Hitze und Wassermangel: Gibt es bald weniger heimische Früchte und Tiere?
Die niedrigen Wasserstände an Kocher und Jagst haben schwere Folgen für Landwirtschaft und Tiere. Was Bauern und Tierschützer fordern und welche Tiere durch die Hitze sogar verloren gehen könnten.

So flach waren Kocher und Jagst selten: "Die Wasserstände von Kocher (momentan 38 Zentimeter) und Jagst (28 Zentimeter) liegen derzeit unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr", teilte Sascha Sprenger vom Landratsamt des Hohenlohekreises auf Anfrage der Hohenloher Zeitung mit.
Zudem werde eine Entspannung der seit mehreren Wochen andauernden Niedrigwasserlage aktuell nicht erwartet - dafür müsste es stärker und länger regnen. Und selbst das würde der Hitze und Dürre nur kurzzeitig und vorübergehend entgegenwirken. "Neben der eingeschränkten Wasserentnahme gilt es grundsätzlich, Gewässer so gut wie möglich vor Schadstoff-Einträgen zu schützen und in einem ökologisch guten Zustand zu erhalten oder diesen durch geeignete - beispielsweise strukturverbessernde - Maßnahmen herbeizuführen."
Ein Lösungsansatz könnten laut Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch-Hall-Hohenlohe-Rems, etwa mehr begrünte Dächer und Rigolen-Systeme sein: Diese können große Wassermengen - etwa bei Starkregen - auffangen und speichern. Das wäre nötig: Wenn es momentan innerhalb kurzer Zeit viel regnet, sickert das Wasser durch die vertrockneten Böden einfach durch oder verdunstet bei Hitze direkt.
Wird die eingeschränkte Wasserentnahme noch verlängert?
Zu den wenigen Niederschlägen kommt für die Bauern seit Ende Juli noch ein Faktor erschwerend hinzu: Sie dürfen nur eingeschränkt aus Flüssen und Seen Wasser zum Gießen verwenden. Und zwar nur zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr am Folgetag. Diese Regelung gilt in Hohenlohe bis 31. August, im Landkreis Heilbronn sogar bis 30. September.
Ob die zeitlich begrenzte Wasser-Entnahme darüber hinaus verlängert wird, steht noch nicht fest. "Hierzu ist abzuwarten, wie sich die Niederschlagssituation in den nächsten Tagen entwickelt", teilt das Landratsamt des Hohenlohekreises mit. Sofern sich die Wetterlage nicht ändere, "wird eine Verlängerung der Allgemeinverfügung nicht zu vermeiden sein". Statt mit Wasser aus Kocher und Jagst zu gießen, fordert das Landratsamt, dass stattdessen andere Quellen genutzt werden sollen. Welche aber das sein sollen, bleibt offen.
Landwirte schlagen Alarm
Jürgen Maurer vom Bauernverband schlägt Alarm: "Wir können aktuell nicht bewässern. Wir brauchen eine große Menge Wasser: Millionen Kubikmeter." Es regne einfach viel zu wenig. Maurer erklärt weiter: "Wir brauchen langsamen Niederschlag über drei bis im besten Fall zehn Tage hinweg. Und dann wären 50 bis 100 Liter pro Quadratmeter optimal." Nur dann werde der Boden weich und aufnahmefähig. Und nur dann könne er Wasser speichern.
Die Folgen der fehlenden Bewässerung beschreibt er dramatisch: "Da wir in der Hohenloher Ebene aktuell nicht bewässern können, vertrocknet unser wertvolles Obst oder wird nicht marktfähig sein." Marktfähig ist Obst nur, wenn der Lebensmitteleinzelhandel es akzeptiert - also wenn es optisch makellos daherkommt. Ist das nicht der Fall, sieht Maurer schwarz: "Dann sind wir nicht konkurrenzfähig, und es wird Ware aus dem Ausland importiert."
Fische und Fledermäuse leiden besonders
Doch nicht nur hiesige Bauern leiden. Besonders hart treffen Hitze und Niedrigpegel natürlich auch die Fische: Zu warmes Wasser enthält wenig Sauerstoff und es bilden sich vermehrt mitunter giftige Algen. "Forellen, Hechte und Aale werden - wenn sich nichts verändert - aus unseren Bächen und Seen verschwinden", warnt der Krautheimer Biber-Berater Daniel Peterhansl. Auch andere Tiere müssen ihr Verhalten anpassen: "Waldtiere, die meistens erst in der Dämmerung die Wasserquellen aufsuchen, pilgern schon tagsüber zu den verbliebenen Wasserstellen", so Peterhansl. Der Grund: Bäche und Tümpel, die diese Tiere sonst tagsüber aufsuchen, sind ausgetrocknet.
Der Fachmann sagt auch: "Es ist zu beobachten, dass Fledermäuse unter den Dächern den Hitzetod sterben. Sie können sich zwar durch Zufächeln mit ihren Flügeln eine Weile abkühlen, aber auch das ist nur begrenzt möglich." Da viele Tiere nicht schwitzen können, haben sie oft andere Lösungen gefunden, um ihre Körpertemperatur zu senken. Wie etwa Wildschweine, die sich in Matschtümpeln kühlen, oder Rehe und Hasen, die sich tagsüber im schattigen Wald verstecken, berichtet der Natur-Experte.
Konkrete Hilfe für die Tiere
Wie können Privatleute die unter der Hitze leidenden Lebewesen unterstützen? Daniel Peterhansl rät, Vogeltränken aufzustellen und Wasserschalen mit Steinen und Ästen für die Insekten und Kleintiere im Garten oder auf dem Balkon zu platzieren. Auch Gartenteiche würden natürlich helfen. Und auch wenn es bei der Hitze schwerfällt: "Der Naturtourismus in den Abendstunden an Bächen und Seen sollte vermieden werden, denn wenn sich Menschen dort aufhalten, trauen sich die Wildtiere nicht zum Trinken dorthin." Auch in puncto Biber hat der Biber-Berater natürlich einen Tipp: Die Art tolerieren und schützen. Denn Biber regulierten mit ihrer Dammbau-Aktivität den Grundwasserspiegel.