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Eingeschränkte Wasserentnahme sorgt im Gemüseanbau für schmächtigen Kohl und kümmerliche Salate

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Wegen der niedrigen Pegel dürfen Landwirte nur noch nachts und mit eingeschränkter Menge wässern. Das sorgt für schmächtige Kohl- und Salatköpfe, die der Handel oft nicht abnimmt. Was Gemüsebauer in der Region berichten:

Weil die Köpfe des Eisbergsalats so klein sind, schafft es Erntehelferin Johanna Löhrer von der Jagsthausener Firma Gartenfrisch Jung, vier gleichzeitig in die Hand zu nehmen.
Foto: Mario Berger
Weil die Köpfe des Eisbergsalats so klein sind, schafft es Erntehelferin Johanna Löhrer von der Jagsthausener Firma Gartenfrisch Jung, vier gleichzeitig in die Hand zu nehmen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Salate unter Normmaß, Kohl mit Verkorkungen und Beschwerden über nächtliche Beregnungsgeräusche: Die Allgemeinverfügung zur Entnahme von Wasser aus Flüssen und Seen, die die Verwaltungen der Landkreise Heilbronn und Hohenlohe herausgegeben haben, hat Folgen, die vor allem den Gemüsebau betreffen. Inhaltlich geht es darum, das Abpumpen und Versprengen des kühlen Nasses wegen der zu geringen Pegelstände und ausbleibenden Niederschläge zu beschränken.

Laut den Behörden ist es in beiden Landkreisen nur noch gestattet, Wasser für landwirtschaftliche Zwecke zu fördern. Und zwar ausschließlich zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr des Folgetags und auch dann nur die Hälfte der sonst zugelassenen Menge. Die Hohenloher Allgemeinverfügung wurde am 22. Juli erlassen und gilt vorerst bis 30. August. Die Heilbronner Order wurde am 27. Juli veröffentlicht und gilt sogar bis Ende September.


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Verständnis für die Verordnung, aber sie ist schwer umzusetzen

Die mehrwöchige Einschränkung der Wasserentnahme führt vor allem im Gemüseanbau zu Qualitätsproblemen, berichtet Markus Läpple aus Ilsfeld. Er ist Gemüsebauer und im Vorstand des Kreisbauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg engagiert. Er und viele seiner Kollegen würden den Sinn der Verfügung zwar verstehen und sie unterstützen. Sie umzusetzen sei in bestimmten Produktionsbereichen aber schwierig.

Besonders betroffen sind demnach der Anbau von Salaten und Kohl. "Durch die Allgemeinverfügung ist der Salat nicht mehr ausreichend versorgt", berichtet der Landwirt. Die Kopfgewichte könnten nicht mehr erreicht werden, was ein Qualitätsmangel gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) darstelle. Außerdem seien Salate durch die eingeschränkte Beregnung weniger vital, was sie wiederum anfälliger für Schädlinge mache.

Warum junger Salat auch tagsüber Wasser benötigt

So nimmt im Kohl der Thrips-Befall zu. Das sei zwar geschmacklich unproblematisch, die entstehenden Verkorkungen, die die kleinen Fliegen beim Anbohren der Kohlblätter verursachen, würden aber von den Abnehmern als Mangel gewertet. "Die Ware schickt der LEH dann oft zurück." Außerdem mache eine zeitliche Befristung im Gemüsebau wenig Sinn: "Wenn ich morgens Salat pflanze, sollte ich ihn gleich wässern können, sonst verkommt er", so Läpple.

Da die Beregnung nur noch nachts stattfinden darf, sei ein besonders sensibles Zeitfenster betroffen. Für die Betriebe bedeuten die Allgemeinverfügungen mehr Personaleinsatz. "Wir können ja nicht den ganzen Tag arbeiten und dann auch noch die Nächte durch", so der Ilsfelder. Die Beregnung könne auch nicht unbeaufsichtigt bleiben. "Keiner merkt, wenn sich der Regnerkopf plötzlich nicht mehr dreht."


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Was manche Anwohner am Beregnen der Gemüsefelder stört

Einen erhöhten Personalaufwand aufgrund der ausschließlich nächtlichen Beregnung beklagt auch Daniel Jung, Inhaber des Jagsthausener Betriebs Gartenfrisch Jung. Endivienkohl und Eisbergsalat würden wegen der eingeschränkten Bewässerung deutlich kleiner ausfallen als normal. So holt der Betrieb den Endivienkopf mit einem Gewicht von 500 Gramm vom Acker. Das Normgewicht liegt zwischen 800 und 1200 Gramm. Ähnlich der Eisbergsalat. "Zur Zeit ernten wir 350-Gramm-Köpfe", berichtet Jung. Das Normgewicht liegt zwischen 800 und 1000 Gramm.

Die künstliche Beregnung stößt laut dem Kreisbauernverband zunehmend auf Akzeptanzprobleme in der Öffentlichkeit. Läpple und seine Kollegen beobachten sich häufende Beschwerden von Anwohnern. "Wenn wir Wasser einsetzen, ist schnell der Vorwurf da, die Landwirte würden Trinkwasser verschwenden", berichtet Läpple. Auch die Geräusche von Pumpen und das "Pfütpfütpfüt" der Regner störe manche Anwohner. Selbstverständlich werde in der Landwirtschaft kein Trinkwasser zum Beregnen benutzt, sondern Brauchwasser, ist dem Vorstandsmitglied des Kreisbauernverbands wichtig klarzustellen. Immer wieder kommt es vor, dass Zeitgenossen an Bewässerungstechnik ihre Wut auslassen. 

 

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