Mehrere tödliche Badeunfälle: Diese Gefahren drohen im Wasser
Auch gute Schwimmer können durch gesundheitliche Probleme in Not geraten, sagt SLK-Oberarzt Dominik Scharpf. Ehrenamtliche der DLRG sind als Rettungsschwimmer an den Seen in der Region im Einsatz. Badegäste sollten dennoch einige Ratschläge beherzigen.

Mehrere Menschen sind am vergangenen Wochenende bei Badeunfällen in Deutschlands Gewässern gestorben - den Medienberichten zufolge handelte es sich dabei nicht um klassische Nichtschwimmer, sondern um Menschen im Alter zwischen 22 und 86 Jahren, die eher geübt im Schwimmen waren.
"Solche Fälle sind leider keine Seltenheit", sagt Martin Holzhause von der DLRG-Bundesgeschäftsstelle. Gerade in langen Schönwetterperioden komme es vor allem an Wochenenden immer wieder zu einer Vielzahl von Unfällen - weil sich Leute überschätzen, gesundheitliche Probleme im Wasser bekommen oder die Situation in Seen oder Flüssen nicht richtig einschätzen.
Wetterextreme können gesundheitliche Probleme verstärken
Nicht immer führt klassisches Ertrinken zu den Todesfällen, erklärt SLK-Oberarzt und Kardiologe Dominik Scharpf. In vielen Fällen seien gesundheitliche Probleme im Wasser ursächlich - also zum Beispiel ein Kreislaufstillstand, Rhythmusstörungen oder ein epileptischer Anfall. "Die Leute haben das Pech, dass sie gesundheitliche Probleme haben und dabei zufällig im Wasser sind."
Gerade extremes Wetter mit heißen Temperaturen mache den Organismus außerdem verletzlicher für Innere Erkrankungen, sagt Scharpf. So könne zum Beispiel der Sprung ins kalte Wasser mit stark erhitztem Körper auch für junge, gesunde Menschen zum Problem werden. Es komme unter Umständen zum plötzlichen Blutdruckabfall bis hin zum Kreislaufstillstand. Während sich der Körper an Land in der Regel innerhalb kurzer Zeit wieder regenerieren könne, setze so unter Umständen ein fataler Prozess ein - der Betroffene schluckt Wasser und dadurch wird in der Lunge ein erneuter Schock ausgelöst.
Lieber in Ufernähe schwimmen - und zwar nie allein
Die DLRG kennt solche Phänomene zum Beispiel von Menschen, die lange mit dem SUP-Board auf dem Wasser unterwegs waren, erhitzt sind und ohne vorherige Abkühlung ins Wasser fallen oder springen. Martin Holzhause rät bei der Benutzung eines Paddel-Boards grundsätzlich dazu, eine Schwimmweste zu tragen. Damit bleibe man im Zweifel über Wasser, bis sich der Körper wieder erholt hat. "Nicht alleine schwimmen", sei ebenfalls eine wichtige Vorsichtsmaßnahme. "Suchen Sie Stellen auf, die von professionellen Rettern überwacht werden."
Ein weiterer Rat: Parallel zum Ufer statt zu weit in den See hinaus schwimmen. So komme man leichter an Land, wenn die Kraft nachlasse. Ähnliches gilt für Menschen, die in Flüssen schwimmen: Nicht gegen die Strömung anschwimmen, sondern lieber versuchen, in Strömungsrichtung an Land zu kommen und dann zum Platz zurücklaufen, an dem die Kleider liegen, sagt Holzhause.
Drogen oder Alkohol führen ebenfalls zu Problemen
Freiwillige des DLRG-Bezirks Heilbronn und benachbarter Bezirke übernehmen während des Sommers an den Wochenenden und in den Ferien Dienste an den Seen in der Region: dem Breitenauer See, der Ehmetsklinge, dem Katzenbachsee. Vor allem ungeübte Schwimmer seien immer wieder unter den Opfern, sagt Axel Kunzmann von der DLRG Heilbronn. Gerade in der Ehmetsklinge falle das Gelände hinter dem Badebereich steil ab. "Die Leute bekommen Panik, wenn sie keinen Boden mehr unter den Füßen spüren." Auch Menschen, die Alkohol oder andere Drogen konsumiert hätten, seien gefährdet.
Ein weiteres Problem laut Kunzmann: thermische Strömungen. Während das Wasser an der Oberfläche warm ist, gibt es unter der Wasseroberfläche häufig kühlere Strömungen - die muskuläre Probleme verursachen. Auch Schlingpflanzen führten manchmal zu Panikanfällen bei Ungeübten, sagt Martin Holzhause: "Gute Schwimmer drehen sich auf den Rücken und befreien ihren Fuß, Ungeübte werden hektisch und schlucken Wasser." Die Panik könne dann zu lebensgefährlichen Situationen führen.



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