Diskussion um Blackout nimmt Fahrt auf
Wie wahrscheinlich ist es, dass flächendeckend der Strom ausfällt? Die für die Kommunen im Raum Heilbronn zuständigen Netzbetreiber beschreiben die Situation.

In die Diskussion um einen möglichen Gasmangel mischt sich die Angst vor einem flächendeckenden, überregionalen und langanhaltenden Stromausfall, Blackout genannt. Die Befürchtung: Wegen des teuren Gases schalten Menschen vermehrt stromfressende Heizlüfter ein. Dies könne das Stromnetz überfordern und dadurch zu einem flächendeckenden Stromausfall führen. Dass sich die Deutschen neuerdings mit Heizlüftern eindecken, bestätigt eine Sprecherin von Media Markt. Dort verzeichne man eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach elektronischen Heizgeräten, teilt sie auf Nachfrage mit.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes berief sich unlängst bei der Tageszeitung "Welt" auf Angaben der Bundesnetzagentur, wonach ein überregionaler oder regionaler Blackout nicht ausgeschlossen werden könne. Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario? Auf Nachfrage bei der Bundesnetzagentur heißt es, dass flächendeckende, lang andauernde Stromausfälle weiterhin sehr unwahrscheinlich seien. Regionale, krisenhafte Situationen im Stromsystem seien nach deren Einschätzung in diesem Winter ebenfalls unwahrscheinlich. "Sie können aber nie vollständig ausgeschlossen werden", teilt ein Sprecher mit.
Das Stromnetz sei fit gemacht
"Ein Blackout - das wird nicht passieren", sagt eine Sprecherin von Zeag Energie. Die Zeag ist der lokale Verteilnetzbetreiber in Heilbronn und einigen Gemeinden im Landkreis. "Wir haben unser Netz fit gemacht, weil wir für die Energiewende gerüstet sein wollen." Sie verweist auf die Umstellung des Stromnetzes auf 110 Kilovolt. Partielle Stromausfälle seien zwar möglich, zu flächendeckenden Ausfällen könne es aber selbst dann nicht kommen, wenn reihenweise Heizlüfter angeschlossen wären. "Unsere Netze sind dafür ausgelegt, dass auch das nichts ausmacht."
Das Unternehmen Netze-BW ist ein weiterer großer Netz-Betreiber im Landkreis Heilbronn. Bei einem Stresstest, den die vier großen Netzbetreiber Transnet, Tennet, 50 Hertz und Amprion durchgeführt haben, habe es kein Szenario gegeben, bei dem es zu einem breiten Ausfall in Deutschland gekommen sei. Das erklärt Netze-BW Sprecher Hans-Jörg Groscurth. Unterschiede im Bundesgebiet gebe es nicht. "Es herrscht ein Gleichgewicht zwischen Erzeuger und Verbraucher. Das wird gesteuert von den vier großen Netzbetreibern."
Straßenzug vom Stromnetz abgekoppelt
Regional könne es zu einer Überbelastung kommen, erklärt Groscurth. Diese könne eintreten, wenn gleichzeitig viele stromfressende Geräte, wie Heizlüfter, in einer Straße eingeschaltet werden. "Das kommt dann auf die örtliche Gegebenheit an. Wie sind die Leitungen vor Ort ausgelegt?" Dann könne ein Straßenzug vom Netz abgekoppelt sein, erklärt Groscurth. Dies habe mit einem Blackout jedoch nichts zu tun.
Falle der Strom großflächig aus, richtet sich der Fokus auf besonders kritische Infrastrukturen wie beispielsweise Krankenhäuser. Nach Angaben eines Sprechers der SLK-Kliniken besitzt der Verbund an allen drei Standorten Gesundbrunnen, Plattenwald und Löwenstein dieselbetriebene Notstromgeneratoren. "Dadurch ist es separat an jedem Standort möglich, bei einem länger anhaltenden Stromausfall zunächst ad hoc 72 Stunden funktionsfähig zu bleiben."
Bevorraten
Unabhängig von der aktuellen Situation rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zum Bevorraten mit Lebensmitteln und Wasser für mindestens zehn Tage. Bei einer Katastrophe wie einer Flut, einem lang anhaltenden totalen Stromausfall oder nach Sturmschäden bleiben Supermärkte und Tankstellen geschlossen. Kühlschrank und Gefrierfach fallen aus und je nach regionalen Voraussetzungen kommt auch kein Trinkwasser mehr aus dem Wasserhahn. Ein Lebensmittel- und Getränkevorrat helfe, die Zeit zu überbrücken, bis die staatliche Hilfe anläuft.




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