskonto und würde für die nächste Zahlung in Anspruch genommen, erklärt die Rathausmitarbeiterin auf Anfrage.
Verbraucher müssen nicht aktiv werden
"Bei den Stadtwerken Eppingen sind hauptsächlich Gaskunden von dieser Maßnahme betroffen", sagt Vanessa Heitz. Grund: Der Strompreis des Unternehmens liege unterhalb des Strompreisdeckels. Auch die Kunden der Stadtwerke Neckarsulm erhalten die "staatliche Unterstützungsleistung ab März", so Rathaussprecher Andreas Bracht. "Die Entlastungen erfolgen automatisch über den monatlichen Abschlag." Verbraucher müssten also nicht selbst aktiv werden, um die Entlastungen zu bekommen.
Die Gaspreise gehen langsam nach unten
Bei der HNVG beobachtet man die Gaspreise derzeit mit Argusaugen. Am Spotmarkt, dem sogenannten "Heute-und-Jetzt-Markt", lag der Einkaufspreis im September 2022 bei 315 Euro je Megawattstunde (1000 Kilowattstunden). Ein Spitzenwert. Seitdem fallen die Preise. Hätte die HNVG beispielsweise am 22. Februar 2023 gekauft, wären 5,2 Cent/kWh fällig geworden. Auf der Grundlage der sich abzeichnenden Entwicklung kalkuliert die Chefetage der Versorgungs GmbH für die kommenden Jahre mit Mischpreisen. 2024 hätte beispielsweise am 22. Februar 2023 an der Börse die Kilowattstunde 5,74 Cent gekostet. 2025 wären es 4,84 Cent, 2026 rund 3,53 Cent und 2027 etwa 3,3 Cent je Kilowattstunde gewesen. Für Schupp das Signal: "Die Preise gehen runter."
Gaslieferanten
Nach dem Ausfall von russischem Gas wird Deutschland derzeit vor allem aus Belgien, der Niederlande und Norwegen mit Erdgas beliefert. "Die Menge reicht aber nicht aus, um den Ausfall von Russland-Gas gänzlich aufzufangen", sagt Frank Schupp. Für den HNVG-Geschäftsführer gilt somit, dass "weiter Energie gespart werden muss" und die staatlichen Flüssiggasterminals in Betrieb gehen. Im Dezember 2022 wurde Erdgas im Wert von rund 5,76 Milliarden Euro importiert.