Café Theo: Ein Herzensprojekt im Heilbronner Neckarbogen
Das Café Theo der Stiftung Lichtenstern hat sich zu einer beliebten Anlaufstelle im neuen Heilbronner Stadtteil entwickelt. Das Lokal denkt inzwischen über die Ausweitung der Öffnungszeiten nach.

Am Freitagmittag um 11.30 Uhr sind in dem gemütlichen Café im Neckarbogen fast alle Plätze besetzt. Junge Leute haben sich zum späten Frühstück verabredet und genießen Butterbrezeln, Bagels und Brötchen mit Wurst, Käse, Räucherlachs oder Marmelade. Arbeitskollegen kommen auf einen Kaffee vorbei, Geschäftspartner treffen sich zu einer Besprechung, Spaziergänger genießen ein gemütliche Auszeit.
Ein modernes hochwertiges Speise- und Getränkeangebot ist Aileen Schinagel sehr wichtig. Es umfasst neben einer breiten Frühstückskarte, Bagels, Snacks, Flammkuchen, Suppe und ein Tagesgericht. Die Kuchen im Theo gelten gar als Geheimtipp. "Wir sind immer gut gebucht", freut sich die 32-Jährige, die Chefin des Restaurants ist, das auf den ersten Blick völlig normal aussieht. Und das ist es auch auf den zweiten Blick, obwohl das Café Theo ein sogenannter Inklusionsbetrieb ist.
Inklusion sichtbar machen
"Für uns war das ein sehr wichtiger Schritt, weil wir Inklusion sichtbar machen wollen, und wir sind froh, dass das Theo so gut angenommen wird", unterstreicht Sybille Leiß, Vorstandsvorsitzende der evangelischen Stiftung Lichtenstern, zu der das Café mit dem benachbarten Wohnheim und der Tagesförderungsstätte gehört.

Bestellt wird im Theo, indem man auf dem ausliegenden Schein seine Wünsche ankreuzt und anschließend den Deckel des kleinen Espressokochers aufklappt, der die Nummer jedes der Tische anzeigt. Und schon kommt ein Service-Mitarbeiter, um die Bestellung an der Theke aufzugeben. "Als wir 2018 anfingen, hatten wir wenig Erfahrung mit einem Café, deshalb haben wir uns die Unterstützung vom Samocca geholt", erläutert Sybille Leiß, die auch Pfarrerin ist.
Samocca ist ein Projekt der Ostalb-Werkstätten in Aalen, die deutschlandweit zwölf Inklusions-Cafés betreiben.
Guter Teamgeist
"Darf ich Ihnen die Tasse geben?", fragt inzwischen Lars Musebrink und reicht den dampfenden Café Creme an den Tisch. Der 25-Jährige ist schon von Anfang an im Team. "Es macht sehr viel Spaß, hier zu arbeiten, wir haben nette Kollegen und nette Gäste", betont er. Musebrink, der in Lauffen wohnt und mit dem Zug zur Arbeit fährt, hat an diesem Freitag Spätdienst und arbeitet von 10 bis 18 Uhr. Die Frühschicht ist von 8 bis 16 Uhr im Einsatz. Als das Café während der Corona-Pandemie geschlossen war, hat der 25-Jährige, der eine ansteckende Fröhlichkeit verbreitet, in den Werkstätten in Obersulm-Willsbach gearbeitet, die ebenfalls zur Stiftung gehören. "Hier macht es aber viel mehr Spaß", betont Musebrink, der seit kurzem auch Vorsitzender im Bewohnerbeirat der Stiftung ist.

"Wir haben uns als Team toll entwickelt und sind jetzt ein richtiger Normalbetrieb", freut sich Aileen Schinagl, die das Kaffeehaus seit dem Start leitet. Gerade das Buga-Jahr 2019 habe Mitarbeiter und Leitung geprägt. "Bei dem Riesenansturm haben wir auch ehrenamtliche Helfer eingesetzt. Aber auch die Mitarbeiter sind mit der Aufgabe gewachsen", unterstreicht Nico Markert, Pressesprecher der Stiftung Lichtenstern. Das sei auch der Grund gewesen warum Stiftung und Team sich dazu entschlossen haben, sich abzunabeln und das Café Mitte Februar in Café Theo umzubenennen (siehe Kasten).
Außengastronomie im Sommer
Derzeit denkt das Team auch schon über erweiterte Öffnungszeiten nach. Schließlich wird der Neckarbogen als Stadtteil schnell weiter wachsen. Aktuell hat das Café Mittwoch bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und an jedem zweiten Wochenende geöffnet.
Dass es im Sommer auch schon einmal stressig werden kann, wenn zu den 50 Plätzen im Inneren auch noch 60 Gäste im Außenbereich Platz finden, steckt das Theo-Team inzwischen locker weg. "Nervös werden wir deshalb nicht mehr", versichert Schinagl. "Stattdessen ist es bei uns jeden Tag lustig", sagt sie lachend und ergänzt: "Das Café ist mein Baby, ein Herzensprojekt von mir." Wer schon vor Ort war, zweifelt nicht daran, dass das nicht nur für die Theo-Chefin gilt.



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